Nachhaltigkeitssiegel auf Wasch- und Reinigungsmitteln zeigen dir, wie sehr die enthaltenen chemischen Inhaltsstoffe der Umwelt und der eigenen Gesundheit schaden können.
Auf Waschmittelpackungen prangen oft zahlreiche Symbole, die das Produkt als besonders hautfreundlich oder „grün“ anpreisen. Doch nicht alle sind gleich aussagekräftig. Wir zeigen dir die fünf wichtigsten Siegel für Wasch- und Putzmittel.
Ein Hinweis vorweg: Diese Siegel legen ihren Fokus auf umweltschädliche und gesundheitsschädigende Inhaltsstoffe. Sozialstandards wie gerechtere Arbeitsbedingungen für Mitarbeiter fließen nur teilweise in die Bewertungen ein.
NCP-Siegel: so nachhaltig wie möglich
Das „Nature Care Product“-Siegel (kurz NCP) ist eines der strengsten Zertifikate für Waschmittel und Reiniger. Denn: Die Gesellschaft für angewandte Wirtschaftsethik vergibt es nur an Produkte, die so „nachhaltig wie möglich“ hergestellt wurden. Eine Expertengruppe definiert immer wieder neu, was das genau bedeutet:
Aktuell schließt das auch synthetische Tenside aus, welche meist aus Erdöl gewonnen werden. Zwar müssen Tenside laut EU-Verordnung biologisch abbaubar sein, doch das betrifft nur die Oberflächen- und nicht die Endabbaubarkeit. Weil Erdöl-Tenside schwer abbaubar sind, können Kläranlagen sie oft nicht herausfiltern. So gelangen sie in Flüsse und Seen, wo sie Wasserlebewesen gefährden.
Produkte, die mit dem NCP-Siegel ausgezeichnet sind, dürfen Inhaltsstoffe auf Palmöl-Basis nur verwenden, wenn es keine nachhaltige Alternative gibt. Auch die Verpackung muss „durchdacht“ sein – also wiederverwendbar oder recyclebar.
Das Label wird auch vergeben für: Spielzeug, Hygieneartikel, Schreibwaren
In Deutschland tagen Produkte von Sonett das Siegel.
Ecocert: mindestens 95 Prozent natürlich
Das Ecocert-Siegel ist bis jetzt nicht sehr verbreitet – auch wegen seiner strengen Kriterien: Produkte mit dem Ecocert-Siegel dürfen beispielsweise keine synthetischen Inhaltsstoffe aus Erdgas oder Erdöl enthalten. Künstliche Konservierungsmittel wie die potenziell allergene Benzoesäure sind allerdings erlaubt, solange sie nicht mehr als fünf Prozent der Inhaltsstoffe ausmachen.
Inhaltsstoffe tierischen Ursprungs wie zum Beispiel Honig sind teilweise erlaubt. Die Tiere, die ihn produziert haben, dürfen aber nicht zu Schaden gekommen sein. Auch Inhaltsstoffe natürlichen Ursprungs werden genau untersucht – denn auch diese können schlecht abbaubar sein und Gewässer belasten. Die Zertifizierung gilt jeweils nur für ein Jahr, dann werden die Produkte erneut überprüft.
Das Label wird auch vergeben für: Kosmetikprodukte
In Deutschland tragen Produkte von Sodasan, AlmaWin und Klar das Ecocert-Siegel.
Ecogarantie: Öko-Siegel nicht nur für Reinigungsmittel
Auf den ersten Blick mag das Ecogarantie-Siegel wenig vertrauenserweckend erscheinen – belgische und deutsche Ökobauern verleihen es ihren Produkten nämlich selbst. Doch weil die Produkte erst strenge Kontrollen von unabhängigen Zertifizierungsstellen (Certisys, TÜV Nord Integra und Quality Partner) durchlaufen müssen, gilt Ecogarantie trotzdem als aussagekräftiges Nachhaltigkeitssiegel.
Produkte mit Ecogarantie-Label dürfen nicht an Tieren getestet werden und müssen frei von gentechnisch veränderten Inhaltsstoffen sein. Darüber hinaus müssen die Unternehmen ihren CO2-Fußabdruck so gering wie möglich halten. Synthetische Farb-, Duftstoffe und Silikone sind verboten – andere Inhaltsstoffe sollten möglichst natürlichen und ökologischen Ursprungs sein.
Kritik: Das Verbrauchermagazin Öko-Test kritisiert Ecogarantie, weil es Parabene als Konservierungsmittel zulässt. Diese stehen in Verdacht, hormonell wirksam zu sein und haben sich bei Tierversuchen auf die Fortpflanzung ausgewirkt. Auch kritisiert Siegelklarheit.de, dass die Kriterien zu Wasserverbrauch und Abfallproduktion zu locker formuliert seien.
