11 Dinge, die wir in der Corona-Krise über Nachhaltigkeit lernen können Von Lena Rauschecker Kategorien: Umweltschutz Stand: 2. November 2020, 18:00 Uhr Foto: CC0 Public Domain / Pexels - Anna Shvets Kontaktbeschränkungen, Maskenpflicht, Homeoffice: Das Coronavirus stellt unseren Alltag auf den Kopf. Sind Umwelt- und Klimaschutz da überhaupt noch wichtig? Und wie! Diese 11 Dinge können wir von Corona für das Thema Nachhaltigkeit lernen. Das Coronavirus legt das öffentliche Leben derzeit weitgehend still. Solange es keinen Impfstoff oder wirksame Medikamente gegen das Virus gibt, wird es auch keine vollständige Rückkehr in unser gewohntes Leben geben. Ein beängstigendes Gefühl. Und doch gibt es neben den vielen Einschränkungen, Erkrankten und Toten auch positive Nachrichten: Die Luftverschmutzung ging in den letzten Monaten aufgrund der vielen Industrieschließungen und Flugausfälle deutlich zurück. Viele Menschen haben Zeit, durchzuatmen und innezuhalten. Unsere Sozialkontakte werden uns wichtiger denn je. Aber wo bleiben Nachhaltigkeit und Klimaschutz in der Corona-Krise? Treten sie in den Hintergrund oder stärker als zuvor ins Rampenlicht, ist doch zum Beispiel die massive Abholzung des Regenwalds mit ein Grund für Epidemien wie das Coronavirus. Straßen-Demonstrationen und Klimastreiks, etwa von FridaysforFuture, finden derzeit vorwiegend virtuell statt. Jeder einzelne kann dennoch etwas für den Klimaschutz tun – trotz oder gerade in Zeiten von Corona. Hier unsere 11 Dinge, die wir von Corona in punkto Nachhaltigkeit lernen können. Hör dazu auch unseren aktuellen Utopia-Podcast „Was wir von Corona über Nachhaltigkeit lernen können“ auf Spotify Apple Podcasts Google Podcasts Deezer Podigee und anderen. Einfach jeweils nach „der utopia podcast“ suchen. Mehr Infos zum Utopia-Podcast hier. 1. Eine späte Reaktion auf Krisen kann Menschenleben kosten Wenn wir zu spät auf Krisen reagieren, ist der Schaden enorm. Die lange Intransparenz seitens der chinesischen Regierung etwa, was Gefahren und Verbreitung des Coronavirus anging, machte es den Regierungen in der restlichen Welt schwer, zügig zielgerichtete Maßnahmen zu ergreifen, um das Virus einzudämmen. Auch in Großbritannien und den USA rächte sich das zaghafte Vorgehen der Politik: Lange herrschten dort keine Ausgangsbeschränkungen, jetzt verzeichnen die beiden Nationen bereits über 275.715 Todesfälle (In den USA 228.998 Tote, im Vereinigten Königreich 46.717 Tote, Stand 03.11.) durch Covid-19. Auch durch den Klimawandel sterben Menschen oder müssen fliehen. Wir gehen schlichtweg nicht sorgsam mit unserer Umwelt um. Jahr für Jahr exportiert Deutschland beispielsweise rund eine Millionen Tonnen Plastikmüll ins Ausland, vor allem nach Südostasien und Indien. Der Plastikmüll verstopft Wasserläufe, verursacht Überschwemmungen und begünstigt die Verbreitung von Krankheiten. Laut einem Bericht der britischen Hilfsorganisation Tearful sterben weltweit jedes Jahr zwischen 400.000 und einer Million Menschen, weil dieser exportierte Abfall liegen bleibt. Lies dazu auch: Die wahren Ursachen von Plastikmüll im Meer Plastikmüll im Meer: Die wahren Ursachen (Foto: © Jag_cz / stock.adobe.com) Wenn wir jetzt nicht entschlossen handeln und notwendige Maßnahmen ergreifen, um die Klimaziele des Pariser Klimaschutzabkommens einzuhalten, steigen die globalen Temperaturen und damit der Meeresspiegel weiter an. Dadurch verlieren Menschen ihr Zuhause, sterben oder werden zur Flucht gezwungen. 