Honig kennt der Mensch seit Jahrtausenden. Aber ist er auch gesund? Kann er schlecht werden? Ist er vegan? Wieviele Kalorien hat Honig? Welcher schneidet im Test am besten ab? Und was hat es mit „gestrecktem und gepanschtem Honig“ auf sich?
Das Naturprodukt Honig hat ähnlich viele Kalorien wie Zucker, enthält aber mehr Nähstoffe. Auch heißt es oft, das Bienenprodukt sei ein „besserer“ Zucker, weil er den Blutzuckerspiegel langsamer ansteigen ließe, oder auch, weil es leichter verdaulich sei. Nicht zuletzt deshalb ist Honig heute extrem beliebt: Wir verzehren jährlich im Durchschnitt ein Kilo pro Jahr.
1. Honig wird gefälscht und billig gestreckt
Gefälschten Honig gibt es sein 1970er-Jahren. Seit damals wurde er immer wieder mit billigeren Maissirup und Zuckerrohr gestreckt. Solche Fälschungen sind natürlich billiger als das mühsam hergestellte Naturprodukt, entsprechend ist das nicht nur Betrug am Kunden, es setzt auch Imker unter Druck.
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) führt immer wieder Untersuchungen bei Lebensmitteln durch. Im Rahmen einer von Europol und Interpol koordinierten Operation wurde 2021 auch importierter Honig untersucht.
Wieder gab es Fälschungen: Aber nur bei drei von insgesamt 73 untersuchten Honigen wurde dabei Fremdzucker nachgewiesen, das sind also nur 4%. Die Proben wurden bei der Einfuhr, bei Importeuren, bei Abfüllern sowie im Handel entnommen.
International gab es 495 Untersuchungen und dabei 7% „nicht-konforme Produkte“, die zur Beschlagnahme von mehr als 51.000 kg gepantschtem Honig führten (Europol).
2. Ist Honig gesund oder ungesund?
Honig ist ein natürlicher Süßmacher, als gesunder Zuckerersatz aber nur bedingt geeignet. Er besteht hauptsächlich aus verschiedenen Zuckerarten, nämlich zu etwa 40 Prozent aus Fruchtzucker (Fructose) und zu etwa 30 Prozent aus Traubenzucker (Glucose). Diese beiden Einfachzucker sind mit ihren Kalorien und deren Auswirkungen auf Blutzucker und Körpergewicht nicht besser als gewöhnlicher Haushaltszucker (Saccharose).
Im Vergleich zu Zucker enthält das flüssige Gold mehr Nähr- und Mineralstoffe: zum Beispiel Natrium, Kalium, Magnesium, Kalzium, Eisen, auch einige Vitamine. Das Bienenprodukt darf daher trotz der Kalorienmenge als gesünder gelten – aber eben nur als „minimal gesünder“ als etwa Zucker. Denn man müsste unvernünftig viel davon essen, um den eigenen Vitaminbedarf zu decken. (Hinweis: Die Mengenangaben der Nährstoffe schwanken, auch weil es ein Naturprodukt ist.)
Für die Zähne ist er nicht gesund und ein Zuviel fördert – genau wie bei zu viel Zucker – die Gewichtszunahme. Lies dazu auch den Beitrag Die Wahrheit über Zuckerersatz:
3. Wie viele Kalorien hat Honig?
Manche nehmen Honig als Zuckerersatz im Glauben, das hätte weniger Kalorien und sei weniger schädlich oder „gesünder“ als Zucker. Aber stimmt das wirklich?
Ein Blick auf die Kalorien:
- 300 kcal pro 100 Gramm, das sind
- ca. 30 kcal pro Teelöffel (10 Gramm) oder
- ca. 60 kcal pro Esslöffel (20 Gramm).
(Hinweis: Bei Naturprodukten schwanken die messbaren Werte für Kalorien. )
Ein Löffel hat also etwa so viel Kalorien wie ein Scheibe Knäckebrot. Die Kalorien von Honig entsprechen damit in etwa denen von Konfitüre. Zum Vergleich: Zucker bringt es auf etwa 390 Kalorien pro 100 Gramm, er hat also tatsächlich mehr Kalorien.
Zucker enthält kein Wasser, ist also konzentrierter. Dennoch geht man davon aus, dass Honig stärker süsst als weisser Zucker. Die „Süßkraft“ (die allerdings keine objektiv zu messende Größe ist) wird für Honig mit 1,2 angegeben (Haushaltszucker: 1), was vor allem am Fruchtzuckergehalt liegt.
So gesehen kann Honig rein theoretisch tatsächlich einige Kalorien sparen. Ob das aber wirklich der Fall ist, müsste man jeweils für das eigene Süßungsverhalten konkret ermitteln, außerdem sieht man die für die höhere Süßkraft verantwortliche Fructose sehr wohl auch kritisch (DAZ, BfR).
