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Utopia-Podcast: Warum bei 100 Prozent klimaneutral aufhören? Ecosia im Interview

Fotos: Yura Fresh / Unsplash; ecosia.org

Plastikfrei einkaufen oder zu einem Ökostromanbieter wechseln – alles gute Ideen, um etwas für Klima und Umwelt zu tun. Aber wie sieht es mit „grünem Internet“ aus? Ein Beispiel dafür ist die Suchmaschine Ecosia, die Bäume pflanzt. Was genau dahintersteckt und wie das mit dem Bäumepflanzen funktioniert, darüber sprechen wir mit Génica Schäfgen im Podcast-Interview.

Grünes Surfen und dabei Bäume pflanzen? Klingt super und geht mit der Suchmaschine Ecosia quasi von selbst. Wie das genau funktioniert, welche Ziele und Ideen dahinterstecken und was die Macher:innen von Ecosia noch alles machen, darüber sprechen wir mit Génica Schäfgen, Head of Ecosia, im Interview.

Zum Abschluss beantworten wir noch die Frage der Woche: Was kann ich eigentlich tun, um Bienen zu helfen?

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Auszug aus dem Gespräch mit Ecosia:

Utopia.de: Apropos Baumpflanzprojekte, wie findet ihr eure Projektpartner oder wie wählt ihr die Orte aus, an denen dann tatsächlich Bäume gepflanzt werden?

Génica Schäfgen: Zum einen haben wir ein Baumpflanzteam im Unternehmen selbst, das von Pieter Van Midwoud, unserem Chief Tree Planting Officer geleitet wird, der schon lange in dieser Szene aktiv ist und selbst einen wissenschaftlichen Background hat. Die Zusammenarbeit dieses Teams mit anderen wissenschaftlichen Organisationen und Initiativen ist ziemlich eng, gerade wenn es darum geht, Maßstäbe für das Bäumepflanzen zu schaffen.

Weil, sind wir mal ehrlich, Bäume pflanzen kann jeder, Bäume wachsen lassen und Ökosysteme regenerieren, das ist die wahre Kunst. Und das unter Einbindung der Menschen, um da keine finanzielle Abhängigkeit zu schaffen. Dafür gibt es keine Standards und da arbeiten wir eng zusammen.

Wenn es jetzt um die Baumpflanz-Projektpartner geht, da haben wir mittlerweile das Glück, dass wir gar nicht mehr so viel suchen müssen, sondern die Leute uns finden. Weil wir ein sehr großer Geldgeber sind, dass schon lange und sehr erfolgreich machen, vielen kleinen Projektpartnern geholfen haben zu wachsen und zu skalieren und viel mehr Fläche zu begrünen.

Und es gibt Kriterien, die für uns wichtig sind. Zum einen arbeiten wir mit vielen Großen zusammen, wir wollen aber auch viele kleine Projekte unterstützen. Ich war zum Beispiel letztes Jahr in Ghana und hab einen Projektpartner besucht. Das sind oft Projekte, die lokal gestartet werden. Die Leute wollen ihre Gegend wieder begrünen und den Wald und die Bäume, die da vor 20, 30 Jahren noch gewachsen sind, zurückbringen. Denen fehlen diese professionellen Strukturen noch. Da verfügen wir selbst über den Erfahrungsschatz, aber vor allem haben wir auch dieses riesige Netzwerk von Projekten auf der ganzen Welt, sodass dann ein Austausch stattfinden kann.

Also, wir haben die Großen und die Kleinen – und dann ist für uns auch ganz wichtig, neben Dingen wie Vertrauen und Transparenz, dass wir ähnlich wertebasiert arbeiten. Für uns ist wichtig: Wir pflanzen keine Monokulturen, wir pflanzen keine invasiven Baumarten, wir machen das möglichst ökologisch, also kein Plastik und keine Pestizide und so weiter.