2. Corona und Nachhaltigkeit: Flugreisen sind sehr oft verzichtbar Sehr viele von uns arbeiten aktuell wieder im Homeoffice. Und siehe da – es funktioniert! Natürlich sollten wir dauerhaft nicht auf die zwischenmenschlichen Kontakte mit Kolleg*innen verzichten. Dennoch beweist die Corona-Pandemie, dass Videokonferenzen Face-to-Face-Meetings meist sehr gut ersetzen können. Lerne auch 7 Video-Chat-Apps kennen. Dienstreisen zu Kundenterminen oder Meetings mit dem Flugzeug, Auto oder Zug müssen oft nicht (mehr) sein. Weniger Flug- und Autoreisen haben gleich zwei Vorteile: Das Klima profitiert durch weniger CO2-Emissionen und wir sparen uns viel Zeit, wenn Ab- und Abreise beim Kundenmeeting wegfallen. Weiterer Pluspunkt: Es spart Geld. 3. Selber kochen – frisch und saisonal Fertiggerichte aus dem Supermarkt sind meist ungesünder und klimaschädlicher als frische Produkte. Und selber frisch und saisonal zu kochen, ist nicht nur gesund, sondern macht obendrein Spaß. In der Corona-Krise nehmen sich viele wieder mehr Zeit, selbst zu kochen. Wer sich auf Foodblogs oder von unseren Rezepten inspirieren lässt, bekommt automatisch Lust aufs Kochen. Gemüsesuppen wärmen uns in den kalten Monaten von innen und sind einfach zuzubereiten. (Foto: CC0 / Pixabay / silviarita) Mit unserem Saisonkalender weißt du genau, wann es welches regionale Obst und Gemüse frisch zu kaufen gibt. Im Herbst und Winter haben zum Beispiel viele Gemüsesorten und Salate Saison. Regionale Saisonware ist oft günstiger als Obst und Gemüse aus Lagerbeständen oder von weit weg. Kauf die Zutaten doch mal auf einem Wochenmarkt frisch ein und frag die Verkäufer*in nebenbei noch nach einer leckeren Rezeptidee. Orientiere dich am Utopia-Saisonkalender. Diese Gerichte eignen sich auch für Einsteiger: Schnelle Rezepte fürs Homeoffice: Einfach, leicht und gesund 4. Kleine Mengen frisch kaufen Nicht nur durch frische Lebensmittel kannst du Geld sparen, auch kleine Mengen zahlen sich aus: Großpackungen Gemüse oder ein „Vorteilspack“ mit etwa einem Joghurt gratis sind meist nur für Familien oder den Wocheneinkauf sinnvoll. Das gilt auch während der Corona-Krise: Wer öfter und frisch einkaufen geht, sollte zu kleineren Mengen und Einzelstücken greifen. Denn viel zu oft verdirbt Essen und die Lebensmittel landen im Müll. Hamsterkäufe sind Quatsch, auch in der Corona-Krise brauchen wir keine Unmengen an Nudeln, Mehl oder Toilettenpapier. Lies auch: Lebensmittelverschwendung: 10 Tipps für weniger Essen im Müll Lebensmittelverschwendung muss nicht sein. (Foto: © madochab / photocase.de) Unser Tipp: Mach dir einen Speiseplan für jede Woche – gerne gemeinsam mit dem*r Partner*in oder der Familie. Dadurch kaufst du zielgerichtet ein und musst weniger Lebensmittel wegwerfen, die du doch nicht rechtzeitig aufisst. Und während der Corona-Krise ist das gemeinsame Kochen und Essen oft doppelt schön. Lies auch unsere Corona-Einkauf-Tipps: Corona-Krise: 7 Fehler, die du jetzt beim Einkaufen vermeiden solltest 5. Tante Emma statt Riesensupermarkt Im kleinen Laden um die Ecke einzukaufen, macht oft mehr Freude als im riesigen Supermarkt, wo man oft lange das gewünschte Produkt suchen muss. Den regionalen Einzelhandel zu unterstützen, ist auch aus Nachhaltigkeitsgründen sinnvoller: Oft gibt es zum Beispiel beim Gemüsehändler viele Produkte ohne Plastikverpackung und einzeln statt in einer Großpackung. Beim Online-Handel fällt dagegen viel Verpackungsmüll an und lange Transportwege sind an der Tagesordnung. Durch die Corona-Krise sind viele Einzelhändler*innen und Gastronomiebetriebe in ihrer