Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine dauert nun schon knapp sieben Wochen an. Viele von uns fühlen sich ohnmächtig, einige ängstlich. Andere möchten mehr tun als nur Geld zu spenden. Wir zeigen, welche Dinge du in den eigenen vier Wänden anpacken kannst, um Energie und Geld zu sparen und damit weniger Energie aus Russland zu importieren.
Mit Schrecken verfolgen die meisten seit Wochen die Nachrichten rund um den Krieg in der Ukraine. Jüngst sorgten die Bilder aus der ukrainischen Stadt Butscha nahe Kiew für Entsetzen. Wir bei Utopia machen keine Kriegsberichterstattung, haben aber bereits einige hilfreiche Artikel zum Thema veröffentlicht:
- Krieg in der Ukraine – wie kann ich damit umgehen?
- 7 Dinge, mit denen du die Menschen in der Ukraine unterstützen kannst
- Spenden für die Ukraine: Das wird gebraucht und hier kannst du spenden
- Geflüchtete aus der Ukraine privat aufnehmen – das solltest du beachten
Sinnvoll sind in jedem Fall Geldspenden und Sachspenden für Geflüchtete, aber auch für die Menschen, die in belagerten Städten ausharren. Auch Demonstrationen setzen ein wichtiges Zeichen und Ostermärsche stehen 2022 vielerorts in direkten Bezug zum Krieg in der Ukraine.
Wenn du dich davon abgesehen fragst, was du in deinem Alltag zuhause tun kannst, haben wir hier die besten Tipps für dich zusammengestellt – und erklären, was sie konkret bewirken.
Energiewende als Zeichen gegen den Krieg?
Vorab: Wir als Einzelpersonen können zwar den russischen Präsidenten Wladimir Putin nicht dazu bringen, den Krieg auf die Ukraine zu beenden. Doch wir können Tag für Tag unsere Wohngewohnheiten ändern und so dazu beitragen, dass wir weniger Energie aus Russland benötigen und unsere Energieversorgung längerfristig unabhängig von Russland wird.
Weniger Erdgas und Erdöl aus Russland bedeuten – stark vereinfacht dargestellt – weniger Geld für Putins Kriegskasse. Bislang besteht der Energiemix in Deutschland noch mehr als zur Hälfte (57 Prozent im Jahr 2021) aus fossilen Energiequellen wie Kohle, Erdöl und Erdgas. Diese wiederum kommen zu einem großen Teil aus Russland; bei Öl lag der Anteil vergangenes Jahr bei rund 35 Prozent des Gesamtbedarfs, bei Steinkohle waren es sogar 50 Prozent.
Mit einem Umstieg auf Erneuerbare Energien, vor allem auf Solarenergie und Windkraft, werden wir nicht nur unabhängiger von autokratischen Staaten, sondern ebnen den Weg hin zu einer klimaverträglichen Energieerzeugung. Doch auch jetzt schon kann jede:r Einzelne in seinem Zuhause Schritt für Schritt etwas bewirken – und nebenbei noch Geld sparen.
Tipps, um zuhause weniger Energie zu verbrauchen
Das Umweltbundesamt empfahl bereits zu Jahresbeginn: „Um die Abhängigkeit von Energieimporten zu verringern, sollten erneuerbare Energien weiter ausgebaut und Lieferländer und Transportstrukturen diversifiziert werden. Auch das Einsparen von Energie hilft, genügend Energieträger verfügbar zu halten.“
Zum Glück klappt Energiesparen im Haushalt einfacher, als du im ersten Moment denkst. Unsere nachfolgenden Tipps kannst du sofort umsetzen.
1. Heizung runterdrehen
Der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck empfahl vor einigen Wochen das „Frieren für den Frieden“. Ganz so drastisch musst du aber gar nicht vorgehen, denn mit richtigem Heizen lässt sich in deinem Zuhause auch ohne Frieren einfach Energie und Geld sparen:
- Drehe die Heizung um einige Grad runter: Die optimale Raumtemperatur liegt bei 20 Grad Celsius, in der Küche reichen 18 Grad, im Schlafzimmer sogar 17 Grad. Bereits ein Grad weniger auf der Heizung (von 22 auf 21 Grad Celsius) würde die jährliche Gasnachfrage in der EU um zehn Milliarden Kubikmeter reduzieren (Zahlen der Internationalen Energieagentur).
- Heize nur die Räume, die du auch benutzt.
- Achte darauf, dass die Heizkörper frei sind und isoliere bei Bedarf die Wände dahinter mit Isolierfolie. So strahlt die Wärme nicht mehr so stark nach außen ab.
Du heizt nicht (mehr) mit Gas oder Öl? Super, damit hast du bereits einen großen Schritt in Richtung unabhängige Energieversorgung getan. Doch Heizfehler solltest du nicht nur wegen des Ukrainekriegs vermeiden, sondern auch um Klima und Umwelt zu schützen. Und hierbei schneidet auch das Heizen mit Holz nicht gut ab. Empfehlenswerter sind Wärmepumpen, idealerweise mit Wind- und Solar-Strom betrieben, Fern-/Nahwärme oder Solarthermie.
