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Fluorid: Wichtig oder giftig für gesunde Zähne?

Fluorid
Foto: Colourbox.de

Fluorid und Fluor werden häufig miteinander verwechselt und demzufolge heiß diskutiert: Ist Fluorid giftig? Ist fluoridfreie Zahnpasta besser? Utopia hat sich das Spurenelement genauer angeschaut.

Das Wichtigste vorweg: Fluorid ist ein Spurenelement, das im Körper wichtige Funktionen unterstützt. Es wird den meisten Zahnpastas, Speisesalzen und manchen Mineralwässern zugesetzt. Allerdings wird es häufig mit Fluor verwechselt: Fluor ist ein gasförmiges Element, was stark ätzend wirkt und sehr giftig ist – in Lebensmitteln, Zahnpasta oder Trinkwasser kommt es nicht vor. In diesem Artikel wird die Bedeutung des Spurenelements Fluorid für die Gesundheit erläutert.

Funktionen von Fluorid

Ein „Fluorid“ an sich gibt es nicht: Fluoride sind eine Gruppe von Salzen, die zwar bei zu hoher Dosierung auch giftig werden können, in der richtigen Menge jedoch wichtig Aufgaben im Körper übernehmen. Sie sind Bestandteile des Zahn- und Knochengewebes und erfüllen Funktionen wie:

  • Härtung von Zahnschmelz
  • Festigkeit von Knochen
  • Kariesprophylaxe
  • Hemmung säurebildender Bakterien im Mund

Besonders effektiv wirkt Fluorid, wenn es mit dem Speichel direkt an den Zahnschmelz gelangt.

Was passiert bei einem Mangel an Fluorid?

In Deutschland ist – im Gegensatz zu einigen anderen Ländern – das Trinkwasser frei von künstlich zugesetztem Fluorid. Allerdings kann der natürliche Gehalt des Spurenelementes von Region zu Region stark schwanken. Deswegen ist es nicht überall möglich, genug Fluorid zur Kariesprophylaxe aufzunehmen und so gut wie alle Zahnärzt:innen raten dazu, fluoridhaltige Zahnpasta zu verwenden. In einem aktuellen Statement der Bundeszahnärztekammer heißt es: „Die Verwendung fluoridhaltiger Zahnpasta ist eine der wirksamsten kariespräventiven Maßnahmen.“

Seit April 2021 gibt zudem eine einheitliche Empfehlung zur Kariesprävention im Säuglings- und Kindesalter: Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) empfiehlt für Babys von Geburt an täglich eine Fluorid-Tablette. Sobald der erste Zahn da ist, soll das Kind langsam ans Zähne putzen gewöhnt werden: Eltern haben nun die Wahl entweder fluoridhaltige Zahnpasta (reiskorngroße Menge) zu verwenden oder dem Kind täglich eine Fluoridtablette zu geben und fluoridfreie Zahnpasta zu verwenden.

Statistiken zur Häufigkeit von Karies zeigen deutlich: Je mehr Menschen Zugang zu fluoridhaltiger Zahnpasta haben, desto drastischer sinkt die Verbreitung von Karies. Wer also kein oder zu wenig des Spurenelements mit seiner Nahrung aufnimmt, sollte auf fluoridhaltige Zahnpasta achten – auch im Erwachsenenalter.

Überdosierung von Fluorid

Über die normale Ernährung ist es nicht möglich, zu viel des Spurenelements aufzunehmen – vorausgesetzt, man achtet darauf, keine extra angereicherten Lebensmittel zu verzehren und lebt in einem Land, in dem das Trinkwasser nicht angereichert wird.

In einer aktuellen Stellungnahme (2021) spricht sich das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gegen die Anreicherung von Nahrungsergänzungsmitteln und sonstiger Lebensmittel mit Fluorid aus. Für die Anreicherung von Speisesalz wurde eine Höchstmenge von 0,25 mg pro Gramm Salz festgelegt.

