Bewusst leben heißt hinterfragen: Hast du zum Beispiel mal überlegt, woher der Dönerladen sein Fleisch bezieht? Oder recherchiert, wer dein neues T-Shirt hergestellt hat? Hier erfährst du, wieso du dir diese und weitere wichtige Fragen unbedingt stellen solltest.
Anziehen, zur Arbeit fahren, essen: Oft erledigen wir all das, ohne darüber nachzudenken. Doch um bewusst zu leben, ist es wichtig, auch das Gewöhnliche wahrzunehmen und zu hinterfragen.
Die folgenden acht wichtigen Fragen sollten wir uns im Alltag stellen:
Bewusst leben und Konsum: 1. Brauche ich das?
Brauchst du wirklich das neueste Smartphone? Wirst du das Fast-Fashion-Top wirklich öfter als ein paar Tage anziehen? Und brauchst du das x-te Parfüm, die zigsten Sneaker und wirklich noch eine Sonnenbrille?
Fakt ist: Um etwas herzustellen, braucht es Ressourcen. Für Handys oder Tablets müssen beispielsweise seltene Erden abgebaut werden – unter dem Einsatz von viel Energie und giftigen Substanzen. Und ein Kilo Baumwolle herzustellen verschlingt durchschnittlich 11.000 Liter Wasser – meist in Regionen, die ohnehin schon an Wassermangel leiden.
Denke deshalb vor dem nächsten Einkauf kurz nach: Tut’s dein altes Handy nicht auch noch? Hast du nicht schon genug Jeans? Gibt es dein Wunschprodukt auch gebraucht? Tipp: Kaputte Smartphones, Haushaltsgeräte und sogar Klamotten kannst du im Repair-Café deiner Stadt preiswert reparieren lassen. Das schont Ressourcen.
Lies auch: Brauche ich das überhaupt?
2. Wo kommt das her?
Die Erdbeeren, die im Dezember im Supermarkt stehen, mögen aussehen wie frisch gepflückt – sind sie aber nicht. Sie stammen nämlich aus Ländern wie Chile, Peru oder Argentinien. Laut Statista wurden im Jahr 2018 Nahrungs- und Futtermittel im Wert von rund 45,79 Milliarden Euro nach Deutschland importiert. Der Transport mit Flugzeug, Schiff oder LKW sowie die Kühlung der Import-Produkte verschlingen viel Energie – und verursachen CO2.
Dabei wären diese Emissionen eigentlich nicht nötig. Denn die meisten Lebensmittel gibt es auch aus der Region – oder zumindest aus dem europäischen Ausland. Um bewusst zu leben, solltest du deshalb prüfen, in welchem Land Lebensmittel produziert wurden und möglichst regional kaufen. Und lass die Erdbeeren im Winter lieber im Regal stehen – greife stattdessen zu saisonalem Obst wie Äpfeln aus Lagerung.
3. Was esse ich da eigentlich?
Warum entscheiden wir uns so oft für Fertiggerichte aus dem Supermarkt oder das Mittagsgericht vom Imbiss? Es gibt sie um die Ecke, und teuer sind sie auch nicht! Die Frage ist aber: Was essen wir da eigentlich?
Wirf darum bei Fertigprodukten einen Blick auf die Zutatenliste: Steht Zucker an erster Stelle, solltest du das Produkt zurück ins Regal stellen. Viele unerwünschte Inhaltsstoffe haben die berüchtigten E-Nummern. Aus Umweltsicht problematische Zutaten wie Palmöl sind da schon schwerer zu erkennen: Wirf einfach einen Blick in unsere Bildergalerie zu Produkten mit und ohne Palmöl und vergleiche Bezeichnungen im Zweifel mit dieser Liste.
Auch Essen aus dem Restaurant oder Imbiss solltest du nicht gedankenlos in dich hineinschaufeln, sondern bewusst essen. Erkundige dich nach Zusatzstoffen, bevor du bestellst. Glutamat dient beispielsweise dazu, über den faden Geschmack und die schlechte Qualität von Gerichten hinwegzutäuschen. Und mindestens eine wichtige Frage liegt beim Döner oder der Leberkässemmel für 2,50 Euro auf der Hand: Wie mies muss man Tiere halten, um ihr Fleisch so billig verkaufen zu können?
Mehr Informationen: 9 versteckte Stoffe im Essen – und wie man sie meidet
4. Wie wurde das produziert?
Auf den ersten Blick mögen sich zwei weiße T-Shirts kaum unterscheiden. Deshalb ist ein zweiter Blick wichtig:
- Ein T-Shirt mit dem Siegel von Fairtrade, Fair Wear oder GOTS wurde unter fairen Bedingungen hergestellt. Hier haben die Arbeiter:innen gerechte Löhne erhalten. Kinderarbeit ist verboten.