4. Tests fanden oft fragwürdige Inhaltsstoffe
Honig ist ein Naturprodukt. Trotzdem finden sich darin heute immer wieder gentechnisch veränderte Pflanzenbestandteile, Rückstände von Pestiziden und weitere unerwünschte Gift- und Inhaltsstoffe.
Seine Qualität hängt stark von den Pflanzen und der landwirtschaftlichen Nutzung in der Umgebung der Bienenstöcke ab. Werden hier chemische Pflanzenschutzmittel versprüht, können die auch in den Honig gelangen.
Außerdem finden sich im Honig hin und wieder Pyrrolizidinalkoide. Diese pflanzeneigenen Gifte stehen im Verdacht, Krebs zu erregen und können die Leber schädigen.
Auch Mikroplastik wurden in der Vergangenheit immer wieder gefunden.
Stiftung Warentest 2019
Stiftung Warentest untersuchte 2019 einige Marken, darunter auch Bio-Sorten. Die Ergebnisse:
- Nur wenige Honige waren auffällig mit giftigen Substanzen belastet.
- Die Pflanzenvernichtungschemikalie Glyphosat wurde jedoch in jedem dritten Honig nachgewiesen.
Zu den Testsiegern gehören auch günstige Discounterprodukte: „Maribel Cremiger Blütenhonig“ sowie „Marlene aromatischer Waldhonig“ von Lidl, „Wald Honig“ von Aldi Nord und „Goldland Wald Honig“ von Aldi Süd. Details im Beitrag Stiftung Warentest gibt jedem vierten Honig die Note „mangelhaft“.
Öko-Test 2016
Öko-Test prüfte 11/2016 normalen sowie Bio-Honig mit mindestens EU-Bio-Siegel. Die wichtigsten Ergebnisse:
Bio-Produkte mit „sehr gut“:
- Alnatura Akazienhonig, Rumänien und Ungarn, 6,95 Euro, sehr gut
- dm Bio, Akazien Honig, Rumänien, 6,36 Euro, sehr gut
- Rewe Bio Akazienhonig (Naturland), EU-Länder, Südosteuropa, 7,84 Euro, sehr gut
Konventionelle Produkte mit „sehr gut“:
- Bihophar Akazien-Honig**, EU-/Nicht-EU-Länder, 6,49 Euro, sehr gut
- Breitsamer Honig Rapsblüte, Rumänien und Tschechien, 4,99 Euro, sehr gut
Eigenmarken mit „sehr gut“:
- Basic Wald-Blütenhonig aus Bayern, Deutschland/Bayern, 6,69 Euro, sehr gut
- Bio Company Blütenhonig zart cremig, Osteuropa, 4,99 Euro, sehr gut
Pikantes Detail: Ein fast 70 Euro teurer Hype-Edel-Honig aus Neuseeland bekam nur „befriedigend“. Details in der Öko-Test 11/2016. Hinweis: Honig ist allerdings ein Naturprodukt, daher sollte man solche Ergebnisse stets als saisonale Momentaufnahme sehen.
5. Bio ist besser (laut Test aber nicht makellos)
Bio-Honig kommt von Bio-Bienen. Aber was kann da Bio sein, die sind doch eh in der „Natur“? Am Ende doch einiges:
- Das Winterfutter für Bio-Bienen muss aus ökologischer Herstellung stammen.
- Die Bienenkästen müssen aus natürlichen Materialien bestehen und auch das darin verwendete Wachs muss selbst aus ökologischer Bienenhaltung stammen.
- Bei der Bekämpfung von Bienen-Krankheiten sind nur ausgesuchte Mittel zulässig, ähnliches gilt für Reinigungsmaterialien.
- Die Flügel der Königin dürfen nicht beschnitten werden, um zu verhindern, dass sie ausschwärmt und sich einen neuen Stock sucht.
- Bio-Imker sind verpflichtet, die Bienenstöcke so aufzustellen, dass „aus einem Umkreis von drei Kilometern keine nennenswerte Beeinträchtigung der Bienenprodukte durch landwirtschaftliche und nicht landwirtschaftliche Verunreinigungen zu erwarten ist“.
Wo die Bienen aber wirklich hinfliegen, das kann der Imker nur schwer steuern, und in Deutschland ist es noch immer kaum möglich, sich von Pestizid-verseuchten Äckern fernzuhalten.
Das hat Folgen und hinterlässt Spuren: So wurde Ende August 2016 bekannt, dass man in deutschem Honig Glyphosat in erhöhten Mengen finden kann. Wen wundert es, wird doch ein Großteil der deutschen Äcker mit dem umstrittenen Pflanzenvernichter behandelt, und so findet man das umstrittene Monsanto-Herbizid auch in Bier und Wein.