Laut BfR besteht die Möglichkeit, dass eine unkontrollierte Aufnahme von angereicherten Lebensmitteln in Kombination mit flouridhaltigem Wasser und einem ausgeprägten Konsum von schwarzem Tee in der Summe zu unerwünschten gesundheitlichen Auswirkungen führen kann. Eine akute Überdosierung kann zu Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen führen. Bei langanhaltender Überversorgung kann es zu Erkrankungen der Knochen und Zähne kommen.

Zahnpasta ist oft mit Fluorid angereichert
Zahnpasta ist oft mit Fluorid angereichert (Foto: CC0 Public Domain / Pixabay.de)

Nehmen Kinder während der Entwicklung ihrer bleibenden Zähne zu viel Fluorid auf, so zeigt sich dies in weißen, wolkenähnlichen Stellen im Zahnschmelz. Die Funktion der Zähne wird dadurch allerdings nicht beeinträchtigt. Bei einer extremen und anhaltenden Überdosierung kann es zu gelblich-braunen Flecken und Löchern kommen. Eine Überdosierung mit Fluorid durch Zahnpasta ist jedoch unmöglich: Dazu müsste eine erwachsene Person täglich einige Tuben Zahnpasta verspeisen.

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat die täglich tolerierbare Aufnahmemenge mit 0,12 mg pro kg Körpergewicht festgelegt – das macht etwa 7 mg pro Tag. Allerdings ist der Wert gar nicht so leicht zu erreichen: Man müsste beispielsweise täglich etwa 7 Liter schwarzen Tee trinken, um den Wert zu erreichen.

Täglicher Bedarf an Fluorid

Insbesondere Kinder, die sich im Wachstum befinden, benötigen Fluorid. Bei der täglichen Aufnahme sollten alle Quellen mit berücksichtigt werden, etwa das Trink- oder Mineralwasser, Zahnpflegeprodukte, Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) veröffentlicht hier Richtwerte für die empfohlene Fluoridgesamtzufuhr.

Der Bedarf steigt mit dem Lebensalter und erreicht ab etwa 19 Jahren das Maximum von 3,8 Milligramm pro Tag für Männer und 3,1 Milligramm pro Tag für Frauen. Auch Schwangere und Stillende brauchen laut den Referenzwerten der DGE nicht mehr.

In welchen Lebensmitteln ist Fluorid enthalten?

Zunächst lohnt ein Blick auf das Etikett des verwendeten Mineralwassers. Dort sollte Fluorid – sofern enthalten – aufgeführt sein. Auch ein Anruf beim Trinkwasserversorger gibt eine gute Orientierungsmöglichkeit über die mögliche Zufuhr durch das Trinkwasser. Insbesondere in der Eifel und im Münsterland ist der Gehalt im Leitungswasser besonders hoch.

Weitere gute natürliche Quellen sind:

  • schwarzer und grüner Tee
  • Seefisch
  • Miesmuscheln

Weil jedoch in den meisten Regionen das Trinkwasser nur sehr geringen Gehalt aufweist, und die Versorgung der Bevölkerung mit Fluorid damit nicht gedeckt werden kann, wird grundsätzlich der Gebrauch von fluoridierten Zahnpflegemitteln empfohlen. Stiftung Warentest und Öko-Test werten daher Produkte zur Mundhygiene, die kein Fluorid enthalten, deutlich ab.

Dessen ungeachtet gibt es Menschen, die keine Zahnpasta mit Fluorid verwenden wollen. In unserer Bestenliste listen wir Bio-Zahnpasta mit und ohne Fluorid auf.

Utopia empfiehlt: Wer nicht in der Eifel oder im Münsterland wohnt, hat wahrscheinlich eine unzureichende Fluoridzufuhr und sollte angereicherte Zahnpasta oder angereichertes Mundwasser nutzen. Je nach Konsum von Mineralwasser oder Tee sollte auch über die Verwendung von fluoridiertem Speisesalz nachgedacht werden. Der Einsatz von anderen „Functional Foods“ ist grundsätzliche her nicht empfehlenswert.

Übrigens: Utopia hat sich nicht nur Fluorid, sondern viele weitere Mineralstoffe und Spurenelemente für dich angeschaut. Hier liest du mehr:

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