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Fridays for Future enttäuscht über Wahlprogramme

Fridays for Future enttäuscht über Wahlprogramme
Foto: CCO Public Domain / Pixabay - Ulrike Leone

Die Klimakrise schreitet voran und die Politik schaut tatenlos zu. Das sagen Klimaaktivist:innen von Fridays for Future. Die Wahlprogramme seien enttäuschend. Der gleichen Meinung sind auch Umweltschutzorganisationen.

Fridays for Future ist mit den momentanen Plänen der Politik nicht zufrieden. Carla Reemtsma, ein prominentes Mitglied der Bewegung, sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Keines der Wahlprogramme der etablierten Parteien reicht aus, um die 1,5-Grad-Grenze einzuhalten und einen gerechten Beitrag Deutschlands dazu zu leisten“.

Der Aktivistin zufolge brauche es Druck von unten, weil mit keinem der Wahlprogramme ein Beitrag geleistet werde, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, das mit dem Pariser Klimaabkommen festgelegt wurde. „Es braucht die Massenproteste auf der Straße. Das werden wir in den kommenden Wochen tun“.

Deutschland lebt über dem Budget

Das Pariser Klimaabkommen wurde am 12. Dezember 2015 auf der internationalen Klimakonferenz in Paris beschlossen. Es enthält Ziele und Maßnahmen, um die Ursachen des anthropogenen Klimawandels global einzudämmen. Ein zentraler Inhalt des Abkommens ist die Beschränkung der Erderwärmung auf zwei beziehungsweise 1,5 Grad Celsius.

„Das übrig gebliebene Emissionsbudget, das Deutschland noch hätte, um einen gerechten Beitrag zum 1,5-Grad-Ziel zu leisten, würde nicht eingehalten“, sagte Reemtsma. „Es geht nur um Fernziele und sehr wenig um konkrete Maßnahmen, um die Emissionen jetzt zu reduzieren. Dabei ist die kommende Legislaturperiode die letzte, in der wir noch einen Beitrag leisten können, um die 1,5-Grad-Grenze noch zu erreichen. Es müssen Maßnahmen getroffen werden, um schnellstmöglich Emissionen zu senken.““

"Es müssen Maßnahmen getroffen werden, um schnellstmöglich Emissionen zu senken“, so Reemtsma.
„Es müssen Maßnahmen getroffen werden, um schnellstmöglich Emissionen zu senken“, so Reemtsma. (Foto: CCO Public Domain / Pixabay - 🍀 🌻)

„Es geht nur um Fernziele und sehr wenig um konkrete Maßnahmen, um die CO2-Emissionen jetzt zu reduzieren. Es müssen Maßnahmen getroffen werden, um schnellstmöglich Emissionen zu senken“, so Reemtsma.

Wenn wir so weiter machen, brauchen wir drei Erden

Auch die Umweltorganisation WWF hat sich die Wahlprogramme der fünf größten demokratischen Parteien für die Bundestagswahl 2021 genauer angeschaut. Das Ergebnis: „Wir fordern von allen Parteien einen mutigen Durchbruch und deutlich mehr Tempo bei Klimaschutz und Energiewende“.

Dies bezieht der WWF unter anderem auf den CO2-Ausstoß, der in Deutschland um mindestens 70 Prozent bis 2030 gesenkt werden muss. Außerdem muss die Regierung den Ausbau von erneuerbaren Energien beschleunigen, damit wir ab dem Jahr 2030 zu 80 Prozent Ökostrom beziehen können.

Auch bei den Punkten „Biodiversität“ und „nachhaltiges Wirtschaften“ äußert der WWF scharfe Kritik an den Parteien: „Der Planet braucht ein nachhaltiges Finanzsystem! Milliardenbeträge für schädliche Subventionen von Dienstwagenprivileg bis Hektarprämie haben fatale Folgen für Klima und Biodiversität“. Wenn alle Länder so wirtschaften würden, wie Deutschland, bräuchten wir laut WWF drei Erden.

Hier erfährst du mehr über den Earth-Overshoot-Day: Ab heute verbrauchen wir Deutschen mehr, als die Erde verkraften kann

Es tut sich was, aber nicht genug

Line Niedeggen von Fridays for Future sagte der dpa, dass sich „in der Gesellschaft ganz, ganz viel geändert“ hat und wir in vielen Bereichen schon viel weiter wären als vor zwei, drei Jahren. Vor allem, weil die Klimakrise sichtbar wird.

Aber trotzdem habe sich die Krise durch die anhaltende Zerstörung sehr stark beschleunigt. „Das sehen wir an der Flutkatastrophe. Wir spüren nun am eigenen Leib die Auswirkungen der Klimakrise, die wir weltweit in vielen Regionen schon beobachten mussten“, so Niedeggen.

Durch die Flutkatastrophen spüren wir die Klimakrise am eigenen Leib.
Durch die Flutkatastrophen spüren wir die Klimakrise am eigenen Leib. (Foto: CCO Public Domain / Pixabay - PublicDomainPictures)

Letztes Jahr veröffentlichte das Wuppertaler Institut für Klima, Umwelt, Energie eine Studie im Auftrag von Fridays for Future. Diese präsentierte Strategien, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. „Allerdings müsse die Politik dafür aufhören über die Wirksamkeit der bisherigen Pläne zu lügen“, sagt Niedeggen.

„Wir müssen aufhören, in fossile Industrien zu investieren, fossile Subventionen in Milliardenhöhe aufrechtzuerhalten, neue fossile Projekte zu bauen und eben nicht ausreichend die Anpassung an die Klimakrise zu finanzieren“, so Niedeggen.

Utopia meint: Im Wahljahr 2021 sollten wir alle genau hinschauen, wo wir am 26. September das Kreuz setzen. Und abwägen, welche Partei am meisten für die Zukunft auf unserem Planeten tut. Dabei kann dir die Auflistung von WWF helfen.

Hier haben wir Tipps für dich, wie du direkt etwas für den Klimaschutz tun kannst:

Außerdem kannst du Fridays for Future bei Protesten unterstützen – von zuhause aus oder auf der Straße. Mehr dazu erfährst du hier: Fridays for Future streiken wieder: Wie du dich trotz Corona engagieren kannst.

Redaktion: Nora Braatz

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