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Fair for Life: Siegel mit hohen Fair Trade-Standards

fair for life siegel
Foto © Fair For Life

Das Fair for Life-Siegel zertifiziert Fair Trade-Produkte, um die Lebensbedingungen benachteiligter Produzenten zu verbessern. Das Siegel stellt hohe Anforderungen und ist äußerst transparent.

Das Siegel „Fair for Life“ zählt zu den wenigen Siegeln, die keine Lizenzgebühren für die Logonutzung verlangen. Die jährlichen Gebühren beschränken sich auf die Finanzierung des Audit- und Zertifizierungsaufwands. Das ermöglicht auch kleinen, lokalen Unternehmen eine Zertifizierung. Dafür sind aber die Auflagen für die Produktion und den Vertrieb sehr hoch: Das Label fordert von den Herstellern eine hohe Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern und der Umwelt.

Vergeben in: der ganzen Welt
Vergeben von: Ecocert SA
Kategorie: Kosmetik, Textilien, Lebensmittel
Produkte: Baumwolle, Kaffee, Kakao, Tee, Obst und Gemüse, Gewürze, Wein, u.a.

Gelabelte Produkte: ca. 1.000
Utopia-Bewertung: sehr empfehlenswert

Wer steckt hinter Fair for Life?

Das Fair for Life-Siegel hat die Schweizer Bio-Stiftung zusammen mit dem Institut für Marktökologie (IMO) entwickelt.

Das IMO gehört heute zur Organisation ECOCERT, eine der weltweit größten Bio-Zertifizierungsorganisationen. Sie zertifiziert Unternehmen in mehr als 100 Ländern der Welt.

Im Jahr 2017 wurden der IMO Fair for Life Standard und der Ecocert Fair Trade Standard zum neuen Fair for Life Standard zusammengeführt.

Die Kriterien

Das Siegel Fair for Life hat einen der umfangreichsten und anspruchsvollsten Kriterien-Katalog. Er umfasst Standards hinsichtlich der sozialen Verantwortung, des Umweltschutzes, des fairen Handels, lokaler Traditionen und des Respekts gegenüber Kunden. Das Wichtigste in Kürze:

  • Soziale Verantwortung: Keine Kinderarbeit, junge Erwachsene und Schwangere sind besonders geschützt, keine Diskriminierung aufgrund von Rasse, Geschlecht, Hautfarbe, sexueller Orientierung , Erkrankung oder Behinderung, Alter, Religion, politischer, ethnischer, sozialer oder nationaler Zugehörigkeit.
    Kostenübernahmen bei arbeitsbedingten Erkrankungen / Unfällen. Löhne müssen mindestens dem gesetzlichen Mindestlohn entsprechen und zum Leben reichen. Es gibt eine Renten- und Krankenversicherung für Festangestellte, zudem gelten die ILO-Standards.
  • Umweltschutz: Keine Strom- und Wasserverschwendung. Benzin-Einsparung, Müll-Reduzierung und Recycling. Keine Gefährdung bedrohter Tierarten, kein Abholzen alter Wälder, keine Gentechnik. Verpackungen ohne PVC und andere chlorierte Plastik-Verbindungen. Pestizide dürfen nur unter bestimmten Bedingungen eingesetzt werden. Tierversuche sind verboten. Betriebe, die nicht biozertifiziert sind, müssen einen Plan zur Umsetzung nachhaltigerer Praktiken vorweisen.
  • Lokal: Bietet Arbeitsplätze für lokale Bevölkerung, schädigt die lokale Community und Umwelt nicht, unterstützt das Sozialgefüge vor Ort – etwa Schulen.
  • Fair Trade: Langfristige Geschäftsbeziehungen, faire Vorfinanzierung der Produktion bei Kleinbauern zinsfrei oder zum marktüblichen Zins, schnelle Bezahlung, höhere Preise für Fair Trade-Produkte. Händler zahlen Geld auf ein Fair Trade-Konto ein, dass in soziale oder Umweltprojekte oder in die Förderung des Empowerments von Produzenten investiert wird.
  • Respekt gegenüber Kunden: Ehrliche Werbung, keine Vermischung von zertifizierter und nicht-zertifizierter Ware, keine Massenbilanz, Zertifizierung ist online einsehbar.

