Tenside, Duftstoffe, Konservierungsstoffe: Unsere alltäglichen Wasch- und Putzmittel sind nicht ganz sauber. Wir zeigen, welche Inhaltsstoffe besonders bedenklich sind – und welche Alternativen besser sind.
1. Erdöl-Tenside: schmutzige Saubermacher
Tenside („waschaktive Substanzen“) verbinden Fett und Wasser und sind damit die wichtigsten Wirkstoffe in Reinigungsmitteln. Sie sorgen dafür, dass sich Fett und Schmutz beim Waschen lösen und im Wasser verbleiben. Man unterscheidet zwischen anionischen, nichtionischen, kationischen und amphoteren Tensiden, wobei anionische Tenside am häufigsten in Reinigungsmitteln vorkommen.
In konventionellen Putz- und Waschmitteln werden meist synthetische Tenside verwendet. Diese werden auf Basis der knappen Ressource Erdöl hergestellt. Tenside müssen einer EU-Verordnung zufolge biologisch abbaubar sein. Allerdings gilt ein Tensid bereits als „vollständig biologisch abbaubar“, wenn es nach 4 Wochen zu 60 Prozent abgebaut ist.
Was das bedeutet: Nach wie vor können erdölbasierte Tenside bzw. ihre Abbauprodukte über unser Abwasser in die Umwelt gelangen und dort über längere Zeit verbleiben. Für Wasserorganismen können einige der Substanzen gefährlich sein. Für unsere Gesundheit sind Tenside mitunter bedenklich, weil sie Haut und Schleimhäute austrocknen oder reizen können und so anfälliger machen für Allergien und Ausschläge.
Tipp: Verwende Reinigungsmittel immer möglichst sparsam bzw. halte dich bei Waschmitteln genau an die empfohlene Dosierung. So kannst du die Menge an Tensiden, die ins Abwasser gelangt, möglichst gering halten.
Mehr lesen: 9 häufige Waschmittel-Fehler: Besser und umweltschonender waschen
2. Palmöl-Tenside: Regenwald im Waschmittel
Die Alternative zu Tensiden auf Erdölbasis sind Tenside aus nachwachsenden Rohstoffen. Diese sind nicht unbedingt besser abbaubar, basieren aber immerhin auf Pflanzen statt Erdöl. Verwendet werden in erster Linie Seifen und Zuckertenside – überwiegend wird dafür Palmöl eingesetzt.
Um die hohe Nachfrage nach Palmöl zu decken, werden vor allem in Südostasien riesige Mengen Regenwald abgeholzt und in Ölpalmen-Monokulturen verwandelt.
Tipp: Hersteller von ökologischen Putz- und Waschmitteln achten in der Regel darauf, dass das verwendete Palmöl so nachhaltig wie möglich angebaut wird. Leider gibt es bisher nur wenige palmölfreie Reinigungsmittel. Lediglich Sonnett, memo, Waschbär und Good Soaps bieten unseres Wissens derzeit einige Produkte ohne Palmöl an; Ecover arbeitet daran, den Palmölanteil zu verringern.
Alternative: Verwende Hausmittel statt Putzmittel.
3. Duftstoffe: nichts für sensible Haut
Fast alle Wasch- und Putzmittel enthalten Duftstoffe. Dabei sind sie für die Reinigungsleistung wirkungslos und viele gelten als potenziell allergieauslösend. In der Regel ist auf der Verpackung jedoch nur der zusammenfassende Hinweis „Duftstoff“, „Parfum“ oder „Fragrance“ zu finden. Denn deklariert werden müssen lediglich 26 als besonders allergen bekannte Duftstoffe ab einer Konzentration von 0,01 Prozent in Reinigungsprodukten, Waschmitteln und Weichspülern.
Neben den gesundheitlichen Risiken bringen bestimmte Duftstoffe, insbesondere einige Moschusverbindungen, auch im Abwasser Probleme mit sich: Sie sind giftig für Wasserorganismen und in der Umwelt nur sehr schwer abbaubar. Allerdings gilt das nicht nur für synthetisch hergestellte, sondern auch für einige natürliche Duftstoffe wie zum Beispiel Limonen. Auch sie können Allergien auslösen oder hautreizend wirken, daher sind Öko-Reinigungsmittel keine Garantie für die Verträglichkeit.
Tipp: Allergiker*innen und Menschen mit empfindlicher Haut sollten besser duftstofffreie „Sensitiv“-Produkte verwenden – und dennoch beim Putzen oder Spülen Handschuhe tragen. Einige Öko-Marken haben besonders schonende Produkte ohne Duftstoffe im Angebot, beispielsweise memo, Klar, Sodasan und Sonett.
