Gute Laufschuhe sind für Jogger:innen das A und O. Den Preis dafür zahlen aber mitunter die Umwelt und Arbeiter:innen in den Produktionsländern. Das Nachhaltigkeits-Engagement der Laufschuh-Hersteller steckt noch in den Kinderschuhen – einige Marken machen trotzdem schon einiges richtig.
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Shirts, Hosen, Jacken, sogar Unterwäsche – praktisch jede Art von Kleidung gibt es aus nachhaltiger, fairer Produktion und aus ökologischen Materialien. Auch Alltags-Schuhe wie Sneaker, Sandalen, Stiefel und sogar Wanderschuhe bekommt man inzwischen von nachhaltigen Labels.
Selbst in der Sport- und Outdoorbranche hat sich in den vergangen Jahren viel getan: Wer bereit ist, sich ein wenig zu informieren, findet einiges an nachhaltiger Sportkleidung und Ausrüstung.
Nachhaltige Laufschuhe sind schwer zu machen
Nur beim Thema Laufschuhe ist es noch immer schwer möglich, rundum verantwortungsvoll produzierte Produkte zu finden. Es gibt durchaus ein paar Firmen, die Laufschuhe etwas nachhaltiger herstellen als in der Branche üblich – doch auf den wirklich nachhaltigen Laufschuh warten wir noch.
Umweltschädliche Materialien bei Sportschuhen
Zum Teil kann man das Fehlen von nachhaltigen Sportschuhen mit den verwendeten Materialien erklären: Um den Fuß beim Laufen zu stützen, den Schritt zu dämpfen und die Atmungsaktivität zu erhalten, sind Kunststoffe, Kunstfasern und Gummi nötig – überwiegend erdölbasierte Stoffe.
Am häufigsten kommen dabei EVA (Ethylvinylacetat) und PU (Polyurethan) zum Einsatz, beide findet man in den meisten Zwischensohlen von Laufschuhen. Beide Kunststoffe werden auf Basis von Erdöl hergestellt und sind praktisch nicht biologisch abbaubar. EVA, das am häufigsten verwendet Material für Sohlen von Laufschuhen, ist ein unter Druck aufgeschäumter Kunststoff: Es ist leicht und dämpft gut – deshalb ist es bei Läufer:innen so beliebt.
Alternativmaterialien aus natürlichen, biologisch abbaubaren Stoffen gibt es bisher praktisch nicht. Die Bemühungen der Hersteller, ihre Produkte nachhaltiger zu gestalten, konzentrieren sich überwiegend darauf, recycelte Materialien zu verwenden, nachwachsende Rohstoffe beizumischen und nach Möglichkeit in Europa zu produzieren.
Problematische Produktionsbedingungen
Genau wie ein Teil unserer Kleidung und Alltagsschuhe werden die meisten Sportschuhe in Asien, vorwiegend in China, hergestellt. Auch wenn sich dort in den vergangenen Jahren einiges verbessert hat: Faire Arbeitsbedingungen sind eher die Ausnahme als die Regel, Umweltstandards werden kaum durchgesetzt.
Zwar bewegen sich längst auch die großen Markenhersteller – Adidas, Puma, Nike, Asics & Co. –, doch von einer wirklich nachhaltigen Produktion sind sie noch weit entfernt. Auch wenn sie bessere Arbeitsbedingungen einfordern, hin und wieder einzelne Produktlinien auf den Markt bringen, die sauberer produziert sind und mit nachhaltigeren oder recycelten Materialien experimentieren: Das Fast-Fashion-Geschäftsmodell, in Billiglohnländern riesige Mengen (Kunststoff-)Artikel zu produzieren, bleibt davon unberührt.
Das nachfolgende Video ist zwar aus dem Jahr 2016, zeigt aber schonungslos die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie.
Laufschuhe im Test: Adidas, Nike & Co. im Vergleich
Die Stiftung Warentest untersuchte im August 2015 in einem (bisher einmaligen) Test 17 Laufschuhe nicht nur auf ihre Eigenschaften, sondern ging auch dem Nachhaltigkeits-Engagement ihrer Hersteller nach.
Kurz gesagt: Keine Marke schnitt dabei wirklich gut ab – nur Adidas, Brooks, Reebok, Salomon und Lunge kooperierten überhaupt mit Stiftung Warentest und gewährten Einblick in ihre Produktion. Fast keine der untersuchten Marken war jedoch bereit oder willens, über die Produktionsbedingungen bei ihren Zulieferern zu informieren. Man darf jedoch nicht vergessen, dass der genannte Test bereits aus dem Jahr 2015 stammt – seitdem hat sich in der Branche einiges getan.
Mehrere große Laufschuh-Marken – darunter Brooks, Nike und Adidas/Reebok – legen zumindest ihre Lieferketten offen. Die meisten fordern zudem von ihren Produktions- bzw. Zuliefererbetrieben die Einhaltung von Verhaltenskodizes, welche unter anderem vernünftige Arbeitsbedingungen und erlaubte Chemikalien festlegen. Nike, die Adidas Group und New Balance sind zudem Mitglieder in der Fair Labor Association, die sich für bessere Arbeitsbedingungen einsetzt.
Barfuß-Laufschuhe von Zaqq
Barfußschuhe sind nicht für alle das Richtige und ihre angeblichen Vorteile nicht ganz unumstritten. Wer’s mag (oder ausprobieren will): Zaqq stellt individuelle Barfußschuhe in einer Manufaktur in Leipzig her. Dabei versucht der Barfußschuh-Hersteller so wenig Abfall wie möglich zu produzieren, nachwachsende Rohstoffe zu verwenden und auf umwelt- und gesundheitsschädliche Chemie zu verzichten.
