Kollagen soll Falten verringern und straffen – so oder ähnlich lauten Werbeaussagen einiger Kosmetikmarken. Was dahinter steckt und was tatsächlich hilft, liest du hier.
Kollagen strafft das Gewebe und verleiht ihm Festigkeit. Der Körper baut sich diese Stütze selbst aus Proteinketten, die sich zu Fasern zusammendrehen – ähnlich wie ein Seil aus mehreren Strängen zusammengedreht ist.
Die Eigenschaften von Kollagen nutzt der Körper an den unterschiedlichsten Stellen. Das Wissensmagazin Spektrum berichtet, dass Kollagenfasern hauptsächlich im Bindegewebe vorkommen. Dieses festigt unter anderem die Haut. Ohne die stützende Kraft des Kollagens würde die Haut ansonsten recht schlaff an den Knochen hängen. Außerdem sind auch Kochen, Zähne, Sehnen, Knorpel oder Blutgefäße auf Kollagenfasern als Stützgerüst angewiesen.
Jedoch geht auch am körpereigenen Kollagen der natürliche Alterungsprozess nicht spurlos vorbei. Ein Fachartikel aus der e.Medpedia des Springer-Medizin-Verlags erklärt, dass die Fasern mit der Zeit ihre Spannkraft verlieren. In der Folge erschlafft die Haut zunehmend und Falten können sich bilden.
Mit Kollagen gegen Falten?
Lassen sich dann Falten verhindern, indem du der Haut durch Kosmetikprodukte neues Kollagen zuführst? In der Werbung heben Kosmetikmarken gerne die glättende Wirkung von Kollagen hervor. Nicht selten weist auch der Name des Produktes – zum Beispiel „Antifaltencreme“ oder „Anti-Aging-Kur“ – auf die versprochene Wirkung hin.
Die ernüchternde Antwort lautet jedoch: Nein, dieses Kollagen kann nicht die körpereigenen Kollagenfasern reparieren oder ersetzen. Dafür gibt vier gute Gründe:
- Wirkstoffe in kosmetische Präparaten dürfen nicht in die Haut eindringen. Das Bundesamt für Verbraucherschutz macht ganz klar, dass die Substanzen in Kosmetika nur äußerlich mit der menschlichen Haut in Kontakt kommen dürfen. Würden die Wirkstoffe tatsächlich unter die Haut gehen, dann wären die Zulassungsbedingungen für solche Produkte ähnlich umfangreich wie für Arzneimittel. Übrigens birgt körperfremdes Kollagen die Gefahr, dass der Organismus mit Allergien darauf reagiert. Eine Studie der Universität Wien weist zum Beispiel auf mögliche Zusammenhänge von Kollagen in Meerestieren und einer Fischallergie hin.
- Die Haut als Schutzorgan. Der ganze Aufbau der obersten Hautschicht, auch Hornschicht genannt, ist darauf ausgerichtet, keine Substanzen von außen nach innen durchzulassen. Das Medizinportal Netdoktor erläutert, dass diese Schicht aus abgestorbenen Hautzellen besteht, die fest miteinander verschmolzen sind. Der natürliche Talgfilm aus den Talgdrüsen sorgt dafür, dass diese verhornte Schicht elastisch bleibt.
- Die Größe der Kollagenmoleküle: Um zu den Kollagenfasern im Bindegewebe zu gelangen, müsste sich das Pflegepräparat einen Weg durch die Haut bahnen. Eine Dissertation der Universität Halle erläutert, dass dies nur durch die mikroskopisch feinen Zellzwischenräume, durch die Zellen selbst oder durch die Poren geschehen kann. Laut dem Medizinportal DocCheck besitzt das Kollagenmolekül jedoch eine kompakte Struktur, die je nach Art aus hunderten bis über tausend Aminosäuren bestehen kann.