2. Nie mehr Standby
Weiter geht’s mit dem Energiespar-Rundgang durch die Wohnung: Egal wie energiesparend deine Elektrogeräte bereits sind, auch im Ruhemodus verbrauchen sie noch Strom. Standby ist der wohl größte geheime Stromfresser. Achte deshalb darauf, dass deine Geräte immer vollständig ausgeschaltet sind.
Unser Tipp: Kaufe dir Steckerleisten mit Schalter. So kannst du gleich mehrere Geräte ausschalten, ohne alle Stecker aus der Dose ziehen zu müssen.
Ein weiterer Quick Win in Sachen Stromsparen: Das Licht ausschalten, sobald du aus dem Raum gehst.
Was in Sachen Strom natürlich nie vergessen werden sollte: Nur echter Ökostrom – Ökostrom, der auch in den Ausbau der Erneuerbaren investiert – trägt zur Energiewende in Deutschland bei und schließt aus, dass du du Strom mit Kohle oder Gas aus Russland verbrauchst. Der Wechsel zu Ökostrom dauert nur einige Minuten und du trägst effektiv und langfristig zu einer klimaschonenden Stromerzeugung bei.
3. Stromfresser im Badezimmer ausschalten
Auch in den meisten Badezimmern lässt sich viel „Strom sparen und damit Wladimir Putin schaden“, wie Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Die Grünen) Anfang März der Tagessschau sagte. Unsere wichtigsten Tipps:
- Eco-Programm der Waschmaschine benutzten, das dauert zwar länger, verbraucht aber weniger Strom und Wasser.
- Verschmutzte Wäsche nur auf 40 Grad waschen, leicht verschmutzte sogar nur auf 30 Grad. Damit sparst du viel Strom, denn das Erhitzen des Wasser verbraucht bei Waschmaschinen die meiste Energie.
- Mach die Maschine immer voll, verzichte auf Vorwäschen und auf Wäschetrockner.
Lies dazu auch: Wäsche richtig waschen: Sortieren, Temperatur, Waschmittel
4. Küche und Ernährung klimaverträglicher gestalten
In deiner Küche hast du einige Möglichkeiten, um weniger Energie zu verbrauchen:
- Die Energieeffizienzklasse deiner Elektrogeräte überprüfen und wenn möglich ein effizienteres Gerät anschaffen.
- Beim Kochen immer einen Deckel auf den Topf und die passende Topfgröße für die Herdplatte wählen, sodass keine Energie verschwendet wird.
- Den Herd (außer bei einem Induktionsherd) ruhig einige Minuten früher ausschalten, als das Essen fertig ist. Die Restwärme reicht aus. Weiterlesen: Energie sparen beim Kochen: Die 14 besten Tipps
- Die Kühlschranktemperatur auf 7 Grad einstellen und den Kühlschrank nie lange offen lassen. Lies auch: Energie sparen beim Kühlschrank: Diese 7 Tipps helfen
- Das Gefrierfach regelmäßig abtauen.
Klimafreundlicher essen: Auch Lebensmittel verbrauchen Strom
Beim Thema Küche und Energiesparen solltest du auch an deine Ernährung denken. Vor dem Hintergrund des Ukrainekonflikts wird gerade viel über die Weizenversorgung gesprochen, denn die Ukraine und Russland sind zwei der größten Weizenexporteure. Lieferengpässe und Preiserhöhungen sind Folgen des Krieges, in Nordafrika droht sogar eine Hungersnot.
Auch bei uns werden viele Lebensmittel teurer, doch die Lebensmittelversorgung ist gesichert. Und wir alle können etwas dafür tun, dass das auch so bleibt: weniger Fleisch essen.
In Deutschland werden circa 60 Prozent des Getreides für Tierfutter verwendet. Oder anders ausgedrückt: Die Getreidemenge an Getreide, die in Deutschland an Tiere verfüttert wird, entspricht in etwa den gesamten Weizenexporten der Ukraine.
Stecken wir folglich weniger Getreide in die Fleischproduktion, bleibt mehr für den direkten Verzehr übrig. Wem der Fleischverzicht schwer fällt, der:die kann pflanzlichen Fleischersatz ausprobieren oder vegetarische Einsteiger:innen-Gerichte nachkochen.
Wenn dich das Argument des Klimaschutzes bislang nicht ausreichend überzeugt hat, um deinen Lebensstil und Alltag zu ändern, ist womöglich der schreckliche Krieg in der Ukraine Anlass genug. Unsere Kollegin Katharina hat das eindringlich und lesenswert formuliert: Heizen, Fleisch, Benzin: Jetzt gibt es keine Ausreden mehr
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