In China sind Sojadrinks – auch Sojamilch genannt – schon seit mehreren tausend Jahren ein beliebtes Getränk. In Europa hat sich der vegane Milchersatz inzwischen als Klassiker unter den Milchalternativen etabliert.
Die Vorteile vorweg: Sojadrinks sind vegan, laktosefrei, milcheiweißfrei und glutenfrei – also auch für Kuhmilch-Allergiker gut geeignet. Und doch ist der Sojadrink ist nicht unumstritten: Auch gegen Soja gibt es Allergien. Außerdem wird immer wieder behauptet, der pflanzliche Milchersatz enthalte genmanipulierte Sojabohnen, das Soja werde aus Südamerika importiert und Sojadrinks seien generell nicht für Kinder geeignet. Nicht alles davon stimmt. Hier haben wir nun die wichtigsten Fakten zum Sojadrink zusammengetragen.
Was versteht man unter Sojadrinks?
Die sogenannte Sojamilch darf in der EU offiziell nicht als Milch bezeichnet werden, da sie nicht gemolken, sondern aus Sojabohnen hergestellt wird. Im Handel findet sich das Getränk daher unter der Bezeichnung „Sojadrink“ in den Regalen. Das gilt für andere Milchalternativen übrigens genauso.
Sojadrinks basieren auf Sojabohnen und Wasser. In der Regel entsteht das Getränk aus dem Presskuchen, der übrig bleibt, wenn aus Sojabohnen Sojaöl gepresst wird. Dieser Presskuchen wird mit Wasser eingeweicht, fein püriert und schließlich gefiltert, sodass feste Bestandteile und Flüssigkeit getrennt werden.
Die reine „Sojamilch“ wird anschließend weiter verarbeitet – zu Tofu, anderen Fleischalternativen oder zum Getränk. Um sie haltbar zu machen, wird die Milchalternative dafür ultrahoch erhitzt.
Im fertigen Sojadrink sind meist zwischen 8 und 10 Prozent Soja enthalten,. Die leicht gelbliche Flüssigkeit erinnert in der Konsistenz an Kuhmilch, schmeckt aber eher nach Bohnen oder leicht nussig.
Vielen Sojadrinks werden noch Mineralstoffe, vor allem Kalzium, Vitamine wie Vitamin B12, und oft auch Zucker oder Geschmacksaromen zugesetzt.
Was ist drin im Sojadrink? Die Nährwerte
Sojadrink enthält mit rund zwei Prozent weniger Fett als Vollmilch (3,5 Prozent) und etwas mehr als fettarme Milch (1,5 Prozent).
Der Eiweißgehalt liegt mit drei bis vier Prozent etwa so hoch wie bei Kuhmilch, jedoch gelten die Proteine aus dem Milchersatz für den menschlichen Körper als etwas einfacher zu verwerten.
Darüber hinaus sind im Sojadrink auch Saponine und Flavonoide enthalten, sekundäre Pflanzenstoffe, denen eine positive Wirkung zugesprochen wird. Eher gering ist dafür der Gehalt an Kalzium und Vitamin B2, das daher oft künstlich hinzugefügt wird.
Im Vergleich zur Kuhmilch fehlen dem Milchersatz aus Soja Cholesterin, Vitamin B12 und Vitamin C.
Ist Sojadrink als Milchersatz gesund?
Sind Sojadrinks gesund? Ja und nein.
Lies dazu auch: Sojamilch vs. Kuhmilch: Was ist gesünder, nachhaltiger, ethischer?
Der Milchersatz hat gesundheitlich positive Aspekte: Er eignet sich für Menschen mit Laktose- oder Milcheiweiß-Intoleranz. Auch Gluten-Allergiker haben mit dem Getränk keine Probleme.
Als hochwertiger Lieferant von ungesättigten Fettsäuren und als Proteinquelle hilft Sojadrink dabei, die Versorgung mit diesen Nährstoffen bei veganer Lebensweise sicherzustellen.
Auch das Fehlen von Cholesterin wirkt sich bei Menschen mit Problemen in diesem Bereich positiv aus. Alles Punkte, die für den Einsatz der Milchalternative im Kaffee oder Müsli sprechen.
Mehr dazu: Vegan: 12 Tipps zu Essen, Nährstoffen, Kleidung und mehr
Sojadrinks: Die Nachteile
Wo Licht ist, ist auch Schatten: Sojadrinks hat bei allen gesundheitlichen Vorzügen durchaus auch Nachteile.
So ist belegt, dass Soja Allergien auslösen kann. Genau wie Milch wird auch Soja zu den häufigsten Auslösern von Lebensmittelallergien gezählt. Besonders Menschen, die unter anderen (Lebensmittel-)Allergien leiden, haben oft eine Kreuzreaktion mit den Proteinen der Sojabohnen. Gar nicht so selten reagieren auch Milcheiweiß-Allergiker*innen auf Soja-Proteine.
Sojabohnen sind immer noch Bohnen – dementsprechend kann der Sojadrink bei sehr empfindlichen Personen oder Babys und Kleinkindern Blähungen auslösen.
Als Milchersatz für Säuglinge ist Sojamilch aber nicht nur deswegen nicht optimal: Durch den Mangel an Kalzium, B-Vitaminen und Vitamin C kann es bei kleinen Kindern, die ausschließlich pflanzliche Milchalternativen bekommen, zu Mangelerscheinungen kommen. Expert*innen raten von sojabasiertem Muttermilchersatz ab – auch aufgrund der ungeklärten Wirkung der enthaltenen Isoflavone (s. unten) und weil Phytat enthalten sein kann, das die Aufnahme von Mineralstoffen und Spurenelementen in den Körper mindert.
