Supermärkte locken mit günstigen Preisen und großer Auswahl – und mit cleveren Verkaufsstrategien greifen sie nach unserem Geld. Utopia zeigt die schlimmsten Supermarkt-Tricks und Einkaufsfallen.
Sind Supermärkte ‚böse‘? Natürlich nicht. Supermärkte haben eben ein Ziel, und das lautet: mit möglichst wenig Aufwand möglichst viel Geld verdienen. Unser Ziel ist das Gegenteil: für wenig Geld möglichst viel gute Ware nach Hause tragen. In diesem Spannungsfeld bewegen sich die Tricks der Supermärkte.
1. Supermarkt-Trick: Riesige Einkaufswagen fühlen sich leer an
Meist würde uns ein einfacher Korb reichen, um unsere Handvoll im Supermarkt wirklich nötiger Einkäufe zu erledigen. Doch die Einkaufswägen sind oft ungewöhnlich groß – und Handkörbe gibt es nicht immer.
Das ist einer der Tricks der Supermärkte. Denn auch fünf gekaufte Waren fühlen sich im Mammut-Wagen noch mickrig an. Und die gähnende Leere gibt uns das Gefühl, mehr einkaufen zu müssen, damit „es sich gelohnt“ hat. Bei Familien-Großeinkäufen mag das sogar stimmen, Singles hingegen werden so nur zu unnötigen Käufen verführt.
Tipp: Verwende einen eigenen, möglichst kleinen und offenen Einkaufskorb. Dann kaufst du wahrscheinlich nicht mehr ein, als du tragen kannst. Auch gut: Mach dir vorher eine Liste und kaufe nur, was auf der Liste steht.
2. Lange Laufwege machen unseren Einkauf zur „Reise“
Im Tante-Emma-Laden bestellte man ein Pfund Mehl oder Zucker und bekam es sofort an der Ladentheke. Solche einfachen Lebensmittel in Supermärkten auch nur zu finden ist heute oft eine Herausforderung – auch das ist ein Trick. Sie wollen uns das gar nicht verkaufen – sondern lieber Fertiggerichte mit hoher Marge loswerden.
Daher führen uns die Wege im Supermarkt absichtlich an möglichst vielen Regalen und Angeboten vorbei. So sehen wir möglichst alles und füllen unseren Einkaufswagen – vor allem, wenn wir schon hungrig sind und nach der Arbeit müde eine Belohnung suchen („Retail-Therapie“).
Tipp: Geh stets mit einer anderen Person einkaufen, denn das verkürzt meist die Aufenthaltszeit im Supermarkt – und verringert so die Zahl der Käufe. Geh lieber in möglichst kleine Märkte, wo du das Gewünschte schnell findest. Meide zu viel Auswahl: Die Qual der Wahl zwischen dreißig Sorten Marmelade zu haben ist stressiger (siehe auch Shopping-Hangover) als nur zwischen drei Sorten entscheiden zu müssen.
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3. Die Frische-Theke lockt uns in die Spontankauf-Falle
Moderne Edel-Supermärkte stellen neuerdings im Eingangsbereich frische Waren auf. Ja, das ist gesünder als industriell verarbeitete Packungsware, aber: Gemüse und Obst sollen dort oft nur symbolisieren, dass dieser Markt auch frische Waren führt. Die Folge: Statt zum echten Gemüsehändler mit regionalem und saisonalen Gemüse gehen wir dann in den Supermarkt (mit einer Fülle an Gemüse und exotischem Obst, welche beide oft weite Anfahrtswege hinter sich haben).
Das Kalkül: Wer wegen Obst und Gemüse in den Supermarkt geht, dem „fällt vielleicht noch was anderes ein, was man dort kaufen könnte“. Und diese Rechnung geht fast immer auf, weil Kund:innen nach der Frische-Abteilung im Eingangsbereich den gesamten Laufweg bis zur Kasse hinter sich bringen müssen. Abkürzungen vermeiden Supermarkt-Gestalter:innen – sie möchten, dass wir jede Regalreihe komplett ablatschen müssen.
Tipp: Kaufe Obst und Gemüse lieber auf dem regional ausgerichteten Wochenmarkt, beim Gemüsehändler oder im kleineren Bioladen. Meide Waren mit Verpackung – das schließt vieles im Supermarkt von selbst aus.
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4. Bäckerei-Trick: Appetit auf mehr im Supermarkt
Kaum ein Discounter oder Supermarkt hat heute nicht auch eine kleine „Bäckerei“ im Eingangsbereich. Gut so, abgepacktes Regalbrot wäre nicht so toll. Viele Märkte gehen hier aber wohl nur eine schlaue Symbiose ein.
Denn eine Bäckerei, ob gut oder schlecht, verbreitet angenehme Gerüche, wenn wir den Markt betreten. Die Verkaufsstrategie: Wir bekommen Appetit – und wer hungrig einkauft, kauft mehr. (Siehe auch: So dumm isst Deutschland Brot.)
