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Nach Nestlé-Übernahme: Ankerkraut-Gründer:innen reagieren auf die Kritik

Seit der Nestlé-Übernahme steht der Gewürzhersteller Ankerkraut in der Kritik.
Foto: Ankerkraut

Für einige Konsument:innen ein schlechter Deal: Der Gewürzhersteller Ankerkraut, bekannt aus Die Höhle der Löwen, wird von Nestlé übernommen. Jetzt sind auch Werbepartner:innen auf dem Absprung – das sagen die Gründer:innen.

Dem Lebensmittelgiganten Nestlé haftet ein bedenklicher Ruf an. In der Vergangenheit fiel der Großkonzern durch Negativ-Schlagzeilen um seine fragwürdigen Geschäfte mit Trinkwasser auf. Auch seiner sozialen Verantwortung soll Nestlé nicht gerecht werden – etwa wenn es um Kinderarbeit in Zusammenhang mit Palmöl geht.

Entsprechend aufgebracht zeigten sich einige Konsument:innen auf Twitter, als am Mittwoch der jüngste Coup zwischen Nestlé und dem Gewürzhersteller Ankerkraut bekannt wurde. Ankerkraut, einst ein deutsches Start-up, wurde 2016 durch die Vox-Show Die Höhle der Löwen bekannt. Nun übernimmt Nestlé als neuer Mehrheitseigentümer Ankerkraut.

2016 wurde Ankerkraut noch mit 1,5 Millionen Euro bewertet

Dessen Gründer:innen Anne und Stefan Lemcke (im Bild mittig) gelang damals in der TV-Sendung, Star-Investor Frank Thelen für sich zu gewinnen – und ein Investment in Höhe von 300.000 Euro einzutüten. Im Gegenzug bekam Thelen 20 Prozent der Unternehmensanteile. 2016 wurde Ankerkraut mit 1,5 Millionen Euro bewertet. Inzwischen liegt der Umsatz von Ankerkraut Medienberichten zufolge bei rund 50 Millionen Euro – und der Unternehmenswert bei 150 Millionen Euro, wie der Spiegel im Oktober 2021 schrieb.

Mit Nestlé haben die Lemckes offenbar den bislang größten Deal in der Geschichte ihrer Firma geschlossen. Die beiden Gründer:innen sowie die Geschäftsleitung „bleiben als relevant beteiligte Gesellschafter an Bord“, wie sie auf dem Twitter-Kanal des Unternehmens mitteilten. Am operativen Geschäft würde sich „nichts ändern“. Ankerkraut bliebe demnach eigenständig.

Seit der Nestlé-Übernahme steht der Gewürzhersteller Ankerkraut in der Kritik.
Seit der Nestlé-Übernahme steht der Gewürzhersteller Ankerkraut in der Kritik. (Utopia)

„Wenn du an Nestlé verkaufst, ist dir vermutlich nur eins wichtig: die Kohle“

Das jedoch besänftigt manche Influencer:innen nicht. Sie befinden sich als Werbepartner:innen bereits auf dem Absprung – oder haben bereits die Zusammenarbeit aufgekündigt. So zum Beispiel der Gaming-Influencer TrilluXe. Auf Twitter schrieb er, er sei „sehr traurig“ über den Nestlé-Ankerkraut-Deal, von dem auch er erst über den Tweet der Firma erfahren habe. „Wir haben super coole Aktionen in den letzten Monaten gemeinsam gemacht und noch einiges geplant gehabt für 2022“. Die Zusammenarbeit mit Ankerkraut habe er „mit sofortiger Wirkung“ beendet, schreibt der Influencer.

Seine Kollegin, die Gaming-Streamerin Shurjoka, schrieb: „Ich bin unfassbar enttäuscht, weil ich die Produkte von Ankerkraut immer sehr gemocht habe“. Auch sie kündigte die Partnerschaft auf, mit der sie vor ihren rund 224.000 Twitch-Follower:innen bislang geworben hatte. Streamer TimKalation erklärte gegenüber dem Spiegel: „Ich mag die Ankerkraut-Produkte und fand auch die Firma sympathisch, die nach eigener Aussage für Werte wie Fairness, Verantwortung und Nachhaltigkeit stand.“ Allerdings habe das Unternehmen nun seine Glaubwürdigkeit verspielt: „Wenn du an Nestlé verkaufst, ist dir vermutlich nur eins wichtig: die Kohle“, so der Influencer.

Auf Nachfrage von Utopia lies Ankerkraut mitteilen, dass man Nestlé als ein Unternehme kennengelernt habe, „dass sehr verantwortungsbewusst und reflektiert“ mit Kritik umgeht und „stets das direkte Gespräch mit Kritikern“ suche. Ankerkraut weiß die „finanzielle und ideelle Wertschätzung“, die Nestlé der Marke entgegenbringe, zu schätzen.

2021 erklärte Stefan Lemcke gegenüber dem Spiegel: „Wenn ich die Wahl hätte: mein Leben jetzt mit Geld oder kein Geld und das Glück von vorher – ich würde auf das Geld verzichten.“ 2020 verkauften die beiden Gründer:innen 20 Prozent ihrer Anteile an den Investor EMZ – laut Bericht für einen zweistelligen Millionenbetrag.

Ankerkraut reagiert: „Werden jetzt mit allen in individuelle Gespräche gehen“

„In unserer Firma herrscht das Gefühl, dass Nestlés Ruf schlechter ist, als das Unternehmen an sich“, sagte eine Sprecherin von Ankerkraut dem Spiegel. Die beiden Gründer:innen hätten sich laut ihr „sehr gründlich“ über den Großkonzern informiert. Ankerkraut fühle sich demnach bei Nestlé gut aufgehoben.

Das Unternehmen hofft, die Wogen doch noch glätten zu können. Etwaige Fragen von Geschäftspartner:innen wolle man umfassend beantworten: „Bis zu der Einigung konnten wir niemanden im Voraus informieren, sobald dies möglich war, haben wir offen kommuniziert. Wir werden jetzt mit allen in individuelle Gespräche gehen“, erklärt eine Sprecherin gegenüber Utopia.

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Es bleibt abzuwarten, wie viele Werbepartner:innen sich tatsächlich noch von Ankerkraut trennen. Laut Spiegel haben sich auf Twitter bereits 20 Influencer:innen von dem Gewürzhersteller distanziert.

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