Selbstversorgergarten planen: Das solltest du beachten Von Jasmin Artelt Kategorien: Ernährung Stand: 29. März 2022, 12:29 Uhr Foto: CC0 / Pixabay / congerdesign Einen Selbstversorgergarten solltest du gut planen, damit er für dich funktioniert. Dann kann er ein wichtiges Tool für ein selbstbestimmteres und nachhaltigeres Leben sein. Hier erfährst du mehr zu den wichtigsten Tipps. Immer mehr Menschen wollen unabhängiger von Wirtschaft und Staat leben, sich wieder mehr auf die Natur besinnen und Nachhaltigkeit, Gesundheit und Ernährung verbinden. Dies kannst du zum Beispiel mithilfe eines Selbstversorgergartens in die Tat umsetzen. In diesem Artikel erklären wir dir, wie du dich mit Obst, Gemüse, Kräutern und Nüssen selbst versorgen kannst. Selbstversorgergarten: Fragen zum Einstieg Diese relevanten Fragen sollten dich begleiten, wenn du ernsthaft darüber nachdenkst, ein:e Selbstversorger:in zu werden: Welchen Grad an Selbstversorgung möchtest du haben? Das heißt, zu wie viel Prozent möchtest du dich selbst versorgen und was müsstest du noch zusätzlich kaufen? In welchen Bereichen des täglichen Bedarfs möchtest du autark leben? Nur mit Obst und Gemüse? Oder zum Beispiel auch mit Honig und Eiern? Welchen Ernährungsstil hast du jetzt und wie müsste er sich verändern, wenn du dich selbst versorgen würdest? Wäre es dir möglich, das alles selbst zu machen? Wie viel Gartenfläche hast du zur Verfügung? Wie viel Zeit kannst du dir nehmen, um in deinem Selbstversorgergarten zu arbeiten? Wie viel Kraft, Ausdauer und Geduld hast du? Ist dir bewusst, dass Selbstversorgung auch bedeutet, zu jeder Jahreszeit draußen zu sein? Wer möchte im Selbstversorgergarten mithelfen? Es ist leichter, wenn man sich die Aufgaben und die Arbeit teilen kann. Mit welchen Methoden möchtest du arbeiten? Ist klassischer Gemüseanbau in Reihen etwas für dich? Kennst du schon Market Gardening? Möchtest du mit Mischkulturen arbeiten oder gar mit den Prinzipien der Permakultur? Ernährungsgrundlagen und Selbstversorgung Gemüsespieß aus dem Selbstversorgergarten – viele Vitamine, aber wenige Kalorien. (Foto: CC0 / Pixabay / RitaE) Wenn du dich nur mithilfe deines Selbstversorgergartens ernähren möchtest, solltest du zunächst herausfinden, wie viel Nahrung du an einem Tag benötigst. Dabei kann dir ein Ernährungstagebuch helfen. Auch dein ungefährer körperlicher Grundumsatz kann als Richtwert dienen. Dieser gibt an, wie viele Kalorien du pro Tag in Ruhe verbrauchst. Laut der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) liegt der durchschnittliche Kalorienbedarf bei Männern im Alter von 25 bis 51 Jahren durchschnittlich bei 2700 Kalorien und bei Frauen gleichen Alters bei 2100. Bei der Erstellung deines Speiseplans solltest du zudem beachten, ausreichend Mikronährstoffe sowie alle Makronährstoffe (also Fette, Proteine und Kohlenhydrate) in einem ausgewogenen Maße zu dir zu nehmen. Wieviel Fläche benötigst du für einen Selbstversorgergarten? Auch kleine Gärten kann man effizient nutzen. (Foto: CC0 / Pixabay / mickdahl) Es hängt von vielen Faktoren ab, wie viel Fläche du für einen Garten benötigst, mit dem du dich komplett selbst versorgen kannst. Eine Rolle spielen dabei zum Beispiel die Bodenbeschaffenheit und die Art der angebauten Kulturen. Die hier angegeben Zahlen geben dir eine erste Orientierung: Gemüse und Kräuter: Die DGE empfiehlt 400 Gramm Gemüse pro Tag zu essen. Das wären circa 150 Kilogramm pro Jahr. Für den Anbau solltest du etwas mehr einplanen. Dann bist du gut vorbereitet, wenn beim Ertrag doch etwas Verlust entsteht. Wenn du also 180 Kilogramm pro Jahr einplanst, benötigst du für das Gemüse eine Fläche von mindestens 60 bis 70 Quadratmetern. Die Kartoffel ist für Selbstversorger:innen das wohl essentiellste Grundnahrungsmittel. Sie hat einen hohen Nährwert und ist im Verhältnis zu Getreide einfach anzubauen. Eine Person verzehrt im Jahr rund 