Das heißt aber nicht, dass Kinder grundsätzlich kein Soja konsumieren dürfen: Sojadrinks, Tofu oder andere Sojaprodukte können im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung gute Alternativen zu Fleisch- und Milchprodukten sein.
Und dann wären da noch die Isoflavone: Das sind im Soja enthaltene Phytoöstrogene, sekundäre Pflanzenstoffe, deren Zusammensetzung dem weiblichen Sexualhormon Östrogen ähnelt. Wie stark sich dies auf den Organismus auswirkt, ist aber stark umstritten. Wirklich belastbare Beweise gibt es bisher weder für eine positive noch für eine negative Wirkung von Isoflavonen auf unsere Gesundheit.
Hier gilt wie so oft, dass die Dosis das Gift macht. Beim Konsum von Sojadrinks und anderen Sojaprodukten in Maßen sind gesundheitliche Folgen bei Erwachsenen sehr unwahrscheinlich.
Rezept: Sojadrink einfach selber machen
Damit du sicher sein kannst, was in deinem Sojadrink enthalten ist, mach ihn einfach selber. Hier das Rezept:
- Weiche 100 Gramm Sojabohnen über Nacht in Wasser ein.
- Gieße das Wasser dann ab und die Bohnen mit 1/3 Liter frischem Wasser auf. Verarbeite sie mit einem Mixer zu einem feinen Brei.
- Erhitze währenddessen 2/3 Liter Wasser in einem Topf und füge den fertigen Brei hinzu.
- Lasse ihn etwa zehn Minuten auf kleiner Flamme köcheln und anschließend auskühlen. Nun kannst du ihn durch ein Tuch filtern.
- Übergieße die Masse im Tuch nochmals mit 250 ml kaltem Wasser und presse sie durch das Tuch fest aus.
- Der fertige Sojadrink kann jetzt noch mit Gewürzen verfeinert oder nach Belieben gesüßt werden.
Selbst gemachte Sojadrinks, die du nach diesem Rezept zubereitet hast, solltest du stets im Kühlschrank aufbewahren und innerhalb von vier Tagen verbrauchen.
Sojadrinks kaufen: Tipps
Auch wenn Hafermilch, Mandelmilch und Reismilch inzwischen fast genauso verbreitet sind: Sojamilch ist immer noch eine der beliebtesten Kuhmilch-Alternativen. Dementsprechend findet sich der Milchersatz in zahlreichen Varianten in fast allen Supermärkten, Bioläden, Discountern oder Drogeriemärkten mit Lebensmittel-Abteilung. Ein Liter Sojadrink ist für rund ein bis zwei Euro erhältlich.
Der prüfende Blick auf die Packung ist ein Muss:
- Zwar ist Gentechnik beim Anbau in Europa kein großes Thema, aber speziell in Asia-Shops und bei Bestellungen aus den USA kann es passieren, dass genverändertes Soja verarbeitet wurde.
- Mit Bio-Produkten bist du in Sachen Gentechnik auf der sicheren Seite, denn diese dürfen keine gentechnisch veränderten Pflanzen enthalten.
- Bio-Anbau bedeutet auch, dass keine synthetischen Pestizide oder Dünger eingesetzt werden dürfen, deshalb sind Bio-Drinks deutlich umwelfreundlicher.
- Achte am besten auch darauf, dass das verarbeitete Soja aus Europa stammt; so vermeidest du lange Transportwege.
Soja und Nachhaltigkeit
Die Antwort auf die Frage, wie nachhaltig Sojadrinks sind, ist wie immer ein eindeutiges „Es kommt darauf an“. Der Sojaanbau insgesamt verursacht einige Umweltprobleme: Riesige Monokulturen im Amazonasgebiet, für die Regenwälder abgeholzt und Pestizide in Massen versprüht wurden, trüben das Bild von Soja als nachhaltigen Milch- oder Fleischersatz. Dazu kommt, dass ein Großteil des weltweit angebauten Sojas gentechnisch verändert wird.
Jetzt kommt ein großes Aber: All das gilt vor allem für Soja im Tierfutter. Um die 80 Prozent – manche Quellen behaupten sogar 95 Prozent – des importierten Sojas wird zu Tierfutter verarbeitet. Die Sojadrinks, die bei uns in den Handel kommt, werden überwiegend aus in Europa angebauten Sojabohnen gewonnen. Diese sind gentechnikfrei und weit weg vom Regenwald gewachsen. Im Bio-Anbau kommen zudem keine synthetischen Pestizide zum Einsatz.
Teilweise stammen die Bohnen für hiesige Hersteller von Sojadrinks sogar aus Deutschland und Österreich und haben damit nur kurze Transportwege. Wer beim Kauf von Sojadrinks also auf Herkunftsland und die Kennzeichnung als Bio-Produkt achtet, kann auf diese Weise nachhaltiger einkaufen.
Mehr Infos zu den anderen Milchalternativen:
- Hafermilch
- Dinkelmilch
- Reismilch
- Mandelmilch
- Haselnussmilch
- Hanfmilch
- Lupinenmilch
- Erbsenmilch
- Die besten Milchalternativen für den perfekten Milchschaum
War dieser Artikel interessant?