- Fehlen diese Siegel, kann es sein, dass du ein Produkt von Ausbeutung in den Händen hältst.
- Um bewusst zu leben, solltest du auch bewusst konsumieren. Frage dich, wie das Kleidungsstück hergestellt wurde, bevor du es kaufst.
Für Lebensmittel gilt Ähnliches: Kakao, Kaffee und Tee werden unter teils umweltschädlichen oder ausbeuterischen Bedingungen produziert. Hier kannst du dich leicht an Siegeln wie Bio oder Fairtrade orientieren.
Lies dazu:
- Fairtrade-Kakao: Das musst du wissen
- Fair-Trade-Kaffee: Warum wir ihn trinken sollten, welche Vorurteile falsch sind
- Die bittere Wahrheit über Tee
Auch an Lebensmittel-Marken kannst du dich orientieren. Auf der einen Seite gibt es klar nachhaltige Hersteller wie Rapunzel, Alnatura und Sonnentor. Auf der anderen Seite gibt es Lebensmittelriesen wie Nestlé, die zur Regenwaldvernichtung beitragen und auch Palmöl aus Kinderarbeit beziehen. Welche Marken zu Nestlé gehören, liest du hier: Nestlé-Marken: Diese Produkte gehören zum Unternehmen
Bewusst leben und Achtsamkeit: 5. Wie geht es mir wirklich?
Auf die wichtige Frage „Wie geht’s dir?“ antworten viele reflexartig mit „Gut“. Wenn sich das nächste Mal jemand nach deinem Wohlergehen erkundigt, solltest du aber nicht mit dieser Floskel antworten.
Um bewusst zu leben, solltest du in dich hineinhören: Geht es dir wirklich gut? Oder fühlst du dich müde, gestresst oder unzufrieden? Wenn ja, warum ist das so?
Gönne dir eine Auszeit, wenn du eine brauchst. Verbringe zum Beispiel Zeit in der Natur oder mit einem guten Buch. Und denk einfach mal über deine eigenen Ziele und Bedürfnisse nach. Achtsamkeitsübungen, Meditation und Yoga können dir dabei helfen.
6. Habe ich mich heute schon bewegt?
14,8 Millionen Menschen in Deutschland arbeiteten 2018 in Büros – sie verbrachten somit die meiste Zeit im Sitzen. Aktuell arbeiten viele im Home Office, wodurch wir uns oft noch weniger bewegen. Das gefährdet die Gesundheit: Je länger und je mehr jemand sitzt, desto höher steigt das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes und andere Erkrankungen.
Um gesünder zu leben und Beschwerden bewusst vorzubeugen, solltest du dich täglich fragen: Habe ich mich heute schon genug bewegt? Bewegung kannst du ganz leicht in deinen Alltag integrieren: Laufe öfter oder nimm das Fahrrad. Mache in der Mittagspause einen Spaziergang. Nimm die Treppe, nicht die Rolltreppe.
Einen teuren Schrittzähler brauchst du dafür nicht. Mit der Zeit entwickelst du ein Gefühl dafür, wie viel Bewegung dein Körper braucht. Faustregel: Geh pro Tag mindestens 20 Minuten zu Fuß, egal wie.
Bewusst leben und Verantwortung: 7. Was kann ich dafür?
Klimawandel, Kinderarbeit, Plastik in den Ozeanen: Solche Schlagzeilen lesen wir täglich und geben Konzernen und Politiker:innen die Schuld. Wir selbst fahren vielleicht keinen SUV, werfen keinen Müll ins Meer und beuten keine Arbeiter:innen in Afrika aus. Trotzdem tragen auch wir Mitverantwortung für solche Katastrophen und sollten versuchen, sie zu verhindern. Wir müssen uns informieren, unseren Konsum verantwortlich gestalten – und auch mal protestieren, um die Politik zum Handeln zu zwingen.
Lies dazu:
- Kinderarbeit – Was kann ich dafür?
- Plastik im Meer – was kann ich dafür?
- Die Welt geht unter – was kann ich dafür?
- In Afrika verhungern Kinder, was kann ich dafür?
- „Fridays for Future“: sechs Forderungen an die Politik
Wichtigste Frage: 8. Wieso nicht heute?
Zu Ökostrom wechseln, ein Konto bei einer ethischen Bank eröffnen, den Kleiderschrank ausmisten – das alles sind gute Vorsätze, um bewusst zu leben. Noch dazu kannst du sie leicht umsetzen. Schiebe solche Vorhaben nicht vor dir her – heute eignet sich genauso gut wie jeder andere Tag.
Mehr Ideen: Klimaschutz: 15 Tipps gegen den Klimawandel, die jeder kann
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