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Redakteurin isst seit 13 Jahren kein Fleisch: Ihr wichtigster Tipp

13 Jahre ohne Fleisch: Mein wichtigster Tipp für den Anfang
Foto: CC0 Public Domain - Pixabay/ Hans, Unsplash/ Karolina Kołodziejczak

Vom Schnitzel-Fan zur Vegetarierin: Der Verzicht auf Fleisch fiel Redakteurin Kathi anfangs nicht leicht. Ein Tipp half ihr damals besonders. Inzwischen hat sie seit 13 Jahren kein Schnitzel, Steak oder ähnliches mehr gegessen – und vermisst es auch nicht.

In meiner Kindheit war ich ein großer Schnitzel-Fan. Auch damals schon mit leicht schlechtem Gewissen, sobald man mir erklärt hatte, wo das leckere Kalbfleisch eigentlich herkam. Doch mein Appetit war stärker, und das panierte Essen duftete so köstlich – mit dem langweiligen Gemüse daneben wusste ich nichts so recht anzufangen.

Diese Zeiten sind inzwischen längst vergangen, mein letztes Schnitzel ist mindestens 13 Jahre her. Ein Tipp half mir besonders bei der Umstellung – ich profitiere davon bis heute.

Es geht nicht darum, auf etwas zu verzichten

Ich verzichte seit 2010 auf Fleisch, seit ich 16 bin. Meine Gewissensbisse hatten seit Kindheitstagen zugenommen, geschmeckt hatte mir Fleisch aber nach wie vor. Die Umstellung fiel mir deshalb anfangs sehr schwer: Ich hatte große Lust auf Fleisch, auch weil es bis dahin fester Bestandteil meiner Ernährung gewesen war und ich das Gefühl hatte, dass dieser Teil plötzlich fehlte. Der Grund war, dass mir nicht ganz klar war, wie ich ihn ersetzen sollte.

Häufig ernährte ich mich in den ersten Wochen von den Beilagen, die meine Mutter zusätzlich zum fleischhaltigen Hauptgericht kochte, oder machte mir Nudeln mit Soße, Salat oder eines der wenigen anderen schnellen vegetarischen Gerichte, die ich damals kannte. In der Schulmensa griff ich fast immer zu Salat oder Käsebrot, welche mir bald zum Hals raus hingen – die Auswahl an vegetarischen Gerichten war damals vergleichsweise klein. Einmal träumte ich nachts sogar von meinem früheren kross-panierten Leibgericht.

Dass ich mich anfangs so quälte, kommt mir im Nachhinein wenig überraschend vor. Ich hatte nicht verstanden, worum es bei der vegetarischen Ernährung geht: Nicht darum, auf etwas zu verzichten, sondern darum, sich anders zu ernähren. Mein wichtigster Tipp: Wer kein Fleisch mehr essen will, sollte es nicht einfach nur weglassen – und auch nicht zu oft zu Ersatzprodukten greifen.

Ein vegetarisches Gericht ist mehr als eine Beilage plus Fleischersatzprodukt

Hätte meine Umstellung ein paar Jahre später stattgefunden, hätte ich mich wohl anfangs hauptsächlich von Fleischersatzprodukten ernährt (die Auswahl war damals noch deutlich kleiner). Doch auch das wäre meiner Meinung nach ein ganz falscher Ansatz gewesen. Denn die Produkte sind oft nicht ganz günstig, enthalten häufig viel weniger und andere Nährstoffe als das tierische Original, dafür aber viel Salz und Zusatzstoffe. Und: Durch Ersatzprodukte denkt man nicht wirklich um, wenn es um die eigene Ernährung geht – sie bleibt auf Schnitzel, Wurst und Co. ausgerichtet, auch wenn die Produkte nicht mehr aus Fleisch bestehen.

Ein vegetarisches Gericht ist mehr als ein fleischhaltiges minus Fleisch. Und mehr als eine Beilage plus Fleischersatzprodukt. Natürlich kann man ab und zu zum Veggieschitzel mit Kartoffelsalat greifen. Dadurch kommt kein Tier ums Leben – doch aus gesundheitlicher und finanzieller Sicht ist das keine Dauerlösung.

Mir hat es geholfen, stattdessen Mahlzeiten neu zu denken. Es gibt eine unglaubliche Vielfalt an vegetarischen Gerichten – am Anfang hilft es, möglichst viele davon kennen zu lernen und Neues auszuprobieren. Wie gesagt war mein jüngeres Ich nicht der größte Gemüsefan, und gegenüber Zutaten wie Kichererbsen oder Quinoa sehr skeptisch. Doch oft muss man nur die richtige Zubereitung finden. Isst man statt einem Schnitzel mit Kartoffelsalat nur den Kartoffelsalat, wird man enttäuscht vom Tisch aufstehen. Isst man stattdessen ein Kartoffel-Kichererbsen-Curry, kann das schon ganz anders aussehen.

Durch Ausprobieren wächst auch schnell das eigene Rezept-Repertoire. Das hilft nicht nur zuhause: Wer vom Abendessen eine Portion in die Arbeit mitnimmt, ist nicht mehr auf die Kantine angewiesen. Allgemein ist die Auswahl für Vegetarier:innen in Mensen, Restaurants und Co. im vergangenen Jahrzehnt aber ohnehin stark gewachsen.

Auf Fleisch verzichten: Weitere Tipps für den Anfang

Wer mit Nicht-Vegetarier:innen zusammenlebt – so wie ich damals – wird vielleicht nicht immer ein Extra-Gericht kochen wollen. Doch vielleicht schafft man es ja, sich mit den Mitbewohner:innen abzustimmen. Wie gesagt, die Liste an vegetarischen Gerichten ist endlos. Ich empfehle für den Anfang, die indische und italienische Küche genauer zu studieren.

Wenn man ehrlich ist, ist vegetarische Ernährung eigentlich kein riesiger Schritt – im Vergleich zu beispielsweise Veganismus. Man „muss“ ja nur auf Fleisch und Fisch verzichten, Nudelrezepte, Süßspeisen und viele weitere Gerichte kann man einfach weiter genießen.

Ich habe in den vergangenen 13 Jahren jedoch deutlich mehr Gemüse in meine Ernährung aufgenommen und koche gerne mit Zutaten wie Couscous, Kichererbsen und Co. Zu meinen Favoriten zählen zum Beispiel Couscous-Gemüsepfannen, Linsencurry, Rote-Bete-Salat mit Couscous, Shakshuka und Spaghetti mit Linsenbolognese. Mit Sellerie-Schnitzel konnte ich mich leider nie so recht anfreunden – vielleicht habe ich einfach noch nicht das richtige Rezept gefunden. Dafür esse ich gerne panierten Blumenkohl aus der Pfanne, oder eben doch ausnahmsweise auch mal die veganen Schnitzel aus dem Supermarkt.

Was meinen Heißhunger auf Fleisch angeht, kann ich übrigens beruhigen: Der lässt mit der Zeit nach. Bei mir hat es etwa ein Jahr gedauert, bis mein Appetit darauf vollends verflogen war.

Anfangs noch Ausnahmen zu machen, hilft meiner persönlichen Erfahrung nach aber nicht. Für mich ging es darum, meinem Unterbewusstsein abzutrainieren, Fleisch als Option für mich wahrzunehmen. Dazu hätte ein fleischhaltiges Essen an jedem dritten Sonntag im Monat nicht beigetragen. Doch das ist nur meine persönliche Sichtweise – für andere Vegetarier:innen und Veganer:innen mag das anders sein.

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