60 Kilogramm Kartoffeln. Das entspricht einer Beetfläche von 30 Quadratmetern. Obst: Die empfohlene Obstmenge pro Tag entspricht 250 Gramm. Das sind hochgerechnet aufs Jahr ungefähr 90 Kilogramm Obst. Hier ein interessanter Vergleichswert: Ein gut gepflegter Hochstamm-Apfelbaum liefert um die 100 Kilogramm Äpfel im Jahr. Bis ein Apfelbaum in diesem Stadium ist, vergehen jedoch einige Jahre. Deshalb empfiehlt es sich, verschiedene Obstbäume und -sträucher anzubauen. Um dich mit der oben genannten Obstmenge zu versorgen, solltest du mindestens eine Fläche von 80 Quadratmetern einberechnen. Nüsse und Saaten: Für diese unentbehrliche Protein- und Fettquelle solltest du auch etwas Platz einplanen. Heimische Nussbaumarten sind: Haselnuss, Walnuss und die Maronen. Ebenso zählen Bucheckern und Eicheln dazu. Diese Nüsse wurden früher in Notzeiten als Nahrungsquelle hinzugezogen und sind unter bestimmten Umständen essbar. Ein ausgewachsener Haselnussstrauch versorgt dich zum Beispiel mit ungefähr 3 Kilogramm Haselnüssen pro Jahr. Sie eignen sich gut für die Bepflanzung am Rand des Gartens. Für einen Haselnussbaum benötigst du etwa 20 bis 50 Quadratmeter. Für einen Walnussbaum solltest du 80 bis 100 Quadratmeter einplanen. Beachte: Die benötigte Größe deines Selbstversorgergartens hängt am Ende natürlich davon ab, bis zu welchem Grad du dich selbst versorgen möchtest und ob und in welchem Maße du Lebensmittel zusätzlich kaufst. Wieviel Zeit für den Selbstversorgergarten? Für einen Selbstversorgergarten musst du ausreichend große Zeitkapazitäten haben. (Foto: CC0 / Pixabay / Skylight55) Wenn du einen Garten zur Selbstversorgung planst, musst du auch wissen, was welche Zeitkapazitäten du hast. Auch die Tageszeit spielt eine Rolle. Hast du nur abends Zeit, kann es im Winter schwierig werden. Auch deine Bodenqualität ist ein Faktor, der die Zeit beeinflusst. Wer zum Beispiel das Glück hat, eine nährstoffreiche Erde zu haben, der muss sich nicht extra Mühen machen, um die Bodenqualität zu verbessern. Manche Selbstversorger:innen berichten, dass sie im Durchschnitt bloß 3 Stunden Arbeitszeit in der Woche benötigen, um zwei Erwachsene und ein Kind zu ernähren. Das kann man durchaus schaffen mit bestimmten gärtnerischen Tricks. Aber gerade dann, wenn du anfängst einen Selbstversorgergarten aufzubauen, wirst du mehr Zeit einrechnen müssen. Auch die Recherchezeit zählt dazu. Wie viel Zeit du also genau benötigen wirst, musst du anfangs selbst herausfinden. Ein Gartentagebuch kann dir dabei helfen. So kannst du Schritt für Schritt immer besser planen, wie viel Zeit du für bestimmte Tätigkeiten aufwenden musst. Diese Pflanzen eignen sich zum Anbau Auch welche Arten von Pflanzen du anbauen möchtest, solltest du dir vorher gut überlegen. (Foto: CC0 / Pixabay / PierreGilbert) Für den Selbstversorgergarten eignen sich gerade zu Beginn vor allem Pflanzen, die auch ohne viel Mühe gut wachsen. Dazu gehören zum Beispiel: Radieschen, Mangold, Kürbis, Zucchini, Spinat, Rucola, Buschbohnen, Topinambur, Kartoffeln. Verschiedene Pflanzen enthalten zudem verschiedene Nährstoffe. Sie lassen sich vereinfacht in drei Kategorien unterteilen: Kohlenhydratreiche Pflanzen: zum Beispiel Kartoffeln, Mais, Möhren, alle Obstsorten… Eiweißreiche Pflanzen: zum Beispiel Buschbohnen, Dicke Bohnen, Erbsen, Sojabohnen, Walnüsse, Haselnüsse,… Fettreiche Pflanzen: Sonnenblumen, Lein, Mohn, Walnüsse, Haselnüsse,… Ein Saisonkalender gibt dir die beste Orientierung, welche regionalen Obst- und Gemüsesorten du in welchem Monat anbauen und ernten kannst. Beim Utopia-Saisonkalender sind auch die Lagerungszeiträume angegeben. Um deinen Selbstversorgergarten vollständig zu planen, solltest du dich vorher intensiv damit auseinandersetzen, welche Pflanzen an welcher Stelle des Gartens überhaupt in Frage kommen. Nimm dir die Zeit dich zu belesen, zu recherchieren und dich mit anderen