Diese neun Fragen helfen dir einzuschätzen, wie gut ein Produkt wirklich ist und was ein besseres ausmacht. Du kannst sie quasi auf alles anwenden – von Essen über Kleidung bis zu Möbeln.
Einkaufen ist für uns Routine: Meist nehmen wir entweder das, was wir immer kaufen oder das, worauf wir im Moment Lust haben. Das führt leider oft dazu, dass wir auf Greenwashing hereinfallen oder an besseren Produkten vorbeilaufen, ohne sie zu bemerken.
Betrachte darum jedes Produkt kritisch, bevor du es in den Einkaufswagen legst. Bist du dir unsicher, ob es deinen Vorstellungen von Nachhaltigkeit entspricht? Dann finde es heraus. Richte einfach die folgenden neuen Fragen daran – nicht laut, versteht sich. Aber wenn du ein bisschen darüber nachdenkst, wirst du schnell erkennen, ob du das Produkt wirklich kaufen solltest … oder was die bessere Alternative wäre.
Die neun Fragen für bessere Produkte kannst du dir auch als Podcast anhören.
1. Wurde Natur für das Produkt zerstört?
Vielleicht hast du schon gehört, dass der Amazonas-Regenwald rasant abgeholzt wird oder dass die Heimat indigener Völker wegen Erdöl-Bohrungen zerstört wird. Was das mit deinem Einkauf zu tun hat? Einiges: Denn Erdöl steckt nicht nur in Benzin sondern auch in Kosmetik, Plastiktüten und -flaschen, Kleidungsstücken sowie Kaugummis. Und die Palmölplantagen im gerodeten Regenwald liefern Palmöl für Süßigkeiten, Müslis, Brotaufstriche, Fertiggerichte, Shampoo und vieles mehr.
Ob ein Erdöl- oder Palmöl-Produkt in deinem Einkaufswagen liegt, können dir Apps wie Codecheck verraten. Greife dann einfach zu einer Erd- und Palmöl-freien Alternative:
- 11 beliebte Produkte mit Palmöl und gute Alternativen
- 10 Alltagsprodukte, die Erdöl enthalten – und bessere Alternativen
2. Ist es fair oder ein Produkt von Ausbeutung?
Warst du schon mal in Indien, China oder Bangladesch? Die Jeans in der Auslage vor dir ziemlich wahrscheinlich schon. Um Kosten zu sparen, werden Textilien und viele andere Produkte oft in sogenannten „Billiglohnländern“ produziert. In den Fabriken dort herrschen teils schlimme Arbeitsbedingungen.
Das willst du auf keinen Fall unterstützen? Dann sieh vorm Kauf nach, ob der Hersteller transparent macht, welche Herstellungsbetriebe beteiligt waren und wie die Lieferketten aussehen. Oder verlass dich auf Siegel wie das von Fairtrade sowie die Utopia-Bestenlisten:
3. Ist es vegan oder ein Tierprodukt?
Ob du zu Hafer- oder Kuhmilch greifst, macht immer einen Unterschied. Und zwar nicht nur geschmacklich: Für das eine Produkt mussten Kühe jahrelang großgezogen und Futter für sie angebaut werden. Das andere basiert auf Getreide und Wasser – und gilt deshalb als klimafreundlicher.
Vielleicht verspürst du beim nächsten Einkauf ja Lust, mal was Neues auszuprobieren – sei es eine Pflanzenmilch oder einen Veggie-Burger. Auch in Drogeriemärkten, Modeläden und Möbelhäusern kannst du vegane Optionen finden – und mal den Sneakern aus Ananasleder, dem tierversuchsfreien Shampoo und der Bettdecke ohne Daunen eine Chance geben.