Damit Lebensmittel als „Fair Trade“ gelten, müssen mindestens 80 Prozent der Inhaltsstoffe zertifiziert sein. Bei Kosmetik und Textilien müssen es 70 Prozent sein. Einige Schlüsselzutaten wie Kakao, Zucker, Tee etc. müssen immer in Fair Trade-Qualität bezogen werden.

Der Standard verfolgt einen progressiven Ansatz: Das heißt, dass einige Kriterien ab dem ersten Jahr erfüllt sein müssen, um zertifiziert zu werden, während andere Kriterien innerhalb der nächsten maximal 3 Jahre erfüllt sein müssen. Außerdem gibt es freiwillige Kriterien, mit denen Bonuspunkte gesammelt werden können.

Damit ein Endprodukt als „Fair for Life“ gelabelt werden kann, muss die gesamte Lieferkette zertifiziert werden. Einige Akteure (Zwischenhändler, Lohnverarbeiter) können von der Zertifizierung ausgenommen und stattdessen auf Dokumentenbasis registriert werden.

Die Kontrollen

Jedes Jahr müssen die Hersteller und Händler vor Ort auditiert werden, um die Bedingungen für das Siegel zu erfüllen. Der Kriterien-Katalog sieht vor, dass ein Jahr nach der Siegel-Vergabe strengere Vorgaben gelten und nach zwei und drei Jahren nochmals strengere Vorgaben. Eine Prüfung nach Aktenlage kann bei sehr kleinen Betrieben sowie bei Unternehmen, die ohnehin schon mehr als 90 Prozent der Kriterien erfüllen, genehmigt werden. Alle drei Jahre gibt es aber auch hier einen vollen Audit, bei der die Kriterien vor Ort überprüft werden.

Die Kontrollen werden von unabhängige Kontrollstellen vorgenommen, die dabei auch Mitarbeiter in den Betrieben befragen. Außerdem können Stichproben der Ware im Labor untersucht werden. Auf der Webseite von Fair for Life können Verbraucher nachschauen, ob ein bestimmtes Unternehmen noch das Siegel hat oder nicht mehr.

Verfügbarkeit: gering

Produkte mit einem Fair for Life-Siegel gibt es bisher nur wenig. Weltweit sind es ca. 1.000 Artikel, auch zehn deutsche Unternehmen haben Produkte zertifizieren lassen.

Kritik

Da die Hersteller das Siegel in den ersten Jahren auch bekommen, wenn einige Kriterien nicht erfüllt sind, können Kunden nur auf die Mindeststandards vertrauen. Die schließen etwa gentechnisch verändertes Saatgut aus, Tierversuche sind dagegen erst ab dem zweiten Jahr nach der Zertifizierung verboten.

Viele Kriterien sind zudem sehr offen formuliert, etwa ein Verbot von Wasser-, Energie- und Benzinverschwendung. Auch Pestizide und andere chemische Mittel dürfen teilweise verwendet werden. Allerdings müssen sich zertifizierte Betriebe dazu verpflichten, innerhalb weniger Jahre biozertifiziert zu werden oder sich den Biopraktiken so weit wie möglich anzunähern.

Utopia-Fazit

Das Siegel Fair for Life setzt mit die höchsten Standards für sozial hergestellte und fair gehandelte Produkte. Es steht für faire Bezahlung, Versicherung der Arbeiter und Umweltschutz.

Allerdings gelten viele Kriterien erst ein bis drei Jahre nach Siegel-Vergabe – das können Verbraucher am Produkt selbst aber nicht erkennen. Viele andere Siegel haben eine ähnliche Regel. Trotzdem setzt das Fair for Life-Siegel mit die höchsten Anforderungen an Produkte – daher können wir das Fair for Life-Siegel allen empfehlen, die nach guten Fair Trade-Produkten suchen.

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