- Das körpereigene Kollagen liegt tief in der Haut. Der Weg von außen durch die Hautschichten zum Bindegewebe ist weit. Das Kollagen muss sich dabei durch mehrere Hautschichten durcharbeiten, um an der richtigen Stelle zu wirken. Wie Netdoktor berichtet, führt der Weg durch die Schichten der Oberhaut oder der Epidermis bis in die Lederhaut. Erst in dieser mittleren Hautschicht, die größtenteils aus Bindegewebe besteht, liegen die Kollagenfasern. Die Hautschicht darunter besteht größtenteils aus Fettgewebe.
Ist das Kollagen in den Kosmetikprodukten dann wirkungslos?
Der Zusatz von Kollagen in Hautpflegeprodukten hat trotzdem eine Wirkung – nur eben nicht tief im Bindegewebe. Körperfremdes Kollagen kann so wie jedes Kollagen Wasser binden und so die Haut von außen mit Feuchtigkeit versorgen. Die Max-Planck-Gesellschaft weist darauf hin, dass Wasser allgemein ein wichtiger Bestandteil von Kollagen ist. Die Fasern erhöhen durch diese Verbindungen ihre Festigkeit. Durch die Eiweiß-Wasser-Zusammensetzung hat das Kollagen eine gelartige Beschaffenheit.
Kollagencreme kann auf diese Weise zum Beispiel trockene Haut mit Feuchtigkeit versorgen. Eine trockene Gesichtshaut fühlt sich meist rau und spröde an. Das liegt laut der Apotheken-Umschau daran, dass der Feuchtigkeitsgehalt in der obersten Hautschicht abnimmt und zusätzlich Wasser verdunstet. Hier kommt dann das Kollagen mit seiner Gel-Struktur zum Einsatz. Es legt sich um die ausgetrockneten verhornten Zellen und glättet so die rauen Stellen oberflächlich.
Eine Kollagenpflege kann also die Haut vorübergehend glätten, aber keine Falten „wegzaubern“, wie Werbung gerne glauben macht.
Den feuchtigkeitsspendenden Effekt erreichst du in der Regel auch mit jeder anderen Pflegecreme, die auf deinen Hauttyp abgestimmt ist. Außerdem sollte die Hautpflege gut verträglich sein. Marken der Naturkosmetik verwenden in der Regel schonende Wirkstoffe. An verschiedenen Siegeln für Naturkosmetik kannst du dich orientieren – empfehlenswert sind unter anderem BDIH, Natrue oder EcoCert.
Achtung! Kollagen ist nicht vegan. Laut PETA stammt echtes Kollagen in Kosmetikprodukten gewöhnlich von Tieren. Die Verbraucherzentrale führt dazu an, dass es sogenanntes „veganes Kollagen“ nicht gibt. Die Bezeichnung ist irreführend: Laut Verbraucherzentrale handelt es sich dabei um einen Mix aus Aminosäuren, aber eben um kein echtes Kollagen.
Kollagen in Nahrungsergänzungsmitteln
Ähnlich unsicher ist die Wirkung von Collagen-Drinks. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Kollagen in Trinkampullen oder Kapseln, die die Falten wieder glätten sollen.
Die Verbraucherzentrale informiert, dass die European Food Savety Agency (EFSA) angebliche Beweise für die Wirksamkeit solcher Mittel abwies. Die eingereichten Studien sollten den Nachweis erbringen, dass Kollagen aus Nahrungsergänzungsmitteln die Faltentiefe mindert. Laut EFSA konnten die Studien nicht zweifelsfrei belegen, dass die gezeigten Veränderungen der Faltentiefe auch wirklich das Kollagen herbeiführte. Damit fehlt der schlüssige wissenschaftliche Beweis für die Wirkung des Mittels. Deshalb ist Werbung mit Aussagen, wie „glättet die Haut“ in der EU untersagt.
Die EFSA bezieht ebenfalls Stellung zu Nahrungsergänzungsmitteln, die mithilfe von Kollagen die Gelenke beweglich halten sollen. Auch in diesem Fall befand die Agentur die eingereichten Unterlagen als nicht stichhaltig. Ein wissenschaftlicher Beleg fehlt damit ebenso.
