Nachhaltiger Tourismus kennt weder Autostaus, die sich gen Süden schieben, noch Flieger, die verspätet auf Mittelmeer-Inseln jetten. Utopia macht dir Vorschläge, wie Erholung auch etwas sanfter und umweltfreundlicher geht.
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Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, sich als Tourist:in nachhaltiger zu verhalten. Dass Hotels anbieten, die Handtücher nicht mehr täglich zu waschen, spart ihnen Geld, ja, aber es senkt eben auch den Wasserverbrauch und die Wasserbelastung durch Waschmittel. Kleine lokale Unterkünfte statt Hotelketten sowie lokale Restaurants statt internationalem Fast-Food zu wählen, sorgt dafür, dass das Geld am Reiseort bleibt.
Sanfter Tourismus heißt auch, sich achtsamer zu verhalten. So gibt es in vielen Ländern keine Möglichkeit, Sondermüll wie etwa Altbatterien umweltgerecht zu entsorgen. Daher verzichtest du am besten schon beim Kofferpacken auf solche Gegenstände. Oder du nimmst Batterien und ähnliches vom Urlaubsort wieder mit, damit sie bei uns fachgerecht entsorgt werden können.
Definition sanfter Tourismus – was heißt das eigentlich?
„Sanfter Tourismus“ wird meist synonym mit „nachhaltigem Tourismus“ verwendet. Gemeint ist damit eine Form des Tourismus, die im besten Fall keine negativen Folgen für die Natur und Bevölkerung am Zielort haben. Wer sanft oder nachhaltig verreist, belastet die Umwelt so wenig wie möglich und versucht die Kultur im Reiseland nicht (negativ) zu verändern, sondern passt sich an.
Die Weltorganisation für Tourismus (UNWTO) definiert nachhaltigen Tourismus als „eine Einrichtung, die die gegenwärtigen und künftigen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Auswirkungen vollständig berücksichtigt, um den Bedürfnissen der Besucher, der Industrie, der Umwelt und der gastgebenden Gemeinschaften gerecht zu werden“.
Wir zeigen dir mit unseren 15 Tipps, was einen sanften oder nachhaltigen Tourismus konkret ausmacht – von der Anreise und Fortbewegung vor Ort bis zur Wahl der Unterkunft und dem Trinkgeld.
Nachhaltiger Tourismus Tipp #1: nahe Reiseziele
„Warum in die Ferne schweifen?“, fragte Goethe sinngemäß und hat immer noch recht: Nachhaltiger Tourismus ist, wenn sich die Urlaubsziele in der Nähe befinden. Nicht immer müssen es ferne Inseln oder andere Kontinente ein, wenn auch unsere heimischen Seen zum Baden einladen oder Alpenwanderungen uns der Natur nahe bringen.
Das liegt sogar im Trend: Bei Mikroabenteuern geht es darum, das Abenteuer nicht an exotischen Orten zu suchen, sondern ganz in der Nähe. Eine Stadtführung in der eigenen Stadt wahrnehmen, im Nachbarort campen statt im Ausland, in der Stadt mit öffentlichen Verkehrsmitteln bis zur Endstation fahren, dort die Gegend erkunden – und dann zu Fuß nach Hause wandern. Ideen gibt es viele, als Erfinder gilt der Brite Alastair Humphreys.
Sanfter Tourismus Tipp #2: nachhaltigere Verkehrsmittel
Sich Ziele in der Nähe zu suchen, hat noch einen zweiten Vorteil: Man kann sie mit der Bahn, dem Bus oder sogar mit dem Rad erreichen. Auf diese Weise reist du fast automatisch wesentlich umweltfreundlicher als mit Auto oder Flugzeug. Profunde Anleitungen für europäische Bahnreiseziele hat zum Beispiel Anderswo.
Wer clever bucht, verreist obendrein günstig: Günstige Bahntickets: 10 Tipps für preiswerte Tickets – auch von Stiftung Warentest
Auch im Urlaub selbst ist sanfter Tourismus möglich, indem du aufs Auto verzichtest: Auf den Inseln im Norden Deutschlands und in vielen Städten lassen sich problemlos Fahrräder leihen. Auch in den Alpen haben sich einige auf umweltfreundliche Mobilitätskonzepte spezialisiert, etwa die 25 Orte der „Alpine Pearls“ mit Orten in Deutschland, Österreich, Schweiz, Italien, Frankreich und Slowenien.
Lesetipps:
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Nachhaltiger Tourismus Tipp #3: Flugzeug, Bahn oder Bus?