Das Ecogarantie-Siegel wird auch vergeben für: Kosmetik, Meersalz, Luftbefeuchter
In Deutschland tragen Produkte von Sodasan und Sonett das Siegel.
Blauer Engel: Siegel des Bundesumweltministeriums
Beim Blauen Engel für Maschinengeschirrspülmittel und Waschmittel dürfen umwelt- und gesundheitsschädliche Konservierungsmittel wie Formaldehyd entweder gar nicht oder nur in minimalen Mengen eingesetzt werden.
Das gilt auch für Duftstoffe wie Moschusverbindungen, die zum Beispiel Allergien auslösen können. Auch sind etliche Duftstoffe giftig für Wasserorganismen und biologisch sehr schwer abbaubar. Wasch- und Reinigungsmittel mit dem Blauen Engel reinigen vorwiegend mit Tensiden aus nachwachsenden Rohstoffen – möglichst aus nachhaltiger Landwirtschaft.
Das Umweltbundesamt erarbeitet Kriterien für das Label, die von einer unabhängigen Jury aus u.a. Umwelt- und Verbraucherverbänden, Gewerkschaften, Wissenschaftlern und den Bundesländern abgesegnet werden. Siegelinhaber ist das Bundesumweltministerium.
Der Blaue Engel ist ein besonders transparentes Siegel: Welche Kriterien ein Mittel genau erfüllen muss und wie die Zertifizierung abläuft, kann man auf der Website nachlesen.
Der Blaue Engel hat auch Nachteile. So werden Hersteller erst dann erneut kontrolliert, wenn die Kriterien für eine Produktgruppe erneuert werden – das kann mehrere Jahre dauern. Der Blaue Engel bescheinigt auch nicht die völlige Unbedenklichkeit eines Wasch- und Reinigungsmittels – doch der Konsument kann gewiß sein, dass damit gelabelte Produkte umweltfreundlicher sind als vergleichbare.
Der Blaue Engel wird auch vergeben für: Haushalt-Zubehör, Smartphones, Laptops und vieles mehr
In Deutschland tragen Produkte von Denkmit von dm den Blauen Engel.
EU-Ecolabel: Europas Ökolabel für Waschmittel
Das EU-Ecolabel wurde 1992 von der Europäischen Kommission gegründet. Das Label zeichnet Produkte aus, die wenig Chemikalien beinhalten. Außerdem sollen sie hergestellt werden können, ohne viel Energie oder Wasser zu verbrauchen bzw. CO2-Emissionen verursachen.
Das Siegel setzt außerdem strenge Grenzwerte für Schadstoffe. Einige umweltbelastende Inhaltsstoffe sind ganz verboten, beispielsweise biologisch nicht abbaubare Weichmacher. Um zu überprüfen, ob die Unternehmen die Grenzwerte einhalten, gibt es jedes Jahr stichprobenartige Kontrollen.
Kritik: Die Plattform Siegelklarheit wirft dem EU-Ecolabel vor, dass zertifizierte Waschmittel-Hersteller nicht einmal grundlegende Sozialstandards wie die Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeiterorganisation (ILO) einhalten müssen.
Das EU-Ecolabel wird auch vergeben für: zum Beispiel Möbel, Kleidung, Farben, Hotels.
In Deutschland tragen Produkte von Denkmit und Frosch das Siegel.
Wasch- und Reinigungsmittel sparsam verwenden
Die oben angeführten Siegel helfen dir, Wasch- und Reinigungsmittel zu finden, die nachhaltiger und umweltfreundlicher sind als konventionelle Produkte. Allerdings können auch Inhaltsstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen die Umwelt schädigen – deshalb solltest du auch bessere Produkte nicht verschwenderisch einsetzen. Halte dich am besten strikt an die Dosierungsvorschläge auf der Verpackung.
Utopia-Tipp: gute Putz- und Waschmittel finden
Wirf auch einen Blick auf unsere Utopia-Bestenlisten – hier haben wir empfehlenswerte Marken anhand strenger Standards für dich zusammengefasst:
Wenn du vegan lebst und Tierversuche ablehnst, kannst du dich auch an diesen Labeln orientieren:
Schon gewusst? Waschpulver belastet die Umwelt in der Regel weniger als Flüssigwaschmittel. Und auch mit Baukastensystemen kannst du Gewässer schonen. Mehr Informationen: Waschpulver, Baukasten oder Flüssigwaschmittel: Was ist am nachhaltigsten?
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