Tipp: Geh nicht hungrig einkaufen. Iss eine Kleinigkeit, bevor du einen Supermarkt betrittst – und schon biste du immun gegen diesen Trick. Achte auf wirklich gutes Brot, nutze Bio-Bäckereien.
5. Überflüssige Siegel behaupten Produkt-Qualitäten
Siegel wie Bio oder Fairtrade sind gut und wichtig, doch nicht alle sagen etwas aus. Es nützt ja wenig, wenn ein Produkt vor einigen Jahren irgendeinen Test gewann. Und ein „Gut“ sagt wenig, wenn wir nicht nachlesen können, ob die anderen Produkte nicht allesamt mit „sehr gut“ abgeschnitten haben. Auch gibt es viele Schein-Siegel, die entweder wenig Aussagekraft haben („DLG“, Tierwohl-Label beim Discounter) oder überhaupt keine echten Siegel sind.
Beliebter Trick auch: Zusätzlich zum aktuellen, gültigen EU-Bio-Siegel wird auch noch das veraltete, deutsche, völlig gleichwertige und daher nichtssagende deutsche sechseckige Bio-Siegel angebracht. Sieht nach mehr aus, hat aber keine zusätzliche Aussage.
Tipp: Lass dich von allzu vollmundigen Versprechungen und möglichst vielen angebrachten Siegeln, Aufklebern, Testergebnissen nicht beeindrucken.
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6. Typischer Supermarkt-Trick: Bunte Hinweise lenken unsere Aufmerksamkeit
Preisschilder unter den Regalfächern sind meist gleichtönig weiß. Das symbolisiert uns: Schau hier nicht hin, es lohnt eigentlich gar nicht, Preise zu vergleichen …
Es sei denn, der Markt möchte, dass wir jetzt dieses Produkt kaufen, weil es weg muss oder derzeit mehr Geld bringt. Als Käufer:innenfallen sorgen gelbe und rote (fast nie grüne) Aufkleber dafür, dass wir auf diese „Schnäppchen“ aufmerksam werden.
Tipp: Prüfe, ob das wirklich ein sinnvolles Schnäppchen ist – oder ob der Supermarkt nur per Trick sein Regal leerkriegen will. Vielleicht liegt die bessere und sogar günstigere qualitative Ware direkt daneben.
7. Alles Wichtige ist stets kleinstgedruckt – ein gängiger Supermarkt-Trick
Hersteller machen Produkte nicht immer erkennbar teurer – Kund:innen haben Preispunkte wie „1,89 Euro“ im Kopf und würden es merken. Stattdessen verringert sich der Inhalt, etwa von 100 auf 80 Gramm wie bei Milkas schrumpfender Tafel. Plötzlich wirkt die eine Schokolade dann preiswerter als die andere. Vergleicht man dann aber den Preis pro 100 Gramm, entpuppt sich manches Schnäppchen als Einkaufsfalle.
Deswegen haben Verbraucherschützer:innen vor Jahren durchgesetzt, dass Supermärkte uns die Grundpreise (Preis pro 100 Gramm, pro 100 ml und so weiter) nennen müssen. Aber die wollen das natürlich nicht wirklich – es gehört zu den Verkaufsstrategien im Supermarkt, diese Angaben oft unverschämt winzig anzugeben.
Tipp: Achte stets auf die Grundpreise pro 100 Gramm oder Kilo und vergleiche diese. Und, auch wenn’s jetzt etwas seltsam klingt und nicht jeden betrifft: Geh nicht ohne deine Brille einkaufen.
8. „Bückzone“:Was sich für Kund:innen lohnt, macht man ihnen schwer
In der „Bückzone“ platzieren Supermärkte nicht nur Waren, die schwer sind oder umsatzschwach, sondern von denen sie eigentlich nicht wollen, dass wir sie kaufen – etwa, weil sie besonders günstig sind, keine hohe Marge haben oder keine hohe Markenbekanntheit. In der „Griffzone“ und der „Sichtzone“ darüber befinden sich hingegen die teuren Markenwaren sowie überflüssige Impulskauf-Produkte.
Ähnliches gilt für die Regalreihen: Kund:innen bevorzugen angeblich die rechte Regalreihe, daher liegen dort die Sachen, mit denen der Supermarkt am meisten verdient, für die Kund:innen also am meisten zahlen. Auch geht die Verkaufspsychologie davon aus, dass zu Beginn des Einkaufs Kund:innen noch rational entscheidet – gegen Ende, bei den Kassen, werden sie immer entscheidungsmüder und lassen sich leichter beeinflussen.
Tipp: Prüfe stets die untersten Regale: Selbst in Bio-Supermärkten ist es so, dass sich dort die günstigeren Bio-Produkte befinden. Mit diesem Trick kann der Bio-Einkauf auch solchen Menschen möglich sein, die befürchten, sich „Marken-Bio“ nicht leisten zu können. Meide die Regale kurz vor dem Kassenbereich.