auszutauschen! Für die Auswahl deiner Pflanzen sind außerdem deine Region, klimatische Bedingungen und die Bodenbeschaffenheit von Bedeutung. Beachte: Um das ganze Jahr von Lebensmitteln aus dem Selbstversorgergarten essen zu können, musst du sie gut lagern oder auf andere Weise haltbar machen. Dafür kannst du sie Gemüse oder Obst einkochen, trocknen, fermentieren, salzen, säuern oder zuckern. So kannst du zum Beispiel eingelegte Gurken, getrocknete Tomaten, Sauerkraut, Trockenobst, Marmeladen, Mus oder Chutney herstellen. Orientiere dich dabei gern an folgenden Ratgebern: Kräuter trocknen – 4 Kräuter, die sich gut eignen Eingelegtes Gemüse: Grundprinzip und leckere Rezepte Lebensmittel konservieren: 3 einfache Methoden Pilze trocknen: Im Ofen oder an der Luft Kandierte Früchte selber machen: Schritt-für-Schritt-Anleitung Material und Geräte für den Selbstversorgergarten Bevor du loslegst mit deinem Vorhaben, solltest du dir einige wichtige Dinge besorgen. Mithilfe des richtigen Materials und qualitätvollen Gartengeräten gelingt dir die Arbeit gleich viel besser. Deine Ausrüstung für Wind und Wetter: unentbehrlich sind Gummistiefel, Regenjacken und -hosen und Gartenhandschuhe (zum Beispiel mit Naturkautschuk). Weil du viel auf dem Boden knien wirst, sind Knieschoner oder ein Kniekissen sinnvoll. Gartengeräte: Spaten, Rechen, Harke, Astschere, Gartenschere, Hacke, Schaufel, Besen, Messer und Unkrautstecher sind die wichtigsten Gartengeräte. Für das Mähen kannst du einen Rasenmäher nehmen oder sogar zu Sichel oder Sense greifen. Auch eine Leiter, mehrere Eimer, eine Gießkanne und eine Schubkarre zählen zu den wichtigsten Utensilien. Suche dir dafür am besten gebrauchte Geräte, um Geld und Ressourcen zu sparen. Pflanzgefäße: Anzuchttöpfe und Pflanztöpfe in verschiedenen Größen sind essentiell. Greife dafür möglichst auf umweltfreundliche Optionen zurück. Lies dazu: Plastik-Pflanztöpfe vermeiden: 8 Alternativen. Wenn du Eier kaufst, kannst du die Eierkartons als Anzuchttopf weiterverwerten. Größere Anschaffungen: Ein:e Selbstversorger:in sollte sich noch ein Frühbeet, ein Gewächshaus, einen Pflanztisch, Hochbeete, ein Lagerhaus oder einen Lagerkeller und einen Kompost anlegen. Für deine lagerbare Ernte sind stapelbare Kisten praktisch. Auch Gießwasser sollte du organisieren. Außerdem hilfreich: Gieß-Tipp: Ollas verwenden und selber bauen Gewächshaus bepflanzen: Darauf solltest du achten Hochbeet bepflanzen: Diese 8 Gemüsesorten eignen sich besonders Selbstversorgergarten: Fazit Mit einem Selbstversorgergarten bist du unabhängig von der globalen Landwirtschaft. (Foto: CC0 / Pixabay / NatureFriend) Komplette Selbstversorgung aus dem eigenen Garten ist heutzutage nahezu unmöglich. Dazu müsstest du sehr viele Kompromisse und harte Arbeit in Kauf nehmen. Hinzu kommen Wetterbedingungen und Ernteausfälle. Dennoch gibt es viele Gründe sich an einen Selbstversorgergarten heranzuwagen. Das Wissen und Können, das du dir damit aneignest, kann dir niemand nehmen. Gerade bei Obst und Gemüse ist Selbstversorgung sinnvoll: Im Jahr 2020 produzierte die deutsche Landwirtschaft nur 22 Prozent des Obstes und 37 Prozent des Gemüses, das zum Verkauf angeboten wurde, selbst. Der Rest wurde aus anderen Ländern importiert. Wenn du weniger abhängig von dieser globalen industriellen Landwirtschaft sein möchtest, ist ein Selbstversorgergarten eine gute Möglichkeit. Weiterlesen auf Utopia.de: Garten ist Therapie: 6 Tipps, wie dich Gärtnern glücklich macht Buchtipp: Selbst denken, selbst machen, selbst versorgen – ein Bauer zeigt, wie’s geht Subsistenz: Das bedeutet der Begriff in der Nachhaltigkeitsforschung ** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos. War dieser Artikel interessant? 17 0 Vielen Dank für deine Stimme! Verwandte Themen: Bienen Garten Gewusst wie Lebensmittel HOL DIR DEN UTOPIA NEWSLETTER Leave this field empty if you're human: