Sommerzeit bedeutet Grillzeit. Wir verraten dir, warum du bei der Grillkohle genau aufpassen musst und wie du Tropenholz in Holzkohle verhindern kannst. Zudem stellen wir Alternativen wie Maisspindeln und Olivenkerne als Grillkohle vor.
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Viele grillen im Sommer fast jede Woche und eingefleischte Grillfans verzichten auch im Winter nicht auf das Grillerlebnis. Doch Grillen ist leider oft alles andere als umweltfreundlich: Angefangen von Billigfleisch, über Einweggrills bis hin zu Plastikgeschirr.
Was viele vergessen: Auch die Grillkohle spielt eine Rolle. Die meisten greifen fürs Grillen zu Holzgrillkohle oder Briketts. Holzkohle brennt schneller, allerdings glüht sie auch schneller durch. Grillbriketts brauchen länger, um zu brennen, glühen dafür aber länger als Holzkohle.
Nachhaltige Grillkohle: Woher stammen Holzkohle und Briketts?
Egal ob Holzkohle oder Briketts, beide kommen nur sehr selten aus Deutschland. 2022 importierte Deutschland rund 134.000 Tonnen Holzkohle. Der größte Teil davon stammt aus Polen, gefolgt von der Ukraine, Paraguay und Namibia. Holzkohle aus Polen wiederum ist oft Importware aus Ukraine oder Nigeria.
Die Firma ProFagus ist eines der wenigen Unternehmen, das noch industriell Holzkohle in Deutschland produziert. Das Unternehmen verwendet nach eigener Aussage ausschließlich Buchen-Resthölzer aus der Säge- und Möbelindustrie, die aus nachhaltig bewirtschafteten deutschen Wäldern stammen. Auf Tropenholz wird verzichtet. Allerdings fehlt ein FSC- oder Naturland-Siegel (dazu unten mehr), das Holz ist mit dem weniger strengen PEFC-Siegel zertifiziert.
Tropenholz in Holzkohle: leider keine Seltenheit
Wenn auf der Grillkohle-Verpackung keine konkreten Angaben zum Ursprung des Holzes zu finden sind, wurde sehr wahrscheinlich Tropenholz beigemischt. Nigeria ist beispielsweise ein großer Grillkohle-Exporteur, die Grillkohle wird dabei auch durch Abholzung im Regenwald gewonnen.
Holzkohleprodukte unterliegen bislang nicht der EU-Holzhandelsverordnung. Das könnte sich allerdings im Juni 2023 ändern. Wie der WWF 2018 herausfand, wird importierte Holzkohle zudem selten überprüft. Mehr noch: Überwiegend überlässt Deutschland den Importeuren die freiwillige Kontrolle der Holzkohle und ihrer Herkunft – auch wenn die Kohle im Verdacht steht, illegal abgebaut zu werden. Nigerias Umweltministerium zum Beispiel stufte die heimische Holzkohleproduktion gegenüber dem WWF als illegal ein.
Transparenz bei Grillkohle und Holzherkunft? Fehlanzeige!
Nicht immer findet man auf der Verpackung der Holzkohle verlässliche Angaben zum verwendeten Holz, geschweige denn zu dessen Herkunft. Öko-Test prüfte vergangenes Jahr 18 Holzbriketts und lose Holzkohlen unter anderem auf die Holzherkunft. Ein erschreckendes Testergebnis: Nicht in allen Kohlen stecken nur die Hölzer, die auf der Verpackung angegeben sind.
Um die verschiedenen Holzarten in der Holzkohle zu bestimmen, beauftragte Öko-Test das Hamburger Thünen-Institut für Holzforschung. Die dortigen Wissenschaftler:innen können anhand der Poren, Fasern und Jahresringe erkennen, um welche Baumart es sich handelt und ob die Bäume aus einer gemäßigten Klimazone, den Tropen oder den Subtropen stammen.
Bei den meisten Grillkohlen im Test stammt das Holz aus Osteuropa, teils auch aus Afrika. Holzkohle aus Deutschland kannst du laut Öko-Test und nach unserem Wissensstand bei nur zwei Herstellern kaufen: Pro Fagus und Nero beziehen ihre Rohstoffe aus heimischen Hölzern (unten mehr dazu). Außerdem wies Öko-Test in fünf Grillkohlen tropische bzw. subtropische Hölzer nach.
Die Stiftung Warentest kam 2019 ebenfalls zu einem sehr ernüchterndem Ergebnis:
- Auf mehr als der Hälfte der getesteten Grillkohlesäcke fehlten Holzart und Herkunft.
