Wusstest du, dass bei der Herstellung von Brot Schweineborsten zum Einsatz kommen können? Oder dass Nagellacke Fischschuppen enthalten? Wir zeigen dir zehn Produkte, die vegan scheinen – es aber nicht immer sind.
Eier stammen eindeutig von Hühnern, Käse wird aus tierischer Milch hergestellt. Wer vegan lebt, verzichtet deshalb auf Fleisch, Fisch und Milchprodukte – kurz gesagt auf Produkte mit tierischen Inhaltsstoffen. Doch bei manchen Produkten wissen viele nicht, dass sie nicht vegan sind. Wir zeigen dir zehn Dinge, die nicht immer frei von tierischen Bestandteilen sind.
1. Nicht vegan: Fischschuppen in Nagellack
Schöne bunte Nägel sind für viele ansprechend. Weniger ansprechend sind die tierischen Inhaltsstoffe, die in vielen Nagellacken zu finden sind. So zum Beispiel Guanin, ein schimmerndes Pigment, das aus Fischschuppen hergestellt wird.
In roten Nagellacken wird zudem oft Karmin (auch Cochenille genannt) verwendet. Dieses Pigment wird aus toten Läusen hergestellt und ist damit nicht mal vegetarisch – ebenso wenig wie diese sieben Lebensmittel, die nicht (immer) vegetarisch sind.
Vegane Alternativen: Wenn du Guanin und Karmin im Nagellack vermeiden möchtest, kannst du einen Blick auf die Inhaltsstoffe werfen. In der INCI-Liste (deutsch: „Internationale Nomenklatur für kosmetische Inhaltsstoffe“) kann Guanin auch unter der Nummer CI 75170 aufgelistet, Karmin als CI 75470 aufgeführt sein.
Tipp: Noch einfacher schließt du Fischschuppen und Läuse aus, wenn du vegane Nagellacke kaufst.
2. Nicht jedes Bier ist vegan
Wer denkt, dass Bier generell tierfrei ist, liegt leider falsch. Beim Bierbrauen wird häufig Fischblase („Hausenblase“) zur Klärung eingesetzt. Sie fängt übrige Hefepartikel ab, die das Bier trüben. Da die Fischbestandteile eigentlich nicht im Bier zurückbleiben sollen, müssen sie nicht als Zusatz aufgelistet werden.
Erfreulicherweise stellen einige Brauereien um und verzichten auf die Hausenblase bei der Produktion. So auch die Guinness Brauerei, die seit einigen Jahren veganes Bier braut.
Vegane Alternativen: Dank des Deutschen Reinheitsgebots, nach dem deutsche Biere nur mit Wasser, Hopfen, Malz und Hefe gebraut werden dürfen, sind deutsche Biere vegan. Bei Biermischgetränken, speziellen Bier-Sorten oder Bieren aus dem Ausland solltest du jedoch vorsichtig sein und nach einem Vegan-Logo Ausschau halten.
3. Nicht vegan: Schuhe mit tierischem Klebstoff
Schuhe werden traditionell aus Leder hergestellt – klar, dass Lederschuhe nicht vegan sind. Doch sogar die für die Schuhproduktion verwendeten Klebstoffe können tierische Bestandteile haben. In manchen Leimen und Klebern stecken verarbeitete Schlachtabfälle (Knochen, Haut) oder Kasein (ein Milchprotein).
Vegane Alternativen: Herauszufinden, welcher Hersteller welchen Kleber einsetzt und ob damit ein Schuh vegan ist, ist nicht ganz einfach. Für strenge Veganer:innen hilft darum nur: beim jeweiligen Unternehmen nachfragen, explizit als vegan ausgewiesene Schuhe kaufen oder sich bei uns inspirieren lassen:
- Vegane Schuhe: Die wichtigsten Tipps, die besten Marken
- Vegane Winterschuhe: Die 7 besten Marken für Winterschuhe ohne Leder
- Apfel, Pilz, Ananas.: Die 10 besten Materialien für veganes Leder
Übrigens: Klebstoffe mit Kasein können auch zum Einsatz kommen, um Etiketten auf Getränkeflaschen zu befestigen. Wer solche Getränke ausschließen möchte, kann sich beim Bierkauf nicht allein auf das Deutsche Reinheitsgebot verlassen, sondern sollte explizit beim Hersteller nachfragen.
