Weltläden gehören zu den wichtigsten Anlaufstellen für Produkte aus fairem Handel. Das Sortiment ist mittlerweile sehr vielfältig. Doch welches Konzept und welche Fairtradestandards stecken dahinter?
Motivation der Weltläden
Die ersten Weltläden entstanden bereits in den 1970er Jahren. Heute gibt es Weltläden in fast jeder größeren Stadt. Sie bieten ein vielfältiges Sortiment an Fairtrade-Produkten: Kaffee, Tee, Schokolade, Reis, Honig, Zucker, Bananen, Süßigkeiten, Notizbücher, Kleidung und sogar Möbel und Schmuck.
Neben dem Verkauf von Artikeln aus dem fairem Handel wollen Weltläden auch in der Öffentlichkeit und in Schulen auf die Thematik aufmerksam machen. Dazu gibt es zum Beispiel in größeren Weltläden Bildungsreferenten, die beim Weltladen angestellt sind. Die regulären Mitarbeiter in den Läden engagieren sich in der Regel ehrenamtlich.
Ziel ist es, ungerechte Handelsbeziehungen im Welthandel zu verbessern, um soziale Rechte für Arbeiter und Produzenten zu sichern. Weltläden kritisieren:
- das Machtgefälle zwischen Handelspartnern,
- niedrige Rohstoffpreise,
- den Machtmissbrauch durch globale Konzerne,
- die Missachtung und Abbau sozialer und ökologischer Standards,
- die Handelshemmnisse durch hohe Importzölle für Produkte aus Afrika, Südamerika und Asien.
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Produkte in Weltläden: Diese Standards gelten
Um Veränderungen im Welthandelssystem zu erreichen, haben die Weltläden sieben Standards für ihre Produkte festgelegt. Erst wenn Lieferanten diese Standards oder die zehn vergleichbaren Standards der World Fair Trade Organization (WFTO) einhalten, verkaufen Weltläden ihre Produkte.
1. Handelspraktiken
- Die Abnehmer der Produkte müssen faire Preise zahlen, sodass ein menschenwürdiges Leben der Arbeiter und Produzenten möglich ist.
- In Genossenschaften organisierte Produzenten und Handelspartner verhandeln gemeinsam über Preise. Zwischenhandel wird vermieden, sodass die Gewinne für die Produzenten möglichst hoch sind.
- Erwirtschaftete Überschüsse werden vorrangig im Ursprungsland zur Verbesserung der Infrastruktur und ins Gemeinwesen investiert.
2. Arbeitsbedingungen
- Bei Arbeitszeiten und Arbeitsbedingungen werden im fairen Handel die lokalen Gesetzgebungen und die Kernarbeitsnormen der International Labour Organization (ILO) beachtet.
- Wichtige Grundsätze sind die Zahlung von Mindestlöhnen, die soziale Absicherung aller Mitarbeiter und das Verbot von Diskriminierung, z.B. aufgrund von Ethnie, Herkunft, Religion, Geschlecht, Behinderung oder politischer Orientierung.
- Dazu kommt das Verbot von ausbeuterischer Kinderarbeit und Zwangsarbeit. Alle Organisationen im fairen Handel haben zudem das Recht auf die Gründung einer Gewerkschaft.
3. Transparenz
- Weltläden, Importorganisationen und Handelspartner veröffentlichen transparent ihre Zielsetzung, ihre Organisationsstruktur, die Handelswege und die finanzielle Situation.
4. Bildungs- und Informationsarbeit
- Der faire Handel will zur Auseinandersetzung mit globalen, unfairen Handelsbeziehungen anregen. Weltläden stellen deswegen Informationen bereit, bilden oft Bildungsreferenten und Multiplikatoren aus und dienen als Lernort für Schulklassen.
5. Öffentlichkeitsarbeit und politische Arbeit
- Mit der Bildungsarbeit gehen politische Kampagnen einher, um in der Öffentlichkeit für fairen Handel zu werben und Politiker zu strengeren Standards zu bewegen.
6. Umweltschutz
- Neben sozialen Aspekten bemüht sich der faire Handel darum, größtmögliche Umweltverträglichkeit bei der Produktion und der Vermarktung der Produkte zu erreichen. Deswegen sind die meisten fair gehandelten Produkte auch aus ökologischer Landwirtschaft.
7. Ergänzungsprodukte
- Weltläden können neben Produkten aus fairem Handel weitere Produkte in ihr Sortiment aufnehmen, zum Beispiel Recyclingpapier oder regionale Bioprodukte.
- Sie müssen nachhaltigen Konsum unterstützen und Alternativen zu konventionellen Herstellungs- und Vermarktungsstrukturen aufzeigen.
- Die Ergänzungsprodukte dürfen aber nicht mehr als 20 Prozent des Umsatzes des Weltladens ausmachen.
Zusammenarbeit mit Fairhandelsunternehmen
Um die sieben Standards erfüllen zu können, arbeiten Weltläden mit anerkannten Fairhandelsunternehmen zusammen:
- Die bekanntesten sind GEPA, dwp, El Puente, banafair und contigo. Diese Unternehmen haben in ihrem Sortiment nur Produkte aus fairem Handel und entsprechen in ihrem Unternehmensziel bereits den Standards der Weltläden und der WFTO. Deswegen verwenden sie meist auch keine bekannten Siegel, wie sie oft in Supermärkten auf den Produkten zu finden sind.
- Im Vergleich zum bekannten Fairtrade-Siegel sind die Standards im fairen Handel deutlich höher, zum Beispiel gibt es weniger Zwischenhändler und höhere soziale Standards. Politische Bildungsarbeit ist auch nur im fairen Handel eine wichtige Säule. Die Unternehmen vertreiben ihre Produkte meist ausschließlich über Weltläden, kleine alternative Geschäfte oder über kleine Onlineshops.
Da viele der Produkte aus Südamerika, Afrika und Asien stammen, wird immer wieder Kritik laut wegen der weiten Transportwege. Produkte aus dem Weltladen sind daher nicht regional und selten saisonal. Doch Schokolade, Kaffee, Tee, Reis und exotische Gewürze stammen fast immer aus Südamerika, Asien oder Afrika. Daher sind gerade für solche Waren Weltläden eine gute Anlaufstelle. Denn durch den Kauf von Produkten aus dem Weltladen werden alternative, gerechtere Weltwirtschaftsstrukturen gestärkt.
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