Mehr lesen: „Sensitiv“-Kosmetik: Pflege für empfindliche Haut
4. Konservierungsstoffe: problematisch für Haut und Umwelt
Um Putz- und Waschmittel lange haltbar zu machen, werden einem Großteil der Produkte synthetische Konservierungsmittel beigefügt. Einige dieser Stoffe können Hautreizungen und Allergien auslösen. Laut EU-Detergenzienverordnung müssen Konservierungsstoffe auf der Verpackung deklariert werden – allerdings ohne den Hinweis, dass es sich um Konservierungsstoffe handelt. Nur einige besonders aggressive Substanzen müssen zusätzlich den Warnhinweis „Sensibilisierung durch Hautkontakt möglich“ tragen.
Das gesundheitsschädliche Formaldehyd darf höchstens in einer Konzentration von 0,2 Prozent enthalten sein. Ab einer Konzentration von 0,1 Prozent muss ein Mittel den Hinweis „enthält Formaldehyd“ tragen. Der Stoff kann nämlich Kopfschmerzen, Schleimhautreizungen, Übelkeit, Atemprobleme sowie Asthma und Allergien auslösen und gilt als krebserregend.
Auch Konservierungsstoffe wie Isothiazolinone, insbesondere Methylisothiazolinon, stehen im Verdacht, Allergien auslösen zu können. Für Allergiker*innen können sie eventuell problematisch sein.
Nicht nur für die Gesundheit, sondern auch für die Umwelt sind einige der in herkömmlichen Reinigungsprodukten eingesetzten Konservierungsmittel problematisch: Sie sind schlecht biologisch abbaubar, giftig für Wasserorganismen und reichern sich in der Umwelt an.
Tipp: Um Natur und Mensch zu schonen, verzichten ökologische Reinigungsmittel-Hersteller auf die meisten synthetischen Konservierungsstoffe und verwenden stattdessen Alkohol, Zitronen- oder Milchsäure.
5. Antibakterielle Mittel: ungesunde Hygiene
Reinigungsprodukte mit antibakteriellen Mitteln, sogenannte Hygiene-Reiniger, oder Desinfektionsmittel sind im Haushalt meist nicht nur völlig überflüssig, sondern auch potenziell gefährlich – für die Gesundheit und die Umwelt.
Desinfektionsmittel enthalten oft Chlorverbindungen, welche die Atemwege reizen können. Inhaltsstoffe wie Triclosan werden darüber hinaus immer wieder mit hormonellen Wirkungen und Krebs in Verbindung gebracht. Auch andere Inhaltsstoffe wie beispielsweise Isopropanol, Formaldehyd, Ammoniumverbindungen oder Duftstoffe gelten als gesundheitlich bedenklich.
Zudem gibt es Hinweise darauf, dass die weitverbreitete Verwendung von antibakteriellen Mitteln zu Resistenzen bei Mikroorganismen führen können.
Obwohl in der Kläranlage ein Großteil der Substanzen aus dem Abwasser herausgefiltert wird, kann ein Teil der Desinfektionsmittel in die Umwelt gelangen und ist dort schwer abbaubar.
Aktueller Hinweis: Auch während der Corona-Pandemie raten Expert*innen davon ab, routinemäßig Desinfektionsmittel einzusetzen. Das BfR schreibt:
„Normale Hygienemaßnahmen wie häufiges und richtiges Händewaschen mit Seife und die regelmäßige Reinigung von Oberflächen und Türklinken mit haushaltsüblichen tensidhaltigen Wasch- und Reinigungsmitteln bieten ausreichenden Schutz vor der Übertragung des SARS-CoV-2 Virus durch eine Schmierinfektion.“
Tipp: Um haushaltsübliche Verschmutzungen und Keime zu entfernen, brauchst du keine „Hygiene-Reiniger“ oder Desinfektionsmittel – eine gründliche Reinigung mit ganz gewöhnlichen (Bio-)Reinigungsmitteln reicht aus.
6. Bleichmittel und optische Aufheller
Bleichmittel sollen vor allem in Wasch- und Maschinenspülmitteln unerwünschte Verfärbungen aufhellen und entfernen. Heutzutage kommt dazu vor allem Sauerstoff zum Einsatz. Um diesen freizusetzen, werden Bleichmittel wie Natriumperborat, Natriumpercarbonat oder Wasserstoffperoxid verwendet. Natriumperborat solltest du meiden, weil im Abwasser daraus für Wasserorganismen giftige Borsalze entstehen können. Das inzwischen häufigere Natriumpercarbonat hingegen kommt auch in Öko-Bleichmitteln zum Einsatz.
