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Schatzkammer der Welt: Ein Bunker auf Spitzbergen beherbergt die wahren Schätze der Erde

svalbard global seed vault
Foto: CC / Flickr / NordGen (Nordic Genetic Resource Center)

Der Svalbard Global Seed Vault ist ein gigantisches Kühlhaus auf Spitzbergen. Warum der Bunker auch als „Arche Noah“ oder „Schatzkammer der Welt“ bezeichnet wird, erfährst du hier.

Tief in einen Berg eingebettet, auf einer abgelegenen Insel im Spitzbergen-Archipel, auf halbem Weg zwischen dem norwegischen Festland und dem Nordpol: Was sich wie der Anfang eines Märchens liest, ist die Wegbeschreibung zum Svalbard Global Seed Vault, dem größten Tresor der Welt. In dem ehemaligen Braun- und Steinkohle-Stollen lagern seit 2008 über eine Million Samen von Kulturpflanzen aus aller Welt.

Die gigantische Samenbank ist das Projekt von Global Crop Diversity Trust, einer unabhängigen Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Pflanzenvielfalt der Welt zu bewahren. Zu den größten Geldgebern gehören Norwegen und Deutschland. Weitere Unterstützer sind einzelne Staaten wie Ägypten, Australien, Brasilien, Kolumbien und die USA, aber auch Stiftungen und Unternehmen, die in den Fonds eingezahlt haben.

Dieser Fakt rief auch Kritiker:innen auf den Plan, denn Firmen wie DuPont, Pioneer und Syngenta seien für die schwindende Vielfalt bei Nutzpflanzen und eine Lebensmittelkrise mitverantwortlich. DuPont ist ein großer Entwickler von genverändertem Saatgut, so wie Syngenta, ein Argrarunternehmen aus China, das Pestizide entwickelt. Einigen Berichten zufolge soll das Pestizid Paraquat (verkauft unter dem Namen Gramoxone Extra) von verzweifelten Landwirt:innen in Entwicklungsländern dazu genutzt werden, Selbstmord zu begehen. Das soll Kritiker:innen zufolge durch eine höhere Dosis Brechmittel im Pestizid verhindert werden können.

Wozu gibt es den Svalbard Global Seed Vault?

Im Svalbard Global Seed Vault lagern über eine Million Samen von Kulturpflanzen aus aller Welt.
Im Svalbard Global Seed Vault lagern über eine Million Samen von Kulturpflanzen aus aller Welt. (Foto: CC / Flickr / NordGen (Nordic Genetic Resource Center))

Zunächst lieferten afrikanische Staaten Samen für den Svalbard Global Seed Vault. Viele weitere folgten: Amaranth aus Ecuador, Wildbohnen aus Costa Rica und Kichererbsen aus Nigeria, aber auch Tomatensorten aus Deutschland lagern in einem der drei Räume auf Spitzbergen bei minus 18 Grad.

Die Proben werden stets dreifach abgesichert:

  • Eine Probe behält der Staat, also der Eigentümer der Samen oder Keimlinge
  • Eine Probe kommt in eine internationale Genbank
  • Die dritte nach Spitzbergen.

Heute lagern 249 Länder Samen im Svalbard Global Seed Vault. Bei den Proben handelt es sich meist um alte und seltene Sorten, die von Landwirt:innen über lange Zeit gezüchtet wurden.

Diese wertvollen biologischen Ressourcen wollen Wissenschaftler:innen vor Krisen und Katastrophen schützen, um sie folgenden Generationen zur Verfügung stellen zu können. Sie sind in Kunststoffboxen und wasserdichten Aluminiumbeuteln verpackt und lagern im Bunker geschützt vor Erdbeben, Hochwasserkatastrophen, saurem Regen, Raketenangriffen und radioaktiver Strahlung.

Im Jahr 2017 gelangte Wasser in den Eingangsbereich des Svalbard Global Seed Vault. Ungewöhnlich hohe Temperaturen im Herbst hatten den Permafrost zum Schmelzen gebracht. Auch wenn das Wasser nicht bis in den Lagerungsbereich vorgedrungen war, wurde der Bunker zwei Jahre lang aufwendig umgebaut und an mögliches Tauwetter angepasst. Er soll nun auch angesichts der Folgen der Klimakrise die nächsten 200 Jahre überdauern können.

Der Svalbard Global Seed Vault und der Klimawandel

Rund 40 Prozent des weltweit eingesetzten Saatguts sollen im Svalbard Global Seed Vault gelagert sein.
Rund 40 Prozent des weltweit eingesetzten Saatguts sollen im Svalbard Global Seed Vault gelagert sein. (Foto: CC / Flickr / NordGen (Nordic Genetic Resource Center))

Wie wichtig der Svalbard Global Seed Vault ist, wurde deutlich, als in Syrien 2011 die ersten Unruhen ausbrachen. Vier Jahre nach der Eröffnung des Tresors trat der Ernstfall ein, als im syrischen Aleppo das Internationale Zentrum für landwirtschaftliche Forschung in Trockengebieten (Icarda) schwer beschädigt wurde.

In einem Kriseneinsatz schickten Mitarbeiter:innen zuvor fast alle Proben von diversen Getreidesorten, die sie aus 40 Staaten des nahen Ostens gesammelt hatten, rechtzeitig nach Spitzbergen.

Zum zehnjährigen Jubiläum des Saatgut-Tresors schätzte die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), dass rund 40 Prozent des weltweit eingesetzten landwirtschaftlichen Saarguts im Tresor auf Spitzbergen lagern.

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