Existenz bedroht. Wir sehen dank Corona noch deutlicher, wohin es führen würde, wenn wir alle nur noch online einkaufen. Um Kaufleute in deiner Umgebung zu unterstützen, kannst du beispielsweise beim lokalen Buchhandel bestellen. Viele Buchhändler*innen bieten jetzt einen Lieferservice an. Oder du unterstützt lokale Geschäfte, Restaurants und Bars mit dem Kauf eines Gutscheins oder einer kleinen Spende. Diese und weitere Tipps findest du im Beitrag Wegen Corona bedroht: 12 Tipps, wie du jetzt lokalen Unternehmen helfen kannst 6. Nachhaltigkeit während Corona: Zeit für Verzicht – weniger shoppen Durch die aktuellen Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen verbringen wir viel Zeit zuhause. Dadurch haben wir endlich ausreichend Gelegenheit, unser Konsumverhalten zu überdenken. Viele stellen jetzt überrascht fest: Wir brauchen eigentlich gar nicht so viel. Auch der Online-Handel verzeichnete, zum Beispiel bei Mode und Elektronikartikel, im Frühjahr Umsatzeinbußen – entgegen vieler Erwartungen. Jede*r sollte also sich beim nächsten Klamottenshopping – ob lokal oder online – überlegen, ob er oder sie dieses Kleidungsstück wirklich braucht oder man nicht leicht darauf verzichten kann. Durch Corona merken wir: Wir brauchen eigentlich gar nicht so viel – der Einkaufswagen darf ruhig mal leer bleiben. (Alexas_Fotos / pixabay) Bei Kleidung kann man gut anfangen, den eigenen Konsum einzuschränken, denn fast jeder hat einen vollen Kleiderschrank zuhause. Und statt ein neues Oberteil oder eine neue Jeans zu kaufen, kannst du zu Secondhand-Mode greifen oder mit deinen Freunden Klamotten tauschen. Gute Adressen für Secondhand online und vor Ort: Second Hand (online) kaufen: Alt ist das neue Neu! Utopia meint: Wenn schon neue Kleidung kaufen, dann bitte ökologisch verträglich in Bio-Qualität und Fairtrade. Wir haben die besten fairen Modelabels für dich zusammengestellt. Durch die Corona-Pandemie hat man jetzt Zeit, sich genauer über seine gekauften Produkte zu informieren: Wo kommen sie her? Welche Inhaltsstoffe haben sie? Und werden die Produzenten fair bezahlt? Auch wenn fair gehandelte Klamotten oft ein bisschen mehr kosten, lohnt sich dieser Preisunterschied, denn nicht nur die Produzenten profitieren, sondern meist auch die Umwelt. Und: Wer ein teur(er)es Produkt gekauft hat, verzichtet einfach auf das nächste! Dadurch stimmt auch die Bilanz im Portemonnaie wieder. 7. DIY – Dinge einfach mal selber machen Noch etwas, das wir von der Pandemie lernen: Dinge selber machen, Dinge selber reparieren. Einen Mundschutz selbst zu basteln, liegt beispielsweise voll im Trend. Diese Begeisterung können wir nutzen und noch viel mehr Sachen selber herstellen. Wir können zum Beispiel im Herbst noch schnell Marmelade selber kochen, eigene Putzmittel herstellen oder einen Adventskalender selber basteln. Aber nicht nur Do it yourself (DIY) liegt im Trend und verringert das Ausmaß unseres Konsums, auch Reparieren ist sinnvoll, wird aber oft vergessen. Mit etwas Übung schaffst du es beispielsweise, deine Schuhsohle zu kleben oder deine Jeans zu flicken, deinen Fahrradschlauch zu flicken oder sogar dein Handy selbst zu reparieren. Video-Tutorials sind dazu oft auch eine gute Hilfe. Eine tolle Alternative zum Neukauf sind Repair-Cafés. Hier reparieren Freiwillige Geräte, um sie vor dem Wegwerfen zu bewahren. 