Lies auch: 10 Tipps, um ein bisschen veganer zu werden
4. Ist das Produkt bio oder konventionell?
Wenn dir die Hafer-, Soja- und Mandelmilch nicht schmeckt, kannst du immer noch auf das Original zurückgreifen. Das gibt es sowohl mit als auch ohne Bio-Siegel – im Preis unterscheiden sich beide Produkte oft nur um ein paar Cent. Doch für die Kühe ist der Unterschied riesig: Leben sie in einem Bio-Betrieb, darf dieser zum Beispiel weniger Tiere pro Hektar halten. Bioland, Demeter oder Naturland haben noch strengere Richtlinien für Tierwohl. Bei Gemüse, Obst, Nudeln oder pflanzlichen Brotaufstrichen bedeutet „bio“, dass keine chemisch-synthetischen Pestizide und keine Gentechnik drin stecken.
Hast du kein Lebensmittel sondern ein T-Shirt oder einen Lippenstift in der Hand, musst du aufpassen: Der Begriff „Bio“ ist hier nicht geschützt. eine nachhaltigere Produktion ist hier aber genauso wichtig. Orientiere dich in dem Fall an anderen vertrauenswürdigen Siegeln:
- Diese Siegel garantieren giftfreie Kleidung
- Zertifizierte Naturkosmetik: Die wichtigsten Siegel
- Wasch- und Reinigungsmittel: die anspruchsvollsten Nachhaltigkeitssiegel
5. Verdienen Konzerne oder Menschen daran?
Ein Regal gibt es für ein paar Euro bei Ikea oder du besorgst es von einem echten Handwerksbetrieb aus deiner Stadt. Das Brot kannst du im Discounter kaufen… oder bei einer Familienbäckerei.
Der Unterschied: Klar, die zweite Variante ist nicht so billig wie das Industrieprodukt. Dafür schmeckt das Brot aber auch besser und ist frei von genetisch modifizierten Enzymen und anderen chemischen Zutaten. Und dein Regal ist ein echtes Unikat. Der wichtigste Vorteil: Dein Geld geht nicht an große, gesichtslose Konzerne, die darauf ausgelegt sind, möglichst schnell und billig zu produzieren – sondern an die Menschen, die hinter dem Handwerk stehen.
6. Stammt das Produkt aus der Region oder von weit weg?
Oft findest du in der Auslage im Supermarkt Äpfel aus Bayern neben Äpfeln aus Neuseeland. Ein Obst musste also um die halbe Welt reisen, das andere im besten Fall nur wenige Kilometer. Das wirkt sich nicht nur auf den CO2-Fußabdruck aus, sondern auch auf den Geschmack. Mit regionalen (und gleichzeitig saisonalen) Lebensmitteln bist du besser beraten. Das gilt auch, wenn du zwischen einem T-Shirt eines kleinen regionalen Labels und einem H&M-Shirt entscheidest, dass in Asien produziert wurde. Oder bei Kosmetik, Technik oder Spielzeug – überall hast du die Wahl, kleinere Labels aus der Gegend zu unterstützen.
Aber woran erkennst du, ob ein Produkt regional ist? Nicht unbedingt an Begriffen „aus der Region“ oder „von hier“ – die sind rechtlich nicht geschützt. Orientiere dich bei Lebensmitteln an den Angaben im Regionalfenster oder an konkreteren Formulierungen wie „Hergestellt in Oberbayern“. Sonst findest du in der Regel auf dem Etikett oder der Verpackung Hinweise. Fehlt so eine Angabe, fragst du am besten beim Hersteller nach – oder greifst gleich zu einem transparenter gekennzeichneten Produkt.
7. Ist das Produkt naturbelassen oder stark verarbeitet?
Die Packung Haribo und der Fruchtjoghurt stammen nicht vom Gummibärchenbaum oder von der Erbeerkuh. Sie wurden industriell gefertigt und präpariert: In einem Almighurt stecken fast sieben, in der Packung Haribo-Frösche über 35 Zuckerwürfel. Dazu kommen Inhaltsstoffe wie Gelatine, Säuerungsmittel, Farb- sowie Aromastoffe und vieles mehr.