4. Nicht vegan: Gelatine in Marshmallows
Ursprünglich wurden Marshmallows aus der Wurzel des Echten Eibisch, der sogenannten Marshmallow-Wurzel hergestellt. Heutzutage beinhaltet die Zutatenliste meist Gelierzucker, Eischnee, Aroma- und Farbstoffe.
Gelierzucker ist in der Regel vegan, er enthält Pektin, ein pflanzliches Geliermittel. Aus Kostengründen wird dieses aber oft durch Gelatine ersetzt – für Veganer:innen und Vegetarier:innen sind Marshmallows dann nicht mehr geeignet, Gelatine wird aus Schlachtabfällen wie Knochen und Häuten gewonnen. Wenn Marshmallows Eischnee enthalten, sind sie ebenfalls nicht vegan. Auch hinter den verwendeten Farbstoffen können sich tierische Stoffe verstecken (zum Beispiel das oben genannte Karminrot).
Vegane Alternativen: Glücklicherweise gibt es aber auch Anbieter für vegane Marshmallows oder du machst die fluffige Süßigkeit einfach selbst und verwendest Kichererbsenwasser statt Eischnee.
5. Tierisches Fett in Banknoten
Im Dezember 2016 war die Aufregung unter britischen Veganer:innen und Vegetarier:innen groß: Es stellte sich heraus, dass die neue Fünf-Pfund-Note Tierfett enthält. Der Geldschein ist statt aus Papier aus Kunststoff (Polymeren) hergestellt, der Spuren von Talg – und damit tierisches Fett – enthält.
In einer Online-Petition forderten daraufhin tausende Unterstützer:innen von der Bank of England, „damit aufzuhören, tierische Produkte in der Währung, die wir nutzen müssen, zu verwenden.“ Bislang erfolglos: Der Guardian berichtete 2017, dass die Bank of England nicht nur dabei bleibt, Fünf-Pfund-Noten aus nicht-veganen Polymeren herzustellen. Auch die Geldscheine für zehn Pfund und 20 Pfund werden künftig mit Talg hergestellt. Eine Umstellung der Geldscheinproduktion sei zu teuer.
6. Brot mit Schweineborsten
Brot besteht aus Mehl, Wasser und Hefe – je nach Sorte auch aus Samen, Kernen und Nüssen. So weit richtig, doch Brot ist leider nicht immer vegan. In der Lebensmittelindustrie sind Schweineborsten als sogenannte „technische Hilfsstoffe“ zugelassen und dürfen als Roh- und Ausgangsstoff für die Herstellung der Aminosäure L-Cystein (E920) dienen. Vor allem Großbäckereien nutzen den Stoff, damit sich Mehl besser verarbeiten lässt.
Das Ärgerliche: Schweineborsten können in sämtlichen Backwaren wie Brot, Brötchen, Gebäck und Kuchen als Zusatzstoff enthalten sein, ohne dass sie explizit gekennzeichnet werden müssen.
Vegane Alternativen: Wenn du veganes Brot kaufen willst, vermeide besser abgepackte Produkte aus dem Supermarkt oder Discounter. Frag bei deiner Bäckerei nach der Verarbeitung. Backe Brot, Semmeln und Kuchen so oft es geht selbst.
Wichtig: Auch bei Pinseln und Bürsten solltest du als Veganer:in genau hinschauen. Auch für deren Herstellung werden oft Schweineborsten oder Tierhaare verwendet.
7. Fruchtsäfte sind oft nicht vegan
Apfelsaft besteht nur aus ausgepressten Äpfeln? Leider nicht. Damit Säfte wie Apfelsaft geklärt in die Flaschen wandern, wird Gelatine eingesetzt. Der Stoff aus tierischen Schlachtabfällen filtert den Fruchtsaft.
Vegane Alternativen: Kaufe Säfte, die ein Vegan-Siegel tragen. Auch naturtrübe Säfte sind in der Regel vegan, da sie nicht geklärt werden müssen. Im Sommer kannst du Äpfel nach der Ernte auch selbst zu Saft pressen.
Aus dem selben Grund ist übrigens Wein nicht immer vegan. Doch es gibt längst auch vegane Weine zu kaufen.