8. Weniger Autofahren: Nachhaltigkeit während Corona Derzeit bleibt das Auto oft stehen, denn viele machen Homeoffice oder steigen aufs Fahrrad; private oder öffentliche Veranstaltungen und Treffen sind aktuell nur eingeschränkt möglich. Das sollten wir auch nach der Corona-Krise beibehalten! Oft lassen sich Besorgungen und Einkäufe auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad erledigen. Das dauert womöglich länger, ist aber deutlich gesünder. Fahrrad fahren ist die umweltfreundlichste Art, sich fortzubewegen – und obendrein gesund. (Free-Photos / pixabay) Auch das Klima freut sich darüber: Wer den ÖPNV dem Auto vorzieht, senkt seine CO2-Emissionen um etwa 40 Prozent. Das Fahrrad bleibt natürlich das klimafreundlichste Fortbewegungsmittel. Hier noch weitere Gründe, Fahrrad statt Auto zu fahren. 9. Mehr Bewegung und Sport an der frischen Luft Fitnessstudios sind aktuell geschlossen. Viele nutzen das gute Wetter deshalb in der Natur, zum Beispiel mit einem Spaziergang im Wald oder beim Joggen im Park. Wir merken: Bewegung an der frischen Luft ist eine Wohltat für Körper und Seele – und in der Corona-Zeit eine willkommene Abwechslung nach dem Homeoffice. Positiver Nebeneffekt: Das stromintensive Großraumfitnessstudio erscheint einem nicht mehr so unabdingbar wie vielleicht noch vor der Corona-Krise. 10. Ein Tag Homeoffice pro Woche Die Corona-Pandemie zeigt gerade, dass Arbeiten im Homeoffice in sehr vielen Bereichen gut möglich ist. Würde jede*r von uns einen Tag in der Woche im Homeoffice arbeiten, könnten wir die CO2-Emissionen deutlich senken. Wegen der Corona-Krise arbeiten aktuell sehr viele erfolgreich im Homeoffice – das spart CO2 und schützt das Klima. (Ken Tomita / pexels) Das Institut für angewandte Arbeitswissenschaft (ifaa) rechnet vor: Wenn jeder zehnte Pendler mit Auto (ca. 3,03 Millionen Menschen) einen Tag in der Woche im Homeoffice arbeiten würde, können wir in Deutschland 4.532 Millionen Kilometer an Pendelstrecke zwischen Wohn- und Arbeitsort sparen. Laut tagesspiegel sind das etwa 850 Millionen Kilogramm CO2-Einsparungen pro Jahr. 11. Ökostrom & Ökobank Zum Abschluss geht es weniger um ein letztes Learning als darum, die Zeit besser zu nutzen, die wir wegen der Kontaktbeschränkungen vermehrt Zuhause verbringen: Du kannst jetzt ein paar bürokratische Dinge hinter dich bringen, die einen großen positiven Einfluss auf die Umwelt haben. Um in der Corona-Krise einen entscheidenden Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, haben wir zwei ganz konkrete Tipps: Wechsle den Stromanbieter, das ist gar nicht schwer. Dazu haben wir auch eine Liste guter Ökostromanbieter mit Leser-Bewertungen. Geht es dir vor allem um den Preis, findest du mit dem Stromvergleich von Utopia den günstigsten Ökostrom-Anbieter für deine Gegend. Du kannst jetzt auch die Bank wechseln, zum Beispiel zu einer ethischen, nachhaltigen Bank. Ein Umstieg zu einer Ökobank ist aus vielen Gründen sinnvoll: Solche Banken spekulieren nicht mit Nahrungsmitteln, investieren nicht in Waffengeschäfte, bremsen nicht die Energiewende und arbeiten transparent. Corona und Nachhaltigkeit – oder doch zurück zur Normalität? Damit Pandemien künftig nicht unsere neue Normalität werden, kann es keine reine Rückkehr in unser altes Leben geben. Wir brauchen vielmehr ein massives Umdenken. 174 Wissenschaftler*innen veröffentlichten dazu ein Post-Corona-Manifest. Auch Philosoph Richard David Precht wünscht sich keine Rückkehr zur alten Normalität, sondern eine Änderung in vorrangig vier Bereichen. ** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos. War dieser Artikel interessant? 149 4 Vielen Dank für deine Stimme! 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