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Wie erkennt man bessere Schuhe? Die wichtigsten Siegel & Tipps

Siegel für Schuhe
Foto: CC0 Public Domain / Unsplash - Markus Winkler

Arbeitsrechtsverletzungen, Umweltverschmutzung und Schadstoffe: Die Schuhproduktion ist oft ein schmutziges Geschäft. Wer nachhaltiger durchs Leben spazieren möchte, muss gezielt nach Alternativen suchen. Unsere Autorin zeigt, worauf man achten kann – und ob Nachhaltigkeits-Siegel dabei wirklich helfen.

Jedes Jahr werden weltweit knapp 25 Milliarden Paar Schuhe hergestellt – die meisten davon in Asien. Arbeitsrechtsverletzungen in Gerbereien, Zulieferbetrieben und Schuhfabriken sind dabei keine Ausnahme. Und auch der massive Einsatz bedenklicher Stoffe, die Mensch und Umwelt belasten, ist oft traurige Realität. Zudem sind die meisten Schuhe weder langlebig noch biologisch abbaubar.

Anders als bei Kleidung ist es bei Schuhen noch relativ schwierig, anhand einfacher Kennzeichnungen eine ethisch vertretbare Kaufentscheidung zu treffen. Das liegt vor allem daran, dass Schuhe aus sehr vielen verschiedenen Einzelteilen bestehen, die fest miteinander verklebt und verwoben werden. All diese zertifizieren und prüfen zu lassen ist aufwändig und teuer – und passt damit nur für wenige Firmen ins Business-Konzept. Utopia gibt einen Überblick, an welchen Siegeln du dich orientieren kannst, wenn du Umwelt und Menschenrechte nicht mit Füßen treten möchtest.

Bekannte Textil-Siegel für nachhaltigere Schuhe

Das EU-Umweltzeichen („Euroblume“) sowie Oeko-Tex made in green garantieren bestimmte ökologische Standards bei der Schuhproduktion, ohne sich dabei auf spezielle Materialien zu fokussieren. Soziale Kriterien werden zwar adressiert, spielen jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Aktuell gibt es in Europa lediglich zwei mit der „Euroblume“ zertifizierte Hersteller, darunter die schwedische Firma Kavat. Schuhe aus Materialien, die nach dem Standard Oeko-Tex made in green zertifiziert sind, gibt es von Grand Step.

Baumwolle ist eine extrem durstige Pflanze und verbraucht enorme Wasserressourcen. Im Extremfall kann dies zur Desertifikation führen
Baumwolle ist ein beliebter Rohstoff für Schuhe – achte dabei am besten darauf, dass sie aus Bio-Anbau stammt. (Foto: CC0 / Pixabay / bobbycrim)

Bei Schuhen, die überwiegend aus biologisch erzeugten Naturfasern wie Baumwolle bestehen, solltest du mindestens auf den Hinweis „kba“ (kontrolliert biologischer Anbau) achten. Den findest du beispielsweise bei Schuhen von Natural World. Die Siegel des Global Organic Textile Standards GOTS sowie IVN Naturtextil versprechen nicht nur Bio-Qualität, sondern garantieren auch soziale Kriterien, die strenger sind als die der Euroblume.

Bei Schuhen mit hohem Baumwoll-Anteil ist Fair Trade besonders wichtig

Fairtrade-Zertifizierungen gibt es vor allem für solche Schuhe, die überwiegend aus Naturfasern wie zum Beispiel Baumwolle bestehen. So stammt zum Beispiel die in den Sneakers der Marke Veja verwendete Baumwolle gemäß dem Fairtrade Cotton Siegel zu 100% aus fairem Handel. Da die ökologischen Vorschriften des Fairtrade Cotton Standards jedoch relativ schwach sind, setzen Hersteller wie mela wear zusätzlich auch auf eine GOTS-Zertifizierung.

Zudem gibt es Unternehmen, die Mitglieder im Fairtrade Cotton Program oder der Better Cotton Initiative BCI (z.B. Vans) sind. Durch solche Mitgliedschaften verpflichten sich Unternehmen dazu, zumindest teilweise fairere oder nachhaltigere Baumwolle zu verwenden und so die Nachfrage danach schrittweise zu steigern.

Nur wenige Lederschuhe mit Nachhaltigkeits-Siegel

Leder zählt zu den ältesten Materialien in der Schuhproduktion: Schon seit Jahrtausenden schützen und kleiden wir damit unsere Füße. Besonders das Gerben, das Tierhäute haltbar macht und zugleich ihre Flexibilität bewahrt, ist aber ein schmutziges Geschäft. Seit der Erfindung der Chromgerbung im 18. Jahrhundert haben sich die negativen Umweltauswirkungen der Lederproduktion verschlimmert. Heute werden rund 85 Prozent aller Tierhäute mit dem Schwermetall gegerbt, das besonders bei falscher Handhabung äußerst giftig sein kann.

