Birkenzucker (Xylit) ist ein Süßungsmittel, das als kalorienarmer Zuckerersatz gilt. Nach neusten Erkenntnissen kann der Konsum gesundheitsschädlich sein.
Birkenzucker (auch Xylit beziehungsweise Xylitol) gehört zu den Zuckeralkoholen, den sogenannten Polyolen. Chemisch ist er mit Zucker verwandt und im Körper ein natürliches Zwischenprodukt des Glukosestoffwechsels. Trotz seiner strukturellen Nähe zum Zucker hat Xylit aber andere Eigenschaften.
Lange Zeit galt der Zuckeraustauschstoff als gesunder Zuckerersatz und findet sich neben Süßstoffen wie Aspartam in vielen zuckerfreien Produkten. Neuste wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen nun, dass der Konsum von Xylit mit schwerwiegenden gesundheitlichen Risiken einhergeht. Warum du deinen Konsum also überdenken solltest, erfährst du in diesem Artikel.
Birkenzucker: So wird Xylit hergestellt
Xylit kann im menschlichen Körper produziert werden. Auch in vielen Pflanzen kommen Birkenzucker oder Vorstufen davon natürlicherweise vor, nicht nur in Birkenrinde. Ursprünglich wurde der Stoff aber aus Birken gewonnen – daher der Name. Er ist außerdem in einigen Obst- und Gemüsesorten in geringer Konzentration enthalten.
Reines Xylit wird im industriellen Maßstab meist in einem komplexen Verfahren aus Holz oder organischen Abfällen wie Maiskolben oder Zuckerrohrfasern gewonnen:
- Diese pflanzlichen Rohstoffe enthalten Xylane, die bei hohen Temperaturen üblicherweise unter Einsatz von Schwefelsäure oder Natronlauge extrahiert werden. Dabei entsteht Xylose, auch Holzzucker genannt (weil er in vielen Hölzern vorkommt).
- Aus Xylose entsteht durch hohen Druck und mithilfe eines Katalysators Xylit.
In kleinem Maßstab lässt sich Xylose auch durch heißes Wasser extrahieren (aus Getreidekörnern) und daraus mithilfe von Hefen Birkenzucker gewinnen. Das ist weniger energieintensiv, im industriellen Maßstab laut der Initiative „Lebensmittelklarheit“ der Verbraucherzentralen aber nicht möglich.
Übrigens: Laut der Datenbank der Initiative transGEN dürfen Hersteller ebenso Xylit aus gentechnisch verändertem Mais herstellen.
Birkenzucker: Kaloriengehalt und Verwendung
Birkenzucker unterscheidet sich äußerlich nicht von weißem Zucker. Du kannst ihn im Prinzip in allen Rezepten als Zuckerersatz im Verhältnis eins zu eins verwenden – er hat die gleiche Süßkraft und verhält sich auch sonst sehr ähnlich. In kaltem Wasser löst sich Xylit allerdings weniger gut als Zucker. Zudem wirkt er im Mund kühlend und verstärkt Minz- und Mentholaromen.
Während Haushaltszucker mit 400 Kilokalorien pro 100 Gramm aufwartet, kommt Xylit dem Gesundheitsportal nur auf 240 Kilokalorien.
Für Birkenzucker in Lebensmitteln gibt es bis dato laut der Verbraucherschutzinitiative „Zusatzstoffe-Online“ keine Höchstmengenbeschränkung für bestimmte Lebensmittel – du findest ihn (manchmal unter seiner E-Nummer E967) in diversen Produkten wie:
- zuckerfreien beziehungsweise zuckerreduzierten Süßigkeiten und Backwaren
- Senf
- Soßen
- zuckerfreiem Kaugummi
- Nahrungsergänzungsmitteln
Kaufen: Bio-Xylit bekommst du online zum Beispiel bei Xucker oder Amazon.
Mit Birkenzucker abnehmen?
Im Gegensatz zu Zucker wird Xylit der Deutschen Apothekerzeitung zufolge insulin-unabhängig verstoffwechselt und lässt den Blutzuckerspiegel nur minimal ansteigen. Das liegt am niedrigen glykämische Index – der liegt bei sieben (Traubenzucker hat einen glykämischen Index von 100). Dementsprechend ist Birkenzucker für Diabetiker:innen geeignet.
Ob diese Eigenschaften auch dazu führen, dass Xylit beim Abnehmen hilft, ist unklar. Ein Tierversuch mit an Diabetes leidenden Ratten zeigte, dass diese mithilfe von Birkenzucker abnahmen und Bauchfett verloren. In einer anderen Studie reduzierten die Nagetiere zudem bestimmte Blutfette und den Insulingehalt im Blut. Diese Forschungsergebnisse lassen vermuten, dass Birkenzucker möglicherweise zum Abnehmen geeignet sein könnte.