- Zudem fanden die Tester:innen in fast jedem dritten Sack Kohle aus den Tropen oder Subtropen – eine der Grillkohlen davon hatte sogar ein FSC-Siegel!
Ähnlich ein WWF-Test von 2018:
- Nicht einmal auf jeder fünften Verpackung gab es laut WWF eine exakte Angabe zu den verwendeten Holzarten.
- Und selbst bei diesen Packungen stimmten die Laborergebnisse nicht immer mit den angegebenen Holzarten überein.
Fehlen Herkunftsland und verwendete Holzarten auf der Grillkohleverpackung, ist das leider oft ein Anzeichen dafür, dass das Holz aus Regenwäldern stammt. Denn welcher Hersteller gibt gerne offen zu, dass er Tropenholz ohne Zertifizierung verwendet und damit maßgeblich zur Zerstörung der Regenwälder beiträgt?
Utopia meint: Wenn schon Holzkohle, dann kauf am besten zertifizierte Holzkohle aus Buchenholz – die gibt es auch aus der Region (zum Beispiel bei Nero).
Wie wichtig ist ein Siegel für nachhaltige Grillkohle?
Bei Holzgrillkohle stellt das DIN-Prüfzeichen DIN EN 1860-2 als Mindestanforderung sicher, dass die Holzkohle kein Pech, Erdöl, Koks oder Kunststoffe enthält. Über die Herkunft des Holzes sagt die DIN-Norm aber nichts aus. Deshalb solltest du bei konventioneller Grillkohle unbedingt auch auf ein Holz-Siegel wie
- FSC – Forest Stewardship Council (von NABU und BUND empfohlen),
- Naturland (von NABU und BUND empfohlen) oder
- PEFC (vom Landwirtschaftsministerium empfohlen, von NABU und BUND nicht empfohlen)
achten. Die drei Siegel stehen für eine nachhaltigere Holzwirtschaft. Allerdings ist das nur sinnvoll, wenn die Grillkohle wenigstens aus europäischen Laubwäldern stammt.
Die Grillkohle von Nero hat ein Naturland-Siegel. Sie ist nach unseren Recherchen derzeit die einzige Holzgrillkohle aus heimischen Hartholz mit Bio-Zertifikat. Auch ein Öko-Test-Hinweis oder Test von Stiftung Warentest können beim Kauf von Grillkohle hilfreich sein.
Was nicht ausreicht, sind Angaben auf der Holzkohle wie …
- „kein Tropenholz“,
- „Naturprodukt“,
- „natürlicher Herkunft“,
- „aus bewirtschafteten Forstbeständen“
– ohne Siegel als Beleg sind diese gesetzlich nicht klar geregelten Aussagen bei Holzkohle wenig bis gar nichts wert.
Besser: Nachhaltige Alternativen zur Holzkohle
Du möchtest kein Tropenholz vergrillen, dir aber auch nicht die Lust am Grillen verderben lassen oder dir einen Gasgrill zulegen? Wir zeigen dir fünf nachhaltige Alternativen zu Grillkohle aus Holz:
- Grillen mit Olivenkernen, online u.a. bei Amazon und Oliobric
- Grillen mit Weinreben (und neuerdings auch mit Resten von Weinfässern), online u.a. bei Rebenglut
- Grillen mit Maisspindeln, online u.a. bei Amazon, Kolbenglut, Maister und Grillmais
- Grillen mit Kokosnussschalen, online u.a. bei Amazon, Faire Kohle und McBrikett
- Grillen mit Bambus-Briketts, online u.a. bei McBrikett
Ein großer Vorteil: Alle nachhaltigeren Grillkohlealternativen sind landwirtschaftliche Abfallprodukte. Sie unterscheiden sich jedoch in ihren Grilleigenschaften und beim Transportweg.
Nachhaltige Grillkohle: Grillen mit Olivenkernen
Die Grillbriketts aus Olivenkernen sind ein Abfallprodukt der Olivenölpressung. Sie werden gut heiß und brennen oft länger als herkömmliche Holzkohle. Außerdem haben die Olivenkernbriketts einen recht kurzen Transportweg.
Grillen mit Weinreben
Weinreben und Weinstöcke sind Abfallprodukte der Weinindustrie und können zu Grillkohle verarbeitet werden, auch alte Weinfässer werden zu Grillkohle verarbeitet. Die Weinreben-Grillkohle ist schnell entzündbar, entwickelt aber vergleichsweise viel Rauch.
Zudem ist nicht immer ist klar, wie viele Pestizide aus der Weinindustrie noch in den alten Reben stecken. Immerhin haben die Weinreben wie die Olivenkerne keinen langen Transportweg.
Nachhaltige Grillkohle aus Maisspindeln
Maisspindeln sind ein Abfallprodukt der Maisernte. Getrocknete Maisspindeln eignen sich gut als Grillkohle. Die Maiskohle entzündet sich schnell, man benötigt aber ein wenig mehr Maiskohle als Holzkohle.
Die Maisspindeln punkten mit einem kurzen Transportweg. Ein Wermutstropfen: Die Maisspindeln stammen nicht immer aus ökologischer Landwirtschaft.
Grillen mit Kokosnussschalen
Bei der Kokosnussöl- und Kokosmilchproduktion bleiben viele Kokosnussschalen als Abfallprodukt übrig. Diese eignen sich gut als Grillbriketts. Die Kokosbriketts legen bis zu uns allerdings einen langen Transportweg zurück, was sich natürlich negativ auf die Umweltbilanz auswirkt.
Grillen mit Bambus-Briketts
Bei der Produktion von Bambusprodukten fallen viele Bambusspäne an, die zu Bambus-Briketts zum Grillen weiterverarbeitet werden. Beim Grillen mit Bambus entsteht wenig Rauch, die Kohle entwickelt eine starke Hitze. Da Bambus in Asien wächst, haben die Briketts einen langen Transportweg hinter sich.
Nachhaltig und umweltschonend Grillen – so klappt’s
Grillkohle richtig anzünden
Hast du dich für nachhaltige Grillkohle entschieden, verzichte auch beim Grillanzünder auf Chemie. Synthetische Grillanzünder können krebserregende Stoffe freisetzen, meist bestehen sie aus Kerosin, Petroleum oder N-Paraffin – alles Erdöl-Produkte.
Besser ist es, die Kohle mit Reisig, Holzspäne oder Wachs zum Brennen zu bringen. Natürliche Anzünder aus Holz (online bei Memolife oder Avocadostore) sind ebenfalls eine gute Wahl. Oder du besorgst dir Wachsreste und Sägespäne und machst Grillanzünder einfach selber.
Vermeide eine starke Rauchentwicklung. Geeignete Grillanzünder und eine ausreichende Luftzufuhr helfen dir dabei. Auch eine trockene Lagerung der Holzkohle ist wichtig. Wird die Grillkohle feucht, qualmt sie beim Entzünden recht stark.
Setze auf Gas- oder Elektrogrills mit Ökostrom
Auch Gas- oder Elektrogrills sind umweltfreundlicher als das Grillen mit Holzkohle. Am besten betreibst du einen Gas- oder Elektrogrill natürlich mit Ökostrom. Wir haben dir eine Liste guter Ökostromanbieter mit Leser:innen-Bewertungen zusammengestellt und mit dem Stromvergleich von Utopia findest du den günstigsten Ökostromanbieter in deiner Gegend.
Verzichte beim Grillen auf Fleisch
Und der größte Hebel für umweltschonendes Grillen: Fleischloses Grillen! Das schmeckt so viel besser, als manche glauben. Verzichte ruhig mal auf das gegrillte Steak oder die Bratwurst und probiere unsere leckeren vegetarischen Grillrezepte und veganen Grillalternativen aus:
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Zu guter Letzt: die richtige Entsorgung der Grillkohle
Holzgrillkohle muss gut abkühlen und gehört anschließend in den Restmüll. In den Kompost solltest du sie höchstens in geringen Mengen entsorgen. Sonst könnten sich Schwermetalle aus der Asche später in deinem Obst und Gemüse wiederfinden.
Und wie wird der Grill wieder sauber? Lies hier, mit welchen Hausmitteln du deinen Grillrost richtig reinigst.
Fazit: Worauf muss ich bei nachhaltiger Grillkohle achten?
Utopia meint: Wenn du Grillkohle kaufst, solltest du die folgenden Punkte beachten:
- Enthält die Verpackung präzise Angaben zu den verwendeten Holzarten?
- Ist das Ursprungsland des Holzes angegeben – und gibt es dort Regenwälder?
- Hat die Holzkohle das DIN-Prüfzeichen 1860-2?
- Besitzt die Grillkohle ein Siegel von PEFC, FSC oder Naturland?
Keinesfalls solltest du Billig-Holzkohle aus fernen Ländern kaufen, die kein Siegel hat. Heimische Holzkohle aus Buchenholz solltest du auf jeden Fall bevorzugen. Noch besser sind aber die nachhaltigen Grillkohle-Alternativen aus Olivenkernen, Weinreben oder Maisspindeln.
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