Schuhe
Auch wenn ein Großteil unserer Schuhe aus Leder ist, sind Nachhaltigkeits-Siegel hier selten. (Foto: CC0 Public Domain / Unsplash – Daniel von Appen)

Das Umweltsiegel Blauer Engel garantiert nicht nur einige ökologische, sondern auch soziale Produktionsstandards für Leder. Die Schuhe der Marke Think! tragen neben dem Blauen Engel zusätzlich auch das österreichische Umweltzeichen, welches den Einsatz von Chrom in der Gerbung verbietet und auch hinsichtlich der sozialen Aspekte nochmal strikter ist.

Gleiches gilt für das strenge Naturleder IVN Siegel. Statt mit Chrom wird das Leder ausschließlich mit pflanzlichen Stoffen gegerbt. IVN zertifiziertes Leder findet sich in den Schuhen von Pantolinos und unter der Marke werner.

Immer mehr Schuhe sind vegan

Viele Menschen lehnen es aus ethischen Gründen ab, Leder zu tragen. Dieses ist längst nicht mehr nur ein „Abfallprodukt“ der Schlachtindustrie: Die Nachfrage nach Lederschuhen hat unmittelbaren Einfluss darauf, wie viele Tiere leiden und sterben müssen. Wer dies beim Schuhkauf nicht unterstützen möchte, findet eine immer größere Auswahl veganer Schuhe, deren Herstellung ganz ohne tierische Produkte auskommt – dazu zählt neben Tierhäuten auch der Verzicht auf Wolle, Seide und bestimmte Klebstoffe.

Als Alternativen kommen zum Beispiel Kork oder Ananasleder zum Einsatz – Naturmaterialien sind ökologisch sinnvoller als synthetisches Kunstleder. Vegane Schuhe findest du zum Beispiel von dem portugiesischen Hersteller Nae, von Zweigut oder auch ekn. Einige Schuhe, zum Beispiel die von Good Guys und Noah, sind außerdem von der Tierrechtsorganisation Peta als vegan anerkannt („Peta approved vegan“).

Bessere Sohlen aus fairem und nachhaltigem Kautschuk

Im Vergleich zu herkömmlichen Gummisohlen sind Schuhsohlen aus Naturkautschuk die nachhaltigere Wahl. Denn hierbei handelt es sich um einen nachwachsenden Rohstoff, der zudem biologisch abbaubar ist. Allerdings: Kautschuk wird überwiegend in Asien und dort häufig in großen Monokulturen angebaut, womit der Verlust von Biodiversität und oft ein hoher Einsatz von Pestiziden einhergeht. Auch Ausbeutung auf Kautschukplantagen ist ein Problem.

Ethletic Schuhe
Nur wenige Schuhersteller verwenden FSC-zertifizierte Naturkautschuk-Sohlen. (Foto: © Ethletic)

Achte daher beim Schuhkauf am besten darauf, dass die Sohlen von FSC und/oder Fair Rubber zertifiziert sind und somit aus nachhaltigerem Kautschukanbau unter Berücksichtigung sozialer und ökologischer Aspekte stammen. Entsprechend zertifizierte Schuhe findest du beispielsweise von den Marken Ethletic, Green & Fair und Fairmove.

Fazit: Bessere Schuhe sind nicht leicht zu erkennen

Nicht nur hat die gesamte Schuhbranche in Sachen Nachhaltigkeit noch einiges aufzuholen. Sie sollte ihren Kund:innen zuliebe auch noch stärker auf verbindliche und verlässliche Siegel setzen. Denn wer sich erhofft hat, in normalen Schuhgeschäften bloß durch genaueres Hinschauen rasch nachhaltigere von weniger nachhaltigen und faire von unfairen Schuhen unterscheiden zu können, dürfte nun enttäuscht sein. Die Auswahl entsprechend gelabelter Schuhe ist noch sehr begrenzt.

Allerdings machen vor allem viele kleine Schuhhersteller vieles richtig, ohne sich ihre Bemühungen für mehr Umweltschutz und fairere Arbeitsbedingungen zertifizieren zu lassen. Daher solltest du dich am besten vor dem Schuhkauf auf den Internetseiten der Hersteller genauer über deren Produktionsbedingungen informieren – und im Zweifelsfall nachfragen.

Wer sich rasch einen Überblick über nachhaltigere Schuhe verschaffen möchte, wird in unseren Bestenlisten und Kaufberatungen fündig:

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