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Oxfam-Bericht: Ausbeutung auf Teeplantagen – und deutsche Unternehmen profitieren

Teekanne Oxfam Assam Ausbeutung
Foto: Utopia

Eine neue Oxfam-Studie zeigt, wie katastrophal die Arbeitsbedingungen auf indischen Teeplantagen sind: Hungerlöhne, giftige Pestizide und verunreinigtes Trinkwasser gehören zum Alltag der Arbeiter. Davon profitieren deutsche Unternehmen wie Teekanne, aber auch Supermärkte wie Aldi, Lidl und Co.

Der Bundesstaat Assam ist der größte Teeproduzent Indiens. Die Menschen auf den Plantagen pflücken bis zu 30 Kilogramm Schwarztee am Tag – und das unter katastrophalen Arbeitsbedingungen.

Das geht aus einem aktuellen Bericht der Hilfsorganisation Oxfam hervor: Die Arbeiter erhalten Hungerlöhne, leiden an Krankheiten wie Cholera, Typhus oder Gelbsucht, arbeiten unter dem Einsatz giftiger Pestizide, erhalten keinen Zugang zu Sanitäranlagen oder sauberem Trinkwasser und werden schikaniert.

Oxfam: Viele Arbeiter müssen hungern

Für die Studie hat Oxfam mehr als 500 Arbeiter und Arbeiterinnen auf 50 Plantagen in Assam befragt. Die Ergebnisse sind dramatisch. Die Menschen auf den Plantagen verdienen umgerechnet gerade einmal zwischen 1,73 bis 2,14 Euro pro Tag, in der Region Assam entspricht das weniger als der Hälfte eines existenzsichernden Lohns. Zum Überleben reicht das kaum – viele Arbeiter müssen hungern.

Von den niedrigen Löhnen profitieren laut Oxfam deutsche Teeunternehmen wie die Ostfriesische Teegesellschaft (OTG) und Teekanne aber auch Supermärkte wie Aldi, Lidl, Rewe, Edeka und Co. Sie bekommen fast 86 Prozent des Verkaufspreises des Assam-Tees – gerade mal 1,4 Prozent bleiben bei den Arbeitern und Arbeiterinnen auf den Plantagen. Bei einem drei-Euro-Tee sind das vier Cent, rechnet die Hilfsorganisation vor.

Krankheiten wie Durchfall, Typhus oder Gelbsucht

Auf den Plantagen wird der Tee mit giftigen Pestiziden behandelt. Die Arbeiter berichteten, dass sie keine Handschuhe, Stiefel oder Schutzbrillen erhalten. Andere gaben an, dass sie Schutz-Ausrüstung nur dann bekommen, wenn Kontrollen erwartet werden. 19 Prozent der Frauen erzählten von Geburtsfehlern und Krankheiten – möglicherweise verursacht von den Pestiziden, vermutet Oxfam.

Die Mehrheit der Arbeiter klagte über Rückenschmerzen und Müdigkeit, durch Hitze verursachte Krämpfe, Erschöpfung, Hitzschläge und Dehydrierung. Rund 45 Prozent der Arbeiter litten an durch Wasser übertragenen Krankheiten wie Durchfall, Typhus und Gelbsucht. Fabrikarbeiter klagten zudem über Augenreizungen, Asthma, Husten und allergische Reaktionen auf Staub und Rauch. Dabei gebe es kaum Ärzte und zu wenig medizinisches Fachpersonal, heißt es in dem Bericht.

Oxfam: Unternehmen und Supermärkte sollen mehr Verantwortung übernehmen

Zwar setzen deutsche Supermärkte und Teeunternehmen auf Zertifizierungen, etwa durch die Organisationen UTZ oder Rainforest Alliance. So kooperiert Teekanne mit der Rainforest Alliance und hat über die letzten Jahre den Anteil des zertifizierten Tees kontinuierlich erhöht.

Die Recherchen von Oxfam zeigen jedoch, dass Zertifikate nicht unbedingt zuverlässig sind: Viele der aufgedeckten Menschenrechtsverletzungen ereigneten sich auf zertifizierten Plantagen. „Unternehmen und Zertifizierungsfirmen kennen die Probleme schon lange und lösen sie nicht“, sagt Dr. Barbara Sennholz-Weinhardt, Oxfam-Expertin für Wirtschaft und Globalisierung und Autorin der Studie.

Oxfam fordert deshalb von Supermärkten und Teeherstellern, mehr Verantwortung zu übernehmen. Hier geht es zum Oxfam-Bericht.

Fairer Bio-Tee ist besser

Die von Oxfam aufgedeckten Zustände sind leider keine Ausnahme: Immer wieder berichten Menschenrechtsorganisationen von katastrophalen Arbeitsbedingungen auf Teeplantagen. Mehr dazu in unserem Artikel: Die bittere Wahrheit über Tee.

Deshalb ist es besonders wichtig, nur fair gehandelten Bio-Tee zu kaufen. Das hilft am sinnvollsten gegen die ausbeuterischen Arbeitsverhältnisse. Allerdings ist es nicht ganz einfach, hier eine konkrete Empfehlung auszusprechen, denn neben dem bekannten, verbreiteten FairTrade-Siegel gibt es eine schier unüberschaubare Vielfalt an Initiativen.
Im Beitrag „Genuss mit gutem Gewissen: Tee aus fairem Handel“ stellen wir eine kleine Auswahl dieser Initiativen vor.

Einige empfehlenswerte Produkte findest du in unserer Bestenliste:

Bestenliste: Der beste Bio-Tee

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