Auch in Kosmetik-Produkten kann sich Palmöl verstecken, sogar Naturkosmetik kommt nicht ohne aus. Utopia zeigt, wo das Problem liegt und was du tun kannst.
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Shampoos und Körperlotionen, Abdeckstifte und Tagescremes – viele Kosmetikprodukte können offenbar nicht ohne Palmöl hergestellt werden. Das Öl ist geruchsneutral, glättet die Haut, kann leicht in allen möglichen Zustandsformen verarbeitet werden und gehört zu den billigsten hochwertigen Ölen, die wir derzeit kennen.
„Billig“ natürlich nur für die Kosmetikfirmen, die es einkaufen. Auf der anderen Seite der Welt kommt das Öl die Menschen teuer zu stehen: Wegen des Hungers unserer Industrien auf das hochwertige Öl werden in tropischen Gebieten Bevölkerungen enteignet, vertrieben und ihre Regenwälder rücksichtslos abgeholzt oder brandgerodet. Pro Jahr kommen etwa 60 Millionen Tonnen Palmöl von 17 Millionen Hektar Monokulturen, eine Fläche halb so groß wie Deutschland. Mehr Details dazu findest du in unserem Artikel Palmöl: Die tägliche Regenwald-Zerstörung beim Einkauf.
Wo liegt bei Kosmetik das Problem?
Bei Lebensmitteln kennt man bereits die üblichen Verdächtigen und kann ihnen einigermaßen aus dem Weg gehen: Ganz allgemein hilft, alle Arten von Fertigprodukten und industriell gefertigten Lebensmitteln zu meiden. Mehr dazu in unserem Beitrag 12 beliebte Produkte mit Palmöl – und gute Alternativen dazu.
Doch ist auch Kosmetik ein Problem? Ja! Zwar wandert nach WWF-Angaben der Großteil des Palmöls (68 %) in die Lebensmittelindustrie, doch 27 % gehen für kosmetische Produkte, Seifen usw. drauf. Es lohnt also auch hier, nach Produkten zu suchen, die ohne das problematische Erzeugnis auskommen oder versuchen, bei der Nutzung des Öls bessere Wege zu gehen.
Kosmetik ohne Palmöl zu finden ist allerdings nicht einfach, denn bei Kosmetika gibt es keine zu Lebensmitteln vergleichbare Deklarierungspflicht. Hinter mindestens 55 Deklarationen kann sich Palmöl verstecken. Zugleich ist es ein Naturprodukt, daher ist auch zertifizierte Naturkosmetik nicht automatisch frei davon. In echter Naturkosmetik wird allerdings typischerweise nur RSPO-, POIG- oder FONAP-zertifiziertes Palmöl und/oder Bio-Palmöl eingesetzt. Beide genießen einen deutlich besseren Ruf als Palmöl ohne genaue Herkunftsangabe, wobei Bio-Palmöl die höheren Anforderungen erfüllt.
Für Kosmetik werden auch oft sogenannte Palmöl-Derivate verwendet, also Zwischenprodukte, die auf der Basis von Palmöl hergestellt werden. Sie enthalten zwar nur noch minimale Anteile des Öls, bewegen sich aber trotzdem im selben Kreislauf. Solche Derivate finden sich z.B. in Tensiden, aber auch andere wichtige Kosmetik-Inhaltsstoffe wie Emulgatoren, Konsistenzgeber und Stabilisatoren.
Kosmetik einfach ‚palmölfrei‘ kaufen?
Es liegt nahe, nun einfach Produkte zu kaufen, die stattdessen zum Beispiel Raps- oder Sonnenblumenöl enthalten. Einige Shops haben sich darauf bereits spezialisiert und kennzeichnen entsprechende Produkte als „palmölfrei“/“ohne Palmöl“, so hat der Naturkosmetik-Onlineshop Ecco Verde z.B. eine eigene Rubrik für palmölfreie Produkte**.
Das ist gut und richtig, doch Vorsicht: Die Lösung für das Problem liegt nicht darin, einfach nur ein anderes Öl zu verwenden. Das liegt daran, dass die Ölpalme sehr ertragreich ist: Für die Ausbeute von einem Hektar Palmölfeldern bräuchte man 3 ha Rapsfelder, 4 ha Sonnenblumenfelder, knapp 5 ha Sojafelder oder 7 Hektar Kokospalmenfelder. Würden wir das Öl aus Palmkernen im großen Maßstab einfach nur 1:1 durch ein anderes Öl ersetzen, wäre je nach Produktionsland wenig gewonnen.