Die Deutsche Apothekerzeitung merkt dazu an, dass alternative Süßungsmittel als Teil einer dauerhaften Ernährungsumstellung möglicherweise sinnvoll sein können. Alleine seien sie in der Praxis jedoch eher ineffektiv: Sie schaffen es nicht, die Lust auf Süßes abzutrainieren. Im Gegenteil: Häufig essen Menschen von zuckerfreien Speisen mit Birkenzucker und Co. mehr als von zuckerhaltigen Speisen, da sie kalorienärmer sind. Durch den Mehrkonsum ist die Differenz im Kaloriengehalt jedoch schnell wieder ausgeglichen.
Tipp: Wenn du gesund abnehmen möchtest, solltest du sparsam mit Birkenzucker und anderen Süßungsmitteln umgehen. Greife stattdessen zu natürlich süßen Obst- und Gemüsesorten, orientiere dich an den zehn Regeln für eine ausgewogene Ernährung und mache regelmäßig Sport.
Xylit ist gut für die Zähne
Bereits mehrere Studien haben sich mit der anti-kariogenen Wirkung von Xylit auf die Zähne auseinandergesetzt. Der Deutschen Apothekerzeitung zufolge belegen mehrere 100 Studien, dass Birkenzucker
- die Plaque-Entstehung um bis zu 70 Prozent reduziert
- bei bereits von Karies betroffenen Zähnen hilft, den Zahnschmelz zu reparieren.
Dabei soll es egal sein, ob der Birkenzucker über Lebensmittel, Kaugummi oder Zahnpasta aufgenommen wird.
Interessanterweise bewertet die Initiative „Cochrane„, die die Qualität von (medizinischen) Studien untersucht, die Lage etwas anders. In zehn Studien mit knapp 8.000 Teilnehmenden zwischen 1991 und 2014 fanden sie nur einen Beleg dafür, dass fluoridhaltige Zahnpasta mit Xylitol Karies bei Kindern stärker mindert als ohne Xylitol. Woher dieser Widerspruch kommt, ist unklar.
Übrigens: Lebensmittel mit Xylitol beziehungsweise Birkenzucker dürfen als „zuckerfrei“ bezeichnet werden, da es kein Zucker an sich, sondern nur ein Zuckeraustauschstoff ist.
Risiken und Nebenwirkungen von Birkenzucker
Trotz vieler positiver Eigenschaften solltest du beim Konsum von Birkenzucker vorsichtig sein. Eine Studie der Cleveland Clinic aus Ohio aus dem Jahr 2024 kommt zum Ergebnis, dass eine höhere Konzentration von Xylit im Blut das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht. In der Studie wurden über 3.000 Herz-Kreislauf-Patient:innen über einen Zeitraum von drei Jahren untersucht. Patient:innen mit einer hohen Xylit-Konzentration im Blut hatten eine um 57 Prozent gesteigerte Wahrscheinlichkeit, ein sogenanntes kardiales Ereignis zu erleiden. Darunter solche wie einen Schlaganfall oder Herzinfarkt. Ähnliche Ergebnisse wurden im Übrigen auch für Erythrit festgestellt.
Weitere bereits bekannte Nebenwirkungen, die auch auf andere Zuckeralkohole (zum Beispiel Sorbit oder Erythrit) zutreffen, sind beim übermäßigem Verzehr von Xylit Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfall. Auf Produkten, die mehr als zehn Prozent Birkenzucker enthalten, muss deshalb der Hinweis „Kann bei übermäßigem Verzehr abführend wirken“ stehen. Insbesondere Menschen, die empfindlich auf die sogenannten FODMAPs reagieren, vertragen Xylit meist auch in kleineren Mengen nicht so gut – denn Polyole zählen zu den FODMAPs.
Achtung: Für Hunde, Kaninchen und einige andere Tiere ist Xylit hochgiftig, da der Stoff bei ihnen extreme Insulin-Ausschüttungen hervorruft.
Fazit: Birkenzucker mit Vorsicht genießen
Neuste wissenschaftliche Ergebnisse zeigen, dass der Konsum von Birkenzucker mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen einhergeht. Deshalb ist der Zuckeraustauschstoff, trotz vieler positiver Eigenschaften, mit Vorsicht zu genießen.
Da weitere potenzielle Gesundheitsrisiken zukünftig noch erforscht werden müssen, kann es sinnvoll sein, deinen Konsum von Xylit zu überdenken. Insbesondere, wenn du ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen hast oder bereits darunter leidest, solltest du dir ärztlichen Rat einholen.
Wenn du nicht auf Birkenzucker verzichten möchtest, empfehlen wir Xylit in Bio-Qualität. Orientierung geben dir das EU-Bio-Siegel, das Naturland-Siegel, das Bioland-Siegel oder das Demter-Siegel. Idealerweise kommen die Rohstoffe aus Deutschland oder nahe gelegenen Ländern. Andernfalls müssen sie unter Umständen weite Strecken nach Deutschland zurücklegen und verursachen dadurch einen hohen Treibhausgasausstoß.
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Überarbeitet von Marie-Theres Bauer
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