Daran ist nicht zu rütteln: Fliegen ist von allen Urlaubsarten die umweltschädlichste. Der Ausstoß von Treibhausgasen ist enorm und schon eine einzige Flugreise kann mehr CO2 produzieren, als man sonst im ganzen Jahr hinterlässt. Eine Flugreise von München nach Athen verursacht laut Atmosfair rund 600 kg CO2 – das ist bereits mehr als ein Drittel des klimaverträglichen CO2-„Jahresbudgets“ eines Menschen, das Atmosfair bei Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels auf maximal 1,5 t CO2 beziffert.
Wenn du mit Bus und Bahn reist, kommt das Klima viel besser weg: Im Schnitt 29 bzw. 32 Gramm Treibhausgase stoßen Reisebus und Bahn im Fernverkehr laut Umweltbundesamt pro gefahrenen Kilometer aus. Lies dazu auch: Vergleich von Fernbus, Auto, Bahn, Flugzeug, wo wir dir auch Fernbuslinien vorstellen.
Sanfter Tourismus Tipp #4: Carsharing-Urlaub
Für Reisen in die nähere Umgebung ist das Auto oft das preiswerteste Verkehrsmittel. Aber leider nicht das umweltfreundlichste: Der CO2-Verbrauch liegt bei ca. 150 Gramm pro Person und Kilometer.
Auch für Urlaubsfahrten kann man Fahrgemeinschaften bilden – oder Carsharing-Angebote für den Nahurlaub nutzen, wenn der Ort nicht per Bus oder Bahn erreichbar ist.
Nachhaltiger Tourismus Tipp #5: Mietwagen meiden
Autos sind einfach ein Problem, zumindest in Sachen nachhaltiger Tourismus.
Nimm also, wenn das geht, keinen Mietwagen, sondern stattdessen öffentliche Verkehrsmittel. So gewinnst du auch einen viel intensiveren Eindruck von Land und Leuten und bekommst Einblicke in das Alltagsleben und Kontakt zu Einheimischen. Und auch der Schadstoffverbrauch ist geringer. In Frankreich zum Beispiel kosten Busse nur wenige Euro.
Sanfter Tourismus Tipp #6: Flüge vermeiden
Wer dennoch fliegen will, sollte es wenigstens sinnvoll tun: Statt dreimal eine Woche Kurzurlaub mit Flügen zu machen, bedeutet sanfter Tourismus, nur einmal drei Wochen in den Urlaub zu fliegen. Das reduziert die Belastung des persönlichen Klimagas-Fußabdrucks auf ein Drittel.
Nachhaltiger Tourismus Tipp #7: CO2-Verbrauch ausgleichen
Eine Flugreise läßt sich nicht vermeiden? Ein bisschen sanfter Tourismus ist auch über die Kompensation der CO2-Emissionen möglich: Verschiedene Klimainitiativen rechnen aus, wie viel CO2 der betreffende Flug verursacht und erlauben es, die klimaschädlichen Emissionen durch eine Geldspende in Klimaschutzprojekte zu kompensieren. Der Ausgleich ist umstritten, aber definitiv besser als gar nichts zu machen. Lies auch unseren Artikel CO2-Kompensation: Warum du nicht mehr ohne Ausgleich reisen solltest.
Sanfter Tourismus Tipp #8: mit wenig Gepäck reisen
Ob Auto oder Flugzeug: Je schwerer Taschen und Koffer, desto mehr CO2 fällt auf der Fahrt in den Urlaub an. Beim sanften Tourismus packst du nur so viel ein, wie du wirklich benötigst. Ein weiterer Vorteil: Du musst weniger Wäsche schleppen. Und anschließend auch weniger waschen.
Da es in vielen Ländern keine Möglichkeit gibt, Sondermüll wie etwa Altbatterien umweltgerecht zu entsorgen, solltest du schon beim Kofferpacken problematische Dinge weglassen. Sollten sich Batterien nicht vermeiden lassen, nimm sie sicherheitshalber wieder mit zurück nach Hause – vor allem, wenn die Entsorgung im Urlaubsland definitiv unklar ist.
Lies auch: Zero Waste auf Reisen – Müll clever aus dem Urlaub verbannen
Nachhaltiger Tourismus Tipp #9: Siegel checken
Die Reisebranche kann sich noch immer kaum auf Siegel einigen, an denen man erkennen kann, wann sanfter Tourismus vorliegt. Es gibt dutzende Siegel für bessere Reisen, doch nur wenige sind sinnvoll. Dennoch drei wichtige Beispiele für sanften Tourismus:
- TourCert: Die Zertifizierung berücksichtigt ganzheitlich ökologische und soziale Kriterien von Reiseveranstaltern, Reisebüros und Unterkünften. tourcert.org
- Viabono: Fördert auf Initiative des Bundesumweltministeriums nachhaltigen Tourismus und ist etwa bei Unterkünften, Campingplätzen, Kanuanbietern oder Naturparks zu finden. viabono.de
- Blaue Flagge: Zeichnet in 40 Ländern nachhaltig betriebene Gewässer aus, etwa Sportboothäfen und Badestrände an Binnengewässern. blaue-flagge.de
Guter Ausgangspunkt: Siegelseiten ansteuern und dort die Listen der Teilnehmer als Grundlage für das Planen von Reisen verwenden.
