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Wolle im Sommer tragen? Warum das gar nicht absurd ist

wolle im sommer
Foto: CC0 / Unsplash / rocknwool

Wolle ist warm, kuschelig und damit perfekt für den Winter. Doch eine besondere Wollart ist auch im Sommer ideal. Denn bei Kälte hält sie warm – und bei Hitze kühl.

Merinowolle ist ein beliebtes Material für Winterklamotten, denn sie hält warm, kratzt nicht und wärmt sogar auch, wenn es feucht ist. Doch die Wolle der Merinoschafe ist auch im Sommer und sogar beim Sport eine sehr gute Wahl. Warum das so ist und was du bei Produkten aus Merinowolle unbedingt beachten solltest.

Wolle im Sommer? Ja, denn Merinowolle isoliert in beide Richtungen

Die einzigartigen Eigenschaften der Merinowolle-Fasern führen dazu, dass sie sich sowohl für Kälte als für Hitze eignen.
Die einzigartigen Eigenschaften der Merinowolle-Fasern führen dazu, dass sie sich sowohl für Kälte als für Hitze eignen.
(Foto: CC0 / Pixabay / L0nd0ner)

Die Fasern der Merinowolle sind besonders aufgebaut: fein, weich, stark gekräuselt, geschuppt und elastisch. Ist es kalt, wärmt Merinowolle, selbst wenn sie feucht wird. Ist es warm, kühlt die Wolle. Das macht sie auch im Sommer tragbar. So funktioniert’s:

Die Merinowolle reguliert bei Hitze die Körpertemperatur durch Feuchtigkeit.

  1. Die Fasern können Feuchtigkeit in Form von Wasserdampf binden. Feuchtigkeit von der Haut wird innerhalb der Fasern gespeichert, die Oberfläche der Fasern bleibt jedoch trocken. Das führt auch dazu, dass die Wolle relativ viel Feuchtigkeit aufnehmen kann, ohne sich selbst unangenehm feucht anzufühlen.
  2. Die Umgebungsluft trocknet das Material schnell wieder und es entsteht Verdunstungskälte. Diese kühlt den oder die Träger:in der Wolle. Besonders dünnere Merinostoffe fühlen sich deshalb im Sommer angenehm kühlend an.

Bei Kälte wärmt Merinowolle, indem sie Wasser abweist und Wärme generiert.

  1. Merinowolle wärmt generell sehr gut, weil die stark gekräuselten Fasern größere Hohlräume bilden als bei anderen Wollarten. In diesen Luftkammern bleibt Körperwärme gut gespeichert. Die Kräuselung der Fasern führt außerdem dazu, dass nur relativ wenig Faseroberfläche deine Haut berührt. So wird von Anfang an weniger deiner Körperwärme abgeleitet.
  2. Wasserdampf kann die Wolle zwar innerhalb der Fasern binden, die Faseroberfläche jedoch weist Wasser ab. Du bleibst trocken und das verhindert, dass dein Körper auskühlt.
  3. Während und solange die Fasern Feuchtigkeit aufnehmen, produzieren sie sogenannte Absorptionswärme: Molekülgruppen der Wollfasern kollidieren mit den Wassermolekülen. Das setzt Energie in Form von Wärme frei: Bis zu zehn Grad wärmer soll die Wolle dadurch werden können. 
  4. Ist die Merinowolle mit Feuchtigkeit gesättigt, funktioniert dieser Prozess nicht mehr und sie wärmt dich nicht weiter aktiv.

Wolle im Sommer und für den Sport

Dank ihrer feuchtigkeitsregulierenden Eigenschaften wird Merinowolle auch gern in Funktionskleidung verwendet. Dünnere Stoffe kommen oft in Funktionsunterwäsche zum Einsatz. In vielen Fleecejacken oder -pullovern ist Merinowolle als Mittelschicht verarbeitet.

Um Kleidungsstücke reißfester zu machen, kombinieren Hersteller Merinowolle unter anderen mit Kunstfasern wie Elasthan oder Polyester. Auch in Naturfasermischungen für Funktionskleidung, zum Beispiel mit Viskose oder Seide, findet man Merinowolle.

Die richtige Merinwolle kaufen: Mulesing vermeiden

Merinowolle kannst du definitiv auch im Sommer tragen. Du solltest aber in jedem Fall auf mulesingfreie Wolle achten.
Merinowolle kannst du definitiv auch im Sommer tragen. Du solltest aber in jedem Fall auf mulesingfreie Wolle achten.
(Foto: CC0 / Unsplash / Jean-Marc Vieregge)

Merinowolle ist Schurwolle, also Wolle, die direkt vom Schaf geschoren wird und keine recycelten Bestandteile hat. Bei Merinoschafen im Speziellen kommt es vor dem Scheren jedoch oft zum Mulesing. Das ist ein präventiver Eingriff, der die Schafe vor dem Befall mit der sogenannten ‚Sheep Blowfly‘ schützen soll. Dabei werden ohne Betäubung Hautstücke im After- und Genitalbereich der Schafe entfernt. In die glatte Narbe, die dabei entstehen soll, legen die Fliegen weniger gern ihre Eier als in die warmen Hautfalten des Afters.

An sich ist es gut, die Tiere vor einem Befall zu schützen. Denn Schafe können daran sogar sterben. Doch weil die Wunde meist nicht verbunden wird und nicht unbedingt glatt verheilt, setzen sich die Fliegen gerade dort doch gerne wieder ab. In dem Fall leiden die Tiere zuerst durch das Mulesing und zusätzlich durch die Infektion.

Es gibt jedoch auch zertifiziert mulesingfreie Wolle. Mehr dazu kannst du in unserem Ratgeber nachlesen:

Der Responsible Wool Standard (RWS) gilt nicht nur, aber auch für Merinowolle und verbietet Mulesing ausdrücklich:

Um das hochwertige Material möglichst lange zu erhalten, kannst du nachlesen, wie du Merinowolle waschen solltest.

Lies mehr über Tierschutz bei besonderen (und besonders teuren) Wollarten:

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