Problematischer – aber auch seltener – sind Bleichmittel, die mit Chlor wirken. Dazu gehört Natriumhypochlorid, das in herkömmlichen WC-Reinigern, Rohrreinigern, Schimmelentfernern und Desinfektionsmitteln zum Einsatz kommt. Die Dämpfe können die Schleimhäute reizen, bei versehentlicher Vermischung mit Säure kann sogar hochgiftiges Chlorgas entstehen. Zudem ist Natriumhypochlorid als umweltgefährdend eingestuft und kann das Abwasser stark belasten.
Optische Aufheller in Waschmitteln wandeln nicht sichtbares UV-Licht in blaues Licht um, was vergilbte Wäsche weiß wirken lässt. Sie verbleiben zum größten Teil in der Wäsche und können unter Umständen Hautreizungen und Allergien auslösen. Außerdem sind sie nur schwer biologisch abbaubar. Auf optische Aufheller solltest du daher am besten grundsätzlich verzichten.
7. Mikroplastik und Kunststoffverbindungen
Einzelne Putzmittel enthalten noch immer winzige Mikroplastikpartikel und geben diese auch ans Abwasser ab.
„In sehr wenigen Reinigungsmitteln für kratzempfindliche Oberflächen sind Mikroplastikpartikel wegen ihrer milden abrasiven Wirkung enthalten“, schrieb der Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel (IKW) Im Sommer 2017 in einer Stellungnahme. Das betrifft offenbar vor allem Glaskreamik-Kochfeldreiniger.
Häufiger eingesetzt werden Polymere (Kunststoffverbindungen) in flüssiger oder gelartiger Form, die wasserlöslich sind. Solche Polymere kommen in vielen Putz- und Flüssig-Waschmitteln vor. Wie diese sich in der Umwelt verhalten ist oftmals noch ungeklärt – Greenpeace und BUND warnen davor.
Tipp: Mikroplastik auf der Verpackung zu erkennen ist oft schwierig – zur Sicherheit empfehlen wir ökologische Reinigungsmittel oder gleich Hausmittel zum Putzen und Waschen zu verwenden.
Die ökologischen Alternativen
Wer so weit wie möglich auf umwelt- und gesundheitsschädliche Inhaltsstoffe verzichten möchte, wird mit herkömmlichen Reinigungsmitteln kaum glücklich werden. Zum Glück gibt es inzwischen einige Marken, die mit ökologischen Putz- und Waschmitteln vollwertige Alternativen anbieten.
Öko-Reinigungsmittel enthalten überwiegend Rohstoffe aus nachwachsenden Quellen, die gut abbaubar sind und die Umwelt möglichst wenig beeinträchtigen. Für Allergiker*innen bieten einige Öko-Firmen duftstofffreie Produktlinien an.
Bitte beachte: Weil auch das ökologischste Reinigungsmittel Auswirkungen auf die Umwelt hat, solltest du auch Bio-Reiniger möglichst sparsam verwenden. Wenn du lieber auf Hausmittel setzt, findest du hier Tipps zum Putzen mit Hausmitteln wie Zitronensäure, Essig, Natron und Soda.
Ökologische Putz- und Waschmittel erkennen
Leider gibt es bisher keine einheitliche Definition, was „bio“ oder „öko“ in Bezug auf Reinigungsmittel eigentlich bedeutet. Die Begriffe sind gesetzlich nicht geschützt. Mehr dazu: Wann Bio wirklich Bio ist.
Es gibt allerdings einige Siegel, die bei der Orientierung helfen: Wenn du Produkte mit dem Eco Garantie-, dem Ecocert-, dem NCP– oder dem Blauer Engel-Siegel kaufst, stellst du damit sicher, dass die eingesetzten Rohstoffe überwiegend aus nachwachsenden Quellen stammen, gentechnikfrei und gut abbaubar sind. Ein Garant für Umweltverträglichkeit sind die Zertifizierungen jedoch leider nicht, da auch Mittel aus nachwachsenden Rohstoffen problematisch für die Natur und unsere Gesundheit sein können.
Mehr dazu: Wasch- und Reinigungsmittel: die anspruchsvollsten Nachhaltigkeitssiegel
Wer vegan lebt oder zumindest Tierversuche ablehnt, kann sich zusätzlich an den entsprechenden Siegeln orientieren: Die beiden Tierschutz-Zeichen Leaping Bunny und Hase mit schützender Hand garantieren, dass Produkte tierversuchsfrei hergestellt wurden. Die Veganblume garantiert zudem, dass keine tierischen Bestandteile enthalten sind.
Empfehlenswerte Öko-Reinigungsmittel:
- Die besten Bio-Waschmittel
- Die besten Öko-Spülmittel
- Die besten Öko-Spülmaschinentabs
- Glasreiniger auf natürlicher Basis
- Badreiniger auf natürlicher Basis
Mehr zum Thema Inhaltsstoffe:
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