Bei einem Test von Bio-Eigenmarken fand Öko-Test 9/2016 das Insektizid Thiacloprid in den Honigen von Alnatura und Denn’s Biomarkt. Hersteller wenden ein, dass Bienen manchmal eben weiter fliegen als die drei Kilometer und sich daher eine Verunreinigung mit Pestiziden nicht völlig vermeiden ließe. Dann aber, so Öko-Test, sollte das flüssige Gold nicht mehr als Bio-Produkt angeboten werden.
Es bleibt aber dabei, dass Bio-Honig** im Vergleich zum konventionellen generell zu bevorzugen ist, ebenso wie solcher aus regionaler Herkunft. Bio-Honig kannst** du online z.B. bei Gepa, myTime, Rewe oder Amazon bestellen.
6. Honig ist nicht vegan
Es gibt Veganer, die ihn essen, aber im Allgemeinen gilt er als nicht vegan, da er von Tieren, eben den Honigbienen, produziert wird. Mit gesund oder ungesund hat das erst Mal nichts zu tun, doch genau wie bei anderen Nutztieren beeinflusst der Mensch die natürliche Entwicklung und Lebensform der Bienen und genau wie bei anderen Nutztieren können daraus Probleme entstehen. Deshalb verzichten die meisten Veganer auf Honig und Bienenwachs.
- Lies auch den Utopia-Beitrag über die besten pflanzlichen Honig-Alternativen.
7. Honig gehört nicht in den Kühlschrank
Honig ändert im Kühlschrank seine Konsistenz: Er wird härter (der Zucker kristallisiert und wird sichtbar) und lässt sich schlechter aufs Brot streichen.
In den Kühlschrank muss er aber nicht.
Lies dazu auch: 10 Lebensmittel, die du nicht im Kühlschrank lagern solltest.
8. Honig kann nicht schlecht werden und verderben
Zucker hält bekanntlich ewig, aber kann Honig schlecht werden? Ja, etwa indem man Fremdkörper wie Butter oder Brotkrümel einbringt. Dann verdirbt zwar nicht direkt der Honig, aber die Butter wird ranzig und das Brot schimmelt möglicherweise. Gesund ist das nicht, aber meist auch nicht gefährlich.
Fest verschlossenen, trocken und lichtgeschützt gelagert (z.B. im Schrank) hält er sich normalerweise Jahre, ohne zu verderben oder an Qualität zu verlieren. Hält man ihn frei von Fremdkörpern, kann man ihn praktisch ewig essen. Honig ist daher eines unserer acht Forever Foods: Lebensmittel, die niemals verderben.
Wenn Honig „kristallisiert“, so ist dies kein Problem, er ist deswegen nicht schlechter. Manche erhitzen ihn, dann verschwinden die Zuckerkristalle vorübergehend wieder. Wir raten davon ab.
- Vieles Essbare kann man haltbar machen: Lies dazu Lebensmittel konservieren: 3 Methoden.
9. Nachhaltiger Honig stammt aus der Region
Prinzipiell ist bei konventionellen Produkten das Risiko, dass sie Pestizid-Rückstände enthalten, größer. Zudem erfüllen Bio-Imker weitaus strengere Auflagen, was die Haltungsbedingungen der Bienen angeht.
Leider wird in Deutschland inzwischen etwa 80 Prozent allen Honigs importiert – auch Bio-Produkte. Wenn er importiert wurde, sollte er wenigstens fair gehandelt worden sein.
Honig aus Südamerika – egal ob Bio oder nicht – ist ökologischer Unsinn. Im Gegensatz zu anderen Lebensmitteln ist es hier im Zweifelsfall bedeutender, auf die Herkunft zu achten als auf das Bio-Siegel. Zugleich gibt es in Deutschland eben auch regionale Alternativen, in Bayern zum Beispiel mit dem blauen, bayerischen Regional-Bio-Siegel.
Laut Deutschem Imkerbund (D.I.B) sind fast alle deutschen Imker Hobbyimker. Fast überall in Deutschland kann man daher regional erzeugten Honig bekommen, oft sogar direkt vom Imker. Einfach mal die Augen offenhalten – oft bekommt man ihn auf Wochenmärkten oder auch im lokalen Bioladen.
10. Regionale Produkte kann man online bestellen
Etwa 99 Prozent aller deutschen Imker sind Hobbyimker. Sie produzieren ihn zwar – viele von ihnen haben neben ihrer hauptberuflichen Tätigkeit aber wenig Zeit, diesen auch zu vermarkten.