Sanfter Tourismus Tipp #10: Wasser sparen
Achte auch in den Ferien auf einen geringen Wasserverbrauch, gerade in südlichen Ländern. Dusche auch im Urlaub nicht übermäßig lange und verwende deine Handtücher mehrere Tage hintereinander, damit sie nicht so oft gewaschen werden müssen. Viele Hotels weisen ihre Gäste inzwischen aktiv auf den Wasserverbrauch durch das Waschen der Handtücher hin und reinigen sie nur, wenn du die Handtücher auf dem Boden liegen lässt.
Nachhaltiger Tourismus Tipp #11: Bio-Hotel, Bio-Bauernhof und Co.
Bio-Domizile sind schöne Beispiele für nachhaltigen Tourismus: Bio-Hotels gehen beispielsweise bewusster und sparsam mit Ressourcen um, reduzieren den Müll und servieren beim Essen bevorzugt regionale Bio-Küche. In den allermeisten Fällen sind auch vegetarisch und vegane Gerichte zu haben. Die Vereinigung der Bio-Hotels hat inzwischen fast 100 Hotels in Europa im Programm und möchte bis 2023 klimapositiv werden. Sie sind inhaltlich verschieden ausgerichtet, als Gemeinsamkeit genügen sie verschiedenen Nachhaltigkeitskriterien.
Und auf Bio-Bauernhöfen oder Bio-Campingplätzen kannst du verantwortungsvoll im Einklang mit der Natur deinen Urlaub verbringen. Eine tolle Möglichkeit für einen sanften Familienurlaub.
Sanfter Tourismus Tipp #12: Lokale Wirtschaft unterstützen
Entdecke während der Urlaubsreise mehr als das, was im Reiseführer steht. Iss in einheimischen Restaurants, kaufe Souvenirs in kleinen Geschäften und probiere regionale, landestypische Besonderheiten. So unterstützt du die lokale Wirtschaft und erlebst fremde Kulturen hautnah.
Nachhaltiger Tourismus Tipp #13: keine Klimaanlage
Die Klimaanlage im Hotelzimmer (und nicht nur dort) ist einer der größten Stromfresser. Und völlig absurd: Zwar wird es im Zimmer kälter, dafür wird der Rest der Welt noch wärmer – so dass man noch mehr Klimaanlagen bräuchte … nachhaltiger Tourismus ist das jedenfalls nicht.
Besser: Lässt sich die Benutzung nicht völlig vermeiden, achte darauf, die Klimaanlage beim Verlassen des Zimmers abzuschalten und die Raumtemperatur nicht auf zu niedrige oder zu hohe Werte zu regulieren. Ein Eisschrank am Badeort ist auch nicht besonders gesund.
Zuhause kannst du übrigens getrost auf die Anschaffung verzichten: Wohnung kühlen ohne Klimaanlage: Tipps & Tricks
Sanfter Tourismus Tipp #14: Spezialist:innen befragen
Sanfter Tourismus liegt im Trend und spezialisierte Portale bieten übersichtliche Informationen zu nachhaltigeren Reisen. Lies dazu:
Nachhaltiger Tourismus Tipp #15: Trinkgeld geben
Auch bei nachhaltigeren Reiseanbietern ist nicht alles Gold, was glänzt und nicht alle Veranstalter setzen immer alles ideal um. Die Reiseleiter:innen – deutsche ebenso wie neuerdings „local guides“, die natürlich mehr Verbindung zum lokalen Leben haben, aber auch einfach billiger sind – erhalten zum Teil Hungerlöhne und geringe Spesen und werden mit Knebelverträgen in Scheinselbständigkeit zum Beispiel zu Wartetagen gezwungen, die dann aber nicht bezahlt werden.
Von Mitarbeiter:innen (die das Prinzip der „nachhaltigeren Reisen“ nach wie vor gut finden und hoch halten!) ist durchaus auch mal die Klage zu hören, dass auch der sanfte Tourismus nicht immer fair mit den eigenen Leuten umgeht – und man als Tourist:in daher Reiseleiter:innen, Busfahrer:innen, Hotels und so weiter mit Trinkgeld bedenken sollte, um dies etwas auszugleichen.
Auch wichtig: Fotografien von Menschen sind eine tolle Erinnerung an den Urlaub. Aber niemand möchte ungefragt geknipst werden. Deshalb ist es wichtig, vorher um Erlaubnis zu bitten. Dafür reicht zur Not auch ganz einfach ein Handzeichen.
Utopia.de wünscht dir eine gute und sanfte Reise!
Utopia-Team/aw/lp
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