8. Pringles und Co.: Nicht alle Chips sind vegan
Milch in Chips? Was vielleicht komisch klingt, hat der bekannte Stapelchips-Hersteller Pringles 2022 umgesetzt. Seit einer Rezepturumstellung sind die meisten Pringles-Sorten nicht mehr vegan, da sie nun Süßmolkepulver enthalten. Lediglich die Pringles Originals sind noch vegan und kommen ohne Molkepulver aus.
Vegane Alternativen: Um sicherzugehen, dass Chips vegan sind, kannst du dich auf das V-Label oder die Vegan-Blume verlassen. Etwas mühseliger ist es, wenn du die Zutatenliste nach Begriffen wie Süßmolkepulver, Milcheiweiß, tierisches Lab oder tierische Aromen durchforstest. Lies dazu auch: Vegane Chips: Darauf musst du achten
Auch selbst gemachte Gemüsechips schmecken lecker und kommen ohne tierische Bestandteile aus.
9. Bienenwachs in Kaffee?
Kaffee trinken wir (fast) jeden Tag. Da für den Wachmacher Kaffeebohnen geerntet, geröstet und mit Wasser aufgebrüht werden, sollte Kaffee auch vegan sein. Doch das ist nicht automatisch der Fall.
Wie die Seite Lebensmittel-Klarheit der Verbraucherzentrale erklärt, sind in der EU neben Candelillawachs (E902) und Carnaubawachs (E903) auch die tierischen Stoffe Bienenwachs (E901) und Schellack (E904) als Überzugsmittel für Kaffee erlaubt. Schellack wird aus Schildläusen hergestellt.
Beide Überzugsmittel können die Fließfähigkeit von Rohkaffee verbessern und werden dem Kaffee laut Lebensmittel-Klarheit vor dem Rösten zugesetzt. Diese Verarbeitungshilfsstoffe müssen nicht auf dem Endprodukt gekennzeichnet sein.
Vegane Alternativen: Wie Lebensmittel-Klarheit schreibt, sei dem Kaffeeverband kein Hersteller bekannt, der Bienenwachs oder Schellack bei Rohkaffee einsetze. Allenfalls würde pflanzliches Carnaubawachs verwendet. Um ganz sicher zu gehen, ob der Kaffee vegan ist, solltest du beim Hersteller nachfragen.
Kaffee solltest du stets aus fairer Bio-Produktion kaufen, sieh dir hierfür unsere Bestenliste zu Bio-Kaffee & Fair-Trade-Kaffee an.
10. Nicht jede Margarine ist vegan
Du suchst einen veganen Butterersatz? Die meisten denken sofort an Margarine. Das stimmt auch, doch es gibt einen Haken: Nicht jede Margarine ist vegan.
Vegane Alternativen: Um sicherzugehen, lohnt sich ein Blick in die Liste der Inhaltsstoffe. Bei veganer Margarine dürfen diese Zutaten nicht aufgeführt sein: Molke, Fischöl (daraus können die Omega-3-Fettsäuren gewonnen werden), Vitamin D (aus dem Wollfett von Schafen gewonnen), Zusatzstoff E 471 (tierisches Fett). Auch ein Vegan-Label hilft dir beim Einkauf.
Da in Margarine in der Regel Palmöl verarbeitet ist, haben wir dir die Bestenliste Margarine ohne Palmöl zusammengestellt, in der auch vegane Margarine aufgeführt ist.
Vegane Produkte erkennen: So gehst du vor
Es muss nicht sofort für alle der komplette Umstieg auf vegan sein. Bei tierischen Produkten gilt für uns: Weniger ist mehr und Bio-Qualität die bessere Wahl. Mit unseren Tipps kann jede:r im Alltag ein bisschen mehr vegan leben. Wie wäre es zum Beispiel mit leckeren, selbst gemachten veganen Aufstrichen aus nur zwei Zutaten?
Wenn du vegan einkaufen möchtest, sind das V-Label für vegane Lebensmittel, die Vegan-Blume und das EcoVeg-Siegel gute Helfer. Sie kennzeichnen Produkte ohne tierische Inhaltsstoffe. Mit ein wenig Übung kannst du viele nicht-vegane Stoffe auch auf der Inhaltsstoffliste identifizieren. Und wenn du unverarbeitete Lebensmittel kaufst und selbst kochst, bist du allermeist auf der veganen Seite.
Anders rum geht’s übrigens auch: Zufällig vegan: Hättest du gewusst, dass diese beliebten Lebensmittel tierfrei sind?
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