Abhilfe versucht die Plattform nearBees zu schaffen. Auf diesem Onlinemarktplatz können lokale Imker ein regionales Publikum finden.
11. Alle können Hobbyimker:innen werden (aber Männer tun es häufiger)
Selber machen liegt im Trend: Hobbyimker holen sich nicht nur leckeren, selbstgemachten Honig ins Haus, sondern unterstützen zudem heimische Bienen. Das ist wichtig, denn unsere Ernährung wird zu einem großen Teil durch die Arbeit der Bienen gesichert: etwa ein Drittel unserer Nahrungspflanzen sind von ihrer Bestäubung abhängig.
Allerdings sollte man sich gründlich informieren, bevor man sich ein Bienenvolk anschafft: Imkern braucht Zeit, Aufwand und Geld. Übrigens: Laut Deutschem Imkerbund war 2021 nur jede fünfte Imker:in eine Imkerin.
- Utopia zeigt dir, was du brauchst – in den Beiträgen Imkern für Anfänger und Bienen retten in der Stadt: das kannst du tun.
12. Honig ist natürlich – meistens
Honig ist ein Naturprodukt und muss daher naturbelassen verkauft werden. Teilweise konnten aber Zusätze von Fremdzuckern oder Stärke nachgewiesen werden (Stiftung Warentest).
Sortenreine Produkte bestehen aus Honig einer bestimmten Sorte (Bäume, Wildblumen…). Sie sind nicht immer so rein, wie sie klingen: Oft sind noch viele andere Pollenarten nachweisbar, anders als das Etikett suggeriert. Aber das läßt sich in der Natur auch schlecht verhindern.
13. Definitiv ungesund: Honig als Risiko
Für Allergiker ist Honig nicht gesund. Sie können überempfindlich auf Pollen reagieren, von denen Rückstände enthalten sein können. Importierte Produkte können unter Umständen auch Pollen von gentechnisch veränderten Pflanzen enthalten. In einigen Sorten hat u.a. Öko-Test außerdem Fremdpartikel wie Mikroplastik gefunden.
Vor allem Honigsorten aus Süd- und Mittelamerika enthalten manchmal krebsfördernde oder anderweitig nicht gesunde Pflanzenstoffe in bedenklichen Konzentrationen. In manchen Sorten können sich Wirkstoffe aus Giftpflanzen verstecken, wie etwa in Pontischem Honig, solchem der Rosmarinheide und Sorten aus Neuseeland. Solche Produkte sind nicht unbedingt gesund, werden jedoch nur selten verkauft.
In Deutschland ist Honig an sich ein streng kontrolliertes Lebensmittel, was hohe Qualitätsansprüche erfüllen muss, deshalb geht man mit dem Verzehr von heimischen Produkten keine großen Gesundheitsrisiken ein. Ob er dann aber gesund ist, hängt vor allem von der Menge ab: Ab und zu bisschen schadet nicht, täglich viel hingegen schon. Es ist eben vor allem Zucker.
14. Honig ist ein Hausmittel
Im Internet kursieren hunderte Rezepte, um damit Hautunreinheiten einzudämmen oder die Haut zu pflegen. Diese gesundheitlichen Wirkungen gelten aber als nicht hinreichend wissenschaftlich belegt. Auch als Mittel zur Wundheilung ist das gelbe Gold im Gespräch, hinreichend belegt ist aber auch das nicht.
Allerdings: Schaden wird es auch nicht. Auch als Hausmittel bei Erkältungen oder zum Einschlafen kann man Honig durchaus mal ausprobieren: lies auch Hustensaft selber machen. Wegen der vielen Kalorien sollte man es aber nicht dauerhaft übertreiben.
15. Honig ist nicht gesund für kleine Kinder
Ist Honig gesund für kleine Kinder? Diese Frage stellen sich viele, gerade weil er ja als so gesund für Erwachsene gilt.
- Für Säuglinge ist Honig nicht gesund,
- Kleinkindern bis zu einem Jahr sollte man vorsichtshalber keinen Honig geben. Er kann in sehr seltenen Fällen ein Bakterium enthalten, das bei Kleinkindern Säuglingsbotulismus auslösen kann.
Es sind zwar nur sehr wenige Fälle bekannt, doch zur Sicherheit empfehlen Wissenschaftler dennoch, in den ersten zwölf Monaten darauf zu verzichten. Die einzige Ausnahme ist Säuglingsfertignahrung, hier muss der Hersteller dafür sorgen, dass das Produkt keimfrei ist.
Wenn man ihn kleinen Kindern nicht geben darf, darf man ihn dann in der Schwangerschaft essen? Die Antwort ist: ja, man darf. Die Darmflora ist in der Lage, den Erreger abzutöten, sodass kein Risiko für das ungeborene Kind entsteht.
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