9. Scheinvergleiche manipulieren unsere Entscheidungen
Bei Elektronik geht das so: Damit wir ein Gerät sehen, das weg muss oder den meisten Gewinn bringt, platziert man es mit Werbehinweisen zwischen zwei anderen Geräten. Das eine kostet etwas weniger, ist aber deutlich schlechter; das andere ist viel teurer, aber kaum besser.
Message: „Klar geht’s billiger (links) als unser Angebot (Mitte), aber da hättest du halt weniger; und es ginge auch besser (rechts), aber das wäre halt viel teuer als unser Vorschlag (Mitte)…“. In diesem Umfeld erscheint das mittlere Angebot als besonders attraktiv – in einem anderen Umfeld würde es ganz anders wirken.
Tipp: Plane zuhause, was du wirklich brauchst, was der Markt bietet und was es kostet. Unterscheide deutlich zwischen wichtigen Eigenschaften (Langlebigkeit, niedriger Stromverbrauch) und Nippes-Features (beim TV etwa irgendwelche Apps, die kaum jemand nutzt).
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10. Supermarkt-Trick: Großpackungen täuschen Ersparnis vor
Großverpackungen sind billiger, denken die meisten – aber es stimmt nicht immer. Weil zahlreiche Kund:innen an diese Art der Einsparung glauben, greifen sie zur Großpackung und zahlen am Ende in Wirklichkeit mehr.
Damit der Trick nicht auffällt, platzieren Supermärkte die Großverpackungen meist in einer gewissen Distanz zu den kleinen Packungen – um uns den Preisvergleich beim Kleingedruckten schwerer zu machen.
Tipp: Misstraue solchen Angeboten erst mal aus Prinzip und achte genau darauf, ob die Großverpackung, umgerechnet auf eine Basiseinheit, wirklich günstiger ist – also nicht bloß eine Kund:innenfalle ist.
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11. Künstliche Verknappung macht uns gierig
Das neue iPhone gibt es nur noch diese Woche so günstig – und natürlich darf jede:r nur eines kaufen? Reine Taktik! Man findet sie nicht nur bei Apple-Produkten, sondern auch bei anderen Waren, beim Schlussverkauf, bei vielen Onlinehändlern, beim Black Friday und so weiter.
Der Psycho-Trick: Der Mensch hat tatsächlich Angst, dass ihm irgendein Schnäppchen entgehen könnte, auch wenn er es gar nicht braucht.
Tipp: Geh nie ohne Einkaufsliste shoppen und halte dich stets an den Plan. Überlege dir, ob du die Ware aus einem Angebot wirklich brauchst – oder nur deshalb in die Einkaufsfalle tappen möchtest, weil dir gerade ein Preis unfassbar attraktiv erscheint.
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12. In der Warteschlange shoppen wir aus Langeweile
Die Warteschlange ist der nervigste Bereich eines Supermarktes. Märkte nehmen das in Kauf, denn die Kund:innen lassen selten ihre Waren liegen und gehen woanders hin, lieber quengeln sie herum. Kinder haben dann auf Sichthöhe gerne Süßwaren vor sich, die sie haben wollen, um ihre Langweile zu vertreiben.
Erwachsene sind kaum besser: Rasierer, Kaugummi, Speichersticks, Batterien, Discounter-Wochenangebote – warum findet man diese Sachen im Warteschlangenbereich? Damit wir aus dem Gefühl von Langeweile zugreifen, nur um etwas „zu tun“ (=zu kaufen) zu haben. Brauchen kann man ja immer was …
Tipp: Bleib hart, schon aus Prinzip. Nutze statt dessen die Zeit, deinen Einkauf zu prüfen: Brauchst du das alles wirklich? Brauchst du es jetzt? Wird das auch alles lang genug halten?
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Weitere Verkaufsstrategien im Supermarkt
Es gibt sicher noch mehr Einkaufsfallen und Supermarkt-Tricks:
- Kinder-Einkaufswagen, damit die kleinen Hände aktiv mitshoppen können
- Säusel-Beschallung, damit wir langsamer gehen und mehr Waren sehen
- jahrezeitliche Klimatisierung, damit wir gerne länger im Supermarkt bleiben
- Platznot, um uns zur Kaufentscheidung auf Sichthöhe zu drängen (für billige Bückware in die Knie gehen geht nicht, ohne sich verrenken zu müssen)
- dramatische Beleuchtung bei Tiefkühlwaren versus dunkle Holztöne bei Spirituosen
- und der nervtötende Fakt, dass es nur einen Eingang und nur einen Ausgang gibt. Es sich nochmal anders überlegen? Das dürfen Kund:innen im Supermarkt nicht, soviel zu „der Kunde ist König“.
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