Und ganz wichtig ist zu schauen, wie sind die Leute eigentlich vor Ort in das Projekt eingebunden? Denn wir wollen keine Projekte unterstützen, die sagen: Hier ist doch Fläche, lass uns Bäume pflanzen, sondern Projekte, die erkennen, ok hier ist ein Fluss. An diesem Fluss war mal ein Wald, der Wald war total wichtig, um das Wasser in der Trockenperiode im Fluss zu halten. Aber davon wird immer mehr gerodet, und durch das Grasen der Tiere kann nix nachwachsen. Dann überlegen wir uns gemeinsam ein Konzept, wie wir die Situation vor Ort mithilfe von Bäumen verbessern können.

Für 2021 konnten 24 Millionen neue Bäume finanziert werden und ihr habt eure Baumpflanz-Aktivitäten auf sechs weitere Länder ausgeweitet, darunter Mexiko, Thailand, Guatemala, Kambodscha, Nigeria und Kamerun. In wie vielen Ländern seid ihr insgesamt tätig?

Génica Schäfgen: Ja, wir sind echt in vielen Ländern unterwegs. Die aktuelle Zahl kenne ich gar nicht, weil sich das auch ziemlich schnell ändert im Sinne von, dass mehr dazukommen. Aktuell pflanzen wir Bäume in 32 Ländern.

Und ihr habt dieses Jahr die 5 Millionen-Nutzer in Deutschland geknackt. Auch ein Grund zum Feiern, oder?

Génica Schäfgen: Ja, das war wirklich ein Grund zu feiern, absolut. Also jeder Meilenstein ist für uns ein großer Meilenstein und wir gucken natürlich vor allem immer auf die Baumpflanzungen, die wir erreicht haben. Aber dort sind wir ja nur wegen der vielen Menschen, die sich für Ecosia entschieden haben.

Und mich, als jemand der verantwortlich ist für den deutschsprachigen Raum, macht es natürlich total froh und stolz zu sehen, dass wir gerade in Deutschland so erfolgreich sind, dass hier eigentlich der Hauptmarkt ist, der diese ganzen Baumpflanzungen so trägt.

Wie kann man denn noch dazu beitragen, dass noch mehr Bäume gepflanzt werden?

Génica Schäfgen: Generell hilft es uns immer – wenn man uns schon benutzt und überall installiert hat – wenn man über uns spricht. Am Anfang, als ich bei Ecosia angefangen habe und jemand ganz selbstverständlich gesagt hat „Google“ habe ich kurz danach gesagt: übrigens, wusstest du, dass es auch andere Suchmaschinen gibt, die zum Beispiel deine Daten schützen und Bäume pflanzen? Das man einfach anderen Leuten davon erzählt, weil ich glaube, dass die meisten gar nicht wissen, dass es Alternativen gibt, die gut sind und Bäume pflanzen.

Und sonst ist es, wenn man die Zeit und die Kapazität hat, wichtig, sich ein bisschen zu belesen und aktiv zu werden. Es gibt zum Beispiel von Peter Wohlleben ganz fantastische Bücher zum Thema, was Bäume eigentlich genau sind. Wie sie als Ökosystem existieren und funktionieren. Bäume sind wirklich Wunderwerke der Natur und es macht wahnsinnig Spaß, mehr über sie zu lernen.

Und zum anderen, es ist gut Bäume zu pflanzen, aber es ist mindestens genauso wichtig, wenn nicht sogar wichtiger, den Wald, den wir haben, zu schützen und sich da vielleicht mal ein bisschen damit auseinanderzusetzen. In Deutschland haben wir zum Beispiel viele Monokulturen, viele Plantagen und keine ursprünglichen Mischwälder mit heimischen Buchen. Dass man da vielleicht auch im Austausch bleibt, sich informiert und guckt, ob man nicht vielleicht mal mit einem Förster um die Ecke reden kann. Je nachdem, welche Möglichkeiten man hat.

Mehr Infos über Ecosia kannst du in dem Gespräch mit Génica Schäfgen in der kompletten Folge hören.

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