Vorsicht bei Fischallergie! Die Verbraucherzentrale warnt vor möglichen allergischen Reaktionen gegen das eingenommene Kollagen. Mitunter stammt das verwendete Kollagen von Fischen und könnte so bei Personen mit einer Fischallergie zu Reaktionen führen.
Was dem Kollagen wirklich hilft
In puncto Kollagen ist der Körper ein Selbstversorger. Je nach Bedarf bauen Zellen aus Aminosäuren, dem Grundbaustein für Proteine, unterschiedliche Kollagentypen. Das Medizinportal DocCheck berichtet, dass inzwischen etwa 28 verschiedene Typen von Kollagenen bekannt sind.
Dabei unterstützt du deinen Körper mit einer ausgewogenen Ernährung und Bewegung an der frischen Luft. Denke dabei an einen Sonnenschutz, wie zum Beispiel eine Bio-Sonnencreme. Zu viel Sonnenstrahlung setzt der Haut und damit auch den Kollagenfasern zu.
Ein gesunder Lebensstil und ein rücksichtsvoller Umgang mit der Haut tragen dazu bei, dass der Organismus lange funktionieren kann – ganz unabhängig vom Alter. Entscheidend dabei ist, dass du dich in deinem Körper wohlfühlst. Er verändert sich mit der Zeit, genauso wie du dich als Person immer weiter entwickelst. Dies ist ein Prozess, den das Leben mit sich bringt. Lebst du diesen Prozess, anstatt ihn zu bekämpfen, strahlst du dieses Bewusstsein auch für andere aus. Du bleibst als Mensch interessant, weil du mit dir im Reinen bist. Dabei stören auch Falten nicht, im Gegenteil – sie unterstreichen deine Persönlichkeit.
Mit den richtigen Nährstoffen und ausreichend Flüssigkeit versorgst du deinen Körper mit allem, was er für den Kollagenaufbau benötigt. So hältst du deine Kollagenfasern lange funktionsfähig:
- Vitamin C: Das Vitamin spielt bei der Bildung von Kollagen eine entscheidende Rolle. Spektrum berichtet, dass ein Mangel an Vitamin-C die Stabilität des Kollagens beeinträchtigt. Vitamin C findest du in allen Zitrusfrüchten oder in diesen regionalen Obst- und Gemüsesorten. Zum Beispiel in Schwarzen Johannisbeeren, Sanddornsaft oder Sanddornöl, Paprika, Spinat, Rosenkohl oder Grünkohl.
- Lysin: Die Aminosäure ist am Aufbau von Kollagenfasern beteiligt. Lysin ist in Vollkorngetreide oder Buchweizen enthalten sowie in Walnüssen oder Tofu. Mit Erbsen hast du eine heimische und nachhaltige Alternative zu dem Sojaprodukt. Problematisch für die Umwelt sind Sojaerzeugnisse, wenn für die Sojabohnen Regenwald abgeholzt wird.
- Wasser: Ausreichend Wasser oder ungesüßten Kräutertee trinken hält die Kollagenfasern straff. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt rund ein anderthalb Liter Wasser pro Tag.
- Bewegung an der frischen Luft: Das fördert die Durchblutung und die Nährstoffe gelangen schneller ins Gewebe, zu den Zellen und Kollagenfasern.
Dagegen lassen Stress oder übermäßiger Alkoholgenuss und Nikotin die Haut schnell schlaff aussehen. Hastige Mahlzeiten, noch dazu mit Fertiggerichten, tragen ebenfalls zu einem vorzeitigen Erschlaffen der Kollagenfasern bei. Fast Food oder verarbeitete Lebensmittel in Fertiggerichten enthalten meist nur noch wenig Nährstoffe.
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English version available: What Is Collagen Good For? Benefits, and What to Watch Out For
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