Durch die Herstellung in Deutschland sind die Transportwege kurz und der Energie- und CO2-Verbrauch geringer als bei einer Produktion im Ausland.
Einige Zaqq-Schuhe enthalten Elemente aus Leder, es stammt aus Deutschland und Italien. Teilweise wird es chromfrei gegerbt – leider aber nicht durchgängig. Die meisten Laufschuhe bestehen aus einem Baumwoll- oder Mikrofaser-Mesh-Gewebe, teils mit Nappaleder-Band, und einer 3,9 Millimeter dünnen handgenähten Kautschuksohle mit 2 Millimetern Dämpfung. Einige Modelle sind vegan. Die Verklebungen kommen ohne Lösungsmittel aus.
Kaufen: ab ca. 150 Euro für Damen oder Herren direkt bei Zaqq.
Vegane Barfuß-Laufschuhe von Vivobarefoot
Die Sohle der Barfuß-Laufschuhe von Vivobarefoot ist – je nach Schuh – zwischen drei und 4,5 Millimetern dünn, sodass die Füße selbst bei Schuhen mit Profil noch „Bodenkontakt“ haben sollen. Die Sohlen sind dabei „durchstichfest“, sodass man keine Angst vor Verletzungen haben muss.
Die Barfuß-Laufschuhe von Vivobarefoot sind vegan. Sie bestehen aus einem Synthetik-Obermaterial (Mesh) und Sohlen aus TPU (thermoplastisches Polyurethan). Beide Materialien sind teilweise recycelt: Nach eigenen Angaben werden „so viele recycelte Materialien wie nur möglich“ eingesetzt (zum Beispiel recycelte PET-Flaschen, teilrecyceltes Gummi, recycelte Schaum-Fußbetten).
Vivobarefoot lässt in China gemäß einem eigenen Code of Conduct produzieren, demzufolge angemessene Löhne, sichere Arbeitsbedingungen und angemessene Arbeitszeiten gewährleistet sein sollen.
Kaufen: ab ca. 160 Euro direkt bei Vivobarefoot, alternativ bei Zehenspiel oder Amazon
Auf dem Weg zu nachhaltigen Laufschuhen: Dynafit
Das Label Dynafit ist auf Bergsport spezialisiert, daher bietet es auch Laufschuhe speziell für diesen Bereich an. Dynafit gehört prinzipiell zu den empfehlenswerteren Sport- und Outdoor-Herstellern: Bluesign-Systempartner, Chemikalien-Negativ-Liste, Verzicht auf die besonders schädlichen C8-PFCs (Perfluorcarbone). Außerdem ist das Unternehmen Mitglied in der Fair Wear Foundation und produziert überwiegend in risikoarmen Ländern.
Doch leider gelten das strenge Chemikalienmanagement und die europäische Produktion derzeit (noch) nicht für die Laufschuhe. Diese werden in Vietnam gefertigt, das Material ist nicht zertifiziert. Man sollte die weitere Entwicklung aber im Auge behalten – vielleicht tut sich ja mit steigender Nachfrage nach nachhaltigeren Schuhen bald auch dort etwas.
Kaufen: ab ca. 135 Euro bei Bergfreunde oder Amazon
Bessere Laufschuhe: noch mehr Marken
Es gibt noch einige weitere Hersteller, die Laufschuhe etwas nachhaltiger herstellen als die „Großen“. Dazu gehören unter anderem:
- Will’s Vegan Shoes – vegane Laufschuhe, gefertigt in Italien und Portugal. Erhältlich z.B. bei Avocadostore.
- Giesswein – Laufschuhe aus Merinowolle bzw. gefüttert mit Merinowolle. Erhältlich z.B. bei Amazon.
- Runnertune – die Laufschuhe werden in einer Manufaktur in Mittelfranken hergestellt, sie bestehen u.a. aus Oeko-Tex-zertifiziertem Gewebe und Kork. Gibt es im Runnertune-Onlineshop.
Fazit: Du kannst den großen Marken davonlaufen
Noch gibt es keine rundum nachhaltigen Laufschuhe. Aber es gibt unterstützenswerte Marken, die sich ernsthaft um Nachhaltigkeit bemühen. Durch die lokale Produktion in Deutschland macht Lunge bereits vieles besser. Veja bemüht sich mit seinem neuen Laufschuh, weg von Erdöl-basiertem Kunststoff zu kommen. Die beiden Modelle von Allbirds sind CO2-neutral und aus interessanten pflanzlichen Materialien. Die Sportschuhe aus der „Handmade“-Linie von Brütting werden in Deutschland handgefertigt, sind aber aufgrund ihrer geringen Dämpfung nicht für alle geeignet – genauso wie die Barfußschuhe von Vivobarefoot und Zaqq. Doch auch für die gilt: Ausprobieren kann sich lohnen.
Am wichtigsten ist bei Laufschuhen natürlich die Wahl des richtigen Schuhs für deinen Fuß und Laufstil. Lass dir darum Zeit und hol dir Hilfe beim Kauf deiner neuen „Runners“. Nur, wenn der Schuh richtig passt, wirst du auch lange damit laufen. Denn die nachhaltigste Entscheidung ist immer noch: Passende Laufschuhe kaufen und nutzen, solange sie „gut“ sind – anstatt unnötig neue, nachhaltigere Laufschuhe zu kaufen.
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