Kosmetik mit ‚besserem‘ statt völlig ohne Palmöl
Einige Unternehmen beschreiten daher den Weg, „besseres“ Palmöl zu suchen, etwa mit Hilfe des 2004 ins Leben gerufenen „Roundtable for Sustainable Palm Oil“ (RSPO). Trägt ein Produkt das Zertifikat des RSPO, wird auf den Plantagen freiwillig mehr für Naturschutz und Menschenrechte getan als gesetzlich vorgeschrieben. Wie bei vielen Zertifikaten ist natürlich auch bei RSPO nicht alles ohne Makel und Kritik.
Zertifiziertes Palmöl ist immerhin ein erster Schritt. Nach Angaben des WWF sind weltweit allerdings nur 10 % der Produktion zertifiziert, in Deutschland 30 % des Verbrauchs. Hier kommt das 2013 gegründete Forum Nachhaltiges Palmöl (FONAP) ins Spiel: Es ist eine öffentliche Selbstverpflichtung von Herstellern, sich für RSPO-Standards einzusetzen; Mitglieder sind u.a. Beiersdorf (Nivea), Börlind, dm, Logocos Naturkosmetik und Weleda.
Beispielhafte Marken
Auch RSPO, FONAP und die hier engagierten verändern nicht die Welt von heute auf morgen, aber sie versuchen es wenigstens. Auch bewusst einkaufende Konsumenten können ihren Teil tun und Kosmetik von Unternehmen zu beziehen, die versuchen, andere Wege zu gehen. Einige Beispiele**:
- Dr. Bronner’s nutzt Fairtrade-zertifiziertes Palmöl von Serendipalm aus Ghana, das auch Unternehmen wie Gepa und Rapunzel beliefert. Produkte von Dr. Bronner’s findest du** u.a. bei Avocadostore oder Ecco Verde.
- Dr. Hauschka nutzt kein reines Palmöl aus südostasiatischen Ländern und hat seinen Bedarf reduziert. Seinen Verbrauch beziffert das Unternehmen mit 25 Kilogramm pro Jahr – für Abdeckstifte. Für Zwischenprodukte sucht man gemeinsam mit Lieferanten nach Alternativen; so stammt das verwendete Glycerin seit einigen Jahren aus Bio-Kokosöl aus kleinbäuerlichem Anbau. Kosmetik von Dr. Hauschka findest du** u.a. direkt im eigenen Onlineshop, bei BioNaturel oder Breuninger.
- Lavera nutzt seit 2012 kein reines Palmöl mehr und sucht nach Alternativen für Zwischenprodukte. „Das ist nicht so einfach, wie man vielleicht vermuten würde“, sagt Sabine Kästner, Unternehmenssprecherin von Lavera: „Andere Inhaltsstoffe gibt es in diesem Maße leider nicht, was auch damit zusammenhängt, dass Alternativen nicht immer die bessere Lösung wären.“ Kosmetik von Lavera gibt es u.a. im Avocadostore, bei BioNaturel oder Ecco Verde.
- Martina Gebhardt verwendet in ihrer Demeter-zertifizierten Körperpflegeserie weder Palmöl noch Derivate – als Emulgatoren werden Wollwachs, Honig, Bienenwachs und Sojalecithin von Rapunzel eingesetzt. Die Kosmetik gibt es u.a. bei Avocadostore, BioNaturel oder Ecco Verde.
- Sanoll aus Österreich arbeitet mit Seifenkrautextrakt und bietet ein breites Spektrum an Naturkosmetik, von Gesichts- bis zur Haarpflege. Kaufen u.a.** bei BioNaturel, Ebay oder Amazon.
Der WWF-Palmöl-Check listet unter anderem Kosmetik- und Drogerie-Hersteller sowie Supermärkte und beleuchtet, wie gut oder schlecht sie in Sachen Palmöl dastehen. Die aktuellste Ausgabe des Palmöl-Checks des WWF erschien im Januar 2020 und kann hier auf Englisch nachgelesen werden. Auch die Website umweltblick.de führt eine Liste Herstellern aus verschiedenen Bereichen, die ohne Palmöl produzieren.
Hier bei Utopia findest du die Bilderstrecke 12 beliebte Produkte mit Palmöl und gute Alternativen sowie natürlich unsere Bestenlisten zum Thema:
Ein kleines ‚Aber‘ hierzu: So manches palmölfreie Produkt hat unter Umständen andere Schwächen, ist etwa nicht Naturkosmetik-zertifiziert, nicht vegan, enthält allergene Inhaltsstoffe usw. Hier muss jede:r selbst entscheiden, was ihm/ihr wichtiger ist.
Weiterlesen auf Utopia:
- 7 echte Nutella-Alternativen: 4x ohne Palmöl, 3x Fair-Trade, teils bio & vegan
- Palmöl vermeiden: 25 heimtückische Bezeichnungen für Palmöl in Kosmetik und Lebensmitteln
- Bio-Palmöl: zertifizierte Zerstörung oder echte Alternative?
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