Wirf bei Lebensmitteln also lieber einen genauen Blick auf die Zutatenliste, bevor du etwas kaufst. Bei Kleidung kannst du Naturfasern gegenüber Synthetik vorziehen, bei Spielzeug zum Beispiel Holz statt Plastik kaufen und bei Kosmetik auf eine möglichst kurze Inhaltsstoffliste achten.
8. Brauchst du das Produkt unbedingt oder kannst du auch darauf verzichten?
Natürlich hätten wir alle gerne das neueste Handy oder die modischsten Sneaker. Aber die haben ihren Preis, auch für kommende Generationen. Denn um etwas herzustellen, braucht es Ressourcen. Und die verbrauchen wir aktuell schneller, als die Erde sie nachbilden kann.
Bevor du mit deinem (Online-)Warenkorb zur Kasse gehst, solltest du dich deshalb kurz fragen: Brauche ich das alles überhaupt? Oder tun’s deine alten Sneaker auch noch? Hast du nicht bereits ein ähnliches Paar? Und dein Handy funktioniert ja eigentlich noch – und mal ehrlich: Der Unterschied zum allerneusten iPhone ist minimal.
9. Muss es Neuware sein oder gibt’s das auch gebraucht?
Natürlich ist Verzicht nicht der einzige Weg: Ist dein Smartphone wirklich tot, die Gartenschaufel kaputt oder dein Kleiderschrank leer, dann spricht nichts dagegen, dir Ersatz zuzulegen. Aber der kann auch von einem Second-Hand-Shop stammen oder von einer Kleidertauschparty. Gartengeräte oder Werkzeug kannst du dir vielleicht von einem Nachbarn leihen. Und dein kaputtes Smartphone erst einmal zu einem Repair-Café bringen, ehe du dich nach einem neuen – oder noch besser: gebrauchten – umsiehst. So schonst du Ressourcen, sparst Energie und schützt die Umwelt und bekommst gleichzeitig alles, was du brauchst.
Wie du die Fragen anwendest: Ein Beispiel
In den seltensten Fällen wird ein Produkt bei allen Fragen gut abschneiden. Betrachten wir zum Beispiel noch einmal die Hafermilch aus dem Supermarkt.
- Die ist wie gesagt vegan und es gibt sie in Bio-Qualität.
- Hafer wird nicht im Regenwald angebaut. Um sicher zu gehen, dass Arbeits- und Umwelt-Standards eingehalten werden, solltest du möglichst regionale Produkte kaufen. Berief und Hofgut Storzeln beziehen den Hafer zum Beispiel aus Deutschland, bei Oatly kommt er überwiegend aus Schweden.
- Außerdem ist die Zutatenliste bei Berief kurz und verständlich, das Produkt also eher wenig verarbeitet: Wasser, Hafer, Sonnenblumenöl, Salz. Die Barista-Edition von Oatly listet deutlich mehr Inhaltsstoffe auf.
- Leihen oder gebraucht kaufen kannst du den Pflanzendrink nicht.
- Ob du darauf verzichten kannst, hängt von deinen Essgewohnheiten ab. Aber solange du Milch damit ersetzt und sie aufbrauchst, spricht eigentlich nichts dagegen.
- Allerdings ist die Hafermilch ein Industrieprodukt; dahinter stehen in beiden Fällen Konzerne. Eine Alternative aus einer kleinen Manufaktur ist uns im Supermarkt noch nicht untergekommen.
Nicht in allen Punkten kann die Hafermilch also überzeugen – aber in den meisten. Das zeigt, dass du sie guten Gewissens in den Einkaufswagen legen kannst – am besten die von Berief.
Noch gesünder, umweltfreundlicher und fairer ist es nur, Hafermilch selber zu machen. Hier erfährst du, wie es geht.
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