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Polyethylenglykol: Was du über PEG in Kosmetika wissen solltest

Polyethylenglykol PEG
Foto: Pixabay/ CC0/ stux

Polyethylenglykol ist besonders als Bestandteil von Kosmetika bekannt, kommt jedoch auch in anderen Gebieten zum Einsatz. Hier erfährst du mehr über PEG und die Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit.

Polyethylenglykol (kurz: PEG) ist ein Polymer, das heißt, es besteht aus Makromolekülen. Sie entstehen aus einer Verbindung von Ethylenoxid und Wasser. PEG kommen sowohl in flüssigem, als auch festem Zustand vor und ist sehr gut wasserlöslich. Außerdem ist es billig, Polyethylenglykol herzustellen.

Aufgrund dieser Eigenschaften wird der Stoff in vielen verschiedenen Bereichen eingesetzt. Als Emulgatoren, Feuchthaltemittel und Lösungsmittel werden Polyethylenglykole in Kosmetika eingesetzt. Sie können Wasser binden und ermöglichen es, Wasser und Öl zu mischen. Zudem können sie Haut mit Feuchtigkeit versorgen.

Was ist Polyethylenglykol und wofür wird es verwendet?

In folgenden Bereichen wird Polyethylenglykol eingesetzt:

  • Pharmazie: PEG befindet sich in vielen Tabletten, Dragees, Salben oder Injektionspräparaten. Hier wird der Stoff vor allem als Wirkstoffträger eingesetzt.
  • Medizin: Polyethylenglykol ist zum Beispiel oft in künstlichen Tränenflüssigkeiten oder im Präparat zur Darmreinigung vor einer Darmspiegelung enthalten. Der Inhaltsstoff befindet sich auch in Flüssigkeiten, die Gewebe, Zellen und Organe konservieren.
  • Lebensmittelindustrie: Hier ist Polyethylenglykol vor allem in Süßstoffen und Nahrungsergänzungsmitteln zu finden. Du erkennst es an der E-NummerE 1521„.
  • Technik und Industrie: PEG wird beispielsweise als Weichmacher, Trocknungs- oder Bindungsmittel eingesetzt. Als solches wird es dazu verwendet, Gummiartikel, Glasfarben und Klebstoffe herzustellen.
  • Kosmetik: Hier kommt Polyethylenglykol einerseits als Emulgator vor und sorgt für die gewünschte Konsistenz der Produkte. Zum Anderen sorgt es als Tensid dafür, dass Shampoos, Duschgels und Co. schäumen. PEG ist in fast allen Kosmetika zu finden, darunter zum Beispiel Cremes, Deodorants, Lippenstifte, Parfüms, Zahnpasta oder Badezusätze.

Als Derivate werden in der Chemie Stoffe bezeichnet, die von einer bestimmten Grundsubstanz abgeleitet wurden. Deshalb weisen sie eine ähnliche Struktur wie die Ausgangssubstanz auf. Alle Derivate des Polyethylenglykol werden mit „PEG“ und einer Zahl angegeben. Diese gibt an, aus wie vielen Moleküleinheiten der Stoff besteht (z.B. PEG-32, PEG-8, usw.).

Polyethylenglykol: problematisch für die Umwelt

Die Herstellung von PEG aus Erdöl ist einer der kritischsten Aspekte des chemischen Stoffes.
Die Herstellung von PEG aus Erdöl ist einer der kritischsten Aspekte des chemischen Stoffes.
(Foto: CC0 / Pixabay / drpepperscott230)

Polyethylenglykol und PEG-Derivate werden aus Erdöl hergestellt. Die Bohrung nach Erdöl hat dabei verheerende Folgen für unser Klima und zerstört oft ganze Ökosysteme. Dadurch sind zahlreiche Tierarten bedroht: Jährlich gelangen beispielsweise circa 100.000 Tonnen Öl in die Weltmeere, wo sie Korallenriffe und Strände verunreinigen. Für Meeresbewohner stellen Öl-Rückstände im Wasser eine große Gefahr dar.

Zudem ist Polyethylenglykol ab einer bestimmten Molekülmasse schwer abbaubar. In der Regel wird der Stoff hergestellt, um möglichst lange stabil und haltbar zu bleiben. Beim Duschen, Haarewaschen und Zähneputzen können sie über den Abfluss in Gewässer gelangen und dort Tieren und der Umwelt schaden.

PEG: Probleme für die Gesundheit

Für die Gesundheit ist PEG umstritten. So sollen Polyethylenglykol und PEG-Derivate die Haut anfälliger für Reizungen machen und Allergien auslösen, da sie in der Lage sein sollen, die Barrierefunktion der Haut zu schwächen. Dadurch können die Haut zwar einerseits Wirkstoffe besser aufnehmen – allerdings gelangen auch Schadstoffe schneller in den Körper. Daher können PEG-Derivate besonders für bereits gereizte Haut und Menschen mit empfindlicher Haut gefährlich sein. Wie der Dermatologe Christof Kirkamm vom Hautzentrum Stuttgart Utopia erklärte, ist die Frage „ob es sinnvoll ist, dass PEG die Haut durchlässiger machen kann, ist komplex und erfordert eine sorgfältige Abwägung der potenziellen Risiken und Vorteile.“

Teilweise bliebt nach der Herstellung von PEG der Ausgangsstoff Ethylenoxid im Produkt zurück. Der Stoff wurde als krebserregend eingestuft. In diesem Zusammenhang fehlen immer noch eindeutige wissenschaftliche Studien. Kirkamm betont jedoch, dass das Risiko zwar minimal erscheint, aber dennoch Bedenken der langfristigen Exposition bestehen.

Wie Birgit Huber vom Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel (IKW) gegenüber Utopia nahelegt, gehören Polyethylenglykole zu einer gut untersuchten Stoffgruppe und weisen eine gute Hautverträglichkeit auf. Wissenschaftler:innen haben in einer Studie die Sicherheit von PEG bewertet und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass PEG nicht leicht in die intakte Haut eindringen. Bei Menschen mit gesunder Haut kam es nur selten zu einer Sensibilisierungsreaktion auf PEG

In der EU unterliegen Kosmetika einer Vielzahl gesetzlicher Bestimmungen, um die Sicherheit der Verbraucher:innen gewährleisten, so Huber. Für jedes kosmetische Produkt werde demnach eine Sicherheitsbewertung durchgeführt. Bevor ein Produkt auf den Markt gelangt, beurteilen unabhängige Expert:innen die Inhaltsstoffe und das fertige Produkt sowie dessen Anwendungsdauer, die Anwendungshäufigkeit und den Anwendungsort.

Denn laut Huber gibt es Inhaltsstoffe, die in ihrer reinen Form potenziell gefährlich sein können, aber „in einer bestimmten Dosierung in einem kosmetischen Produkt verwendet werden, ohne dass diese Produkte damit ein Gesundheitsrisiko für den Verbraucher darstellen.“ Es komme daher immer auf die individuelle Rezeptur und deren Anwendung an „und weniger darauf, ob ein bestimmter Stoff mit einem bestimmten Gefahrenmerkmal enthalten ist.“

Woran du Polyethylenglykol erkennst und wie du es vermeiden kannst

PEGs findest du in zahlreichen konventionellen Kosmetikprodukten.
PEGs findest du in zahlreichen konventionellen Kosmetikprodukten.
(Foto: CC0 / Pixabay / annca)

Polyethylenglykol befindet sich in fast allen herkömmlichen Kosmetikprodukten. Möchtest du trotz der wissenschaftlichen Erkenntnisse auf die Substanz verzichten, solltest du die Liste der Inhaltsstoffe genau lesen. PEG und PEG-Derivate erkennst du entweder direkt an der Abkürzung „PEG“ in Verbindung mit einer bestimmten Zahl oder einem „-eth“ im Namen eines Stoffes. (z.B. Sodium Laureth Sulfat)

Zudem kannst du auf Naturkosmetik-Produkte zurückgreifen. Diese sind oft frei von PEGs und anderen fragwürdigen Substanzen. So waren in einer Analyse von Öko-Test alle vier untersuchten Naturkosmetik-Duschgele PEG-frei. In 18 von 21 konventionellen Produkten waren sie dagegen zu finden. Hier mehr Infos dazu: Öko-Test Duschgel: Mikroplastik und gesundheitsschädliche PEG-Derivate Sichere dich jedoch auch bei naturkosmetischen Produkten ab, indem du Inhaltsstoffe nachliest